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Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch

Titel: Des Teufels Wörterbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambrose Bierce
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kann.
    Speck, der – Mumie eines in Salzwasser einbalsamierten Schweins.
    Speichellecker, der – Nützlicher Funktionär.
    Speiseröhre, die – Der Teil der Nahrungskanalisation, der zwischen Lust und Geschäft liegt.
    Spieler, der – Mann.
    Spitze, die – Feiner und kostspieliger Stoff, in dem die weibliche Seele steckt wie ein Fisch im Netz.
    Sprache, die – Jene Musik, mit der wir die Schlangen beschwören, die fremde Schätze bewachen.
    Sprichwort, das – Entbeinte Weisheit für schwache Zähne.
    Staatsfinanzen, die (pl.) – Kunst oder Wissenschaft, Steuereinnahmen und sonstige Geldmittel zu verwalten, und zwar zum größtmöglichen Vorteil des Verwaltenden.
    Steinigung, die – Unfreundlicher Anwurf.
    Sterblichkeit, die – Der uns bekannte Teil der Unsterblichkeit.
    Stimmrecht, das – Instrument und Symbol für die Macht des freien Mannes, sich zum Narren zu machen und sein Land zu ruinieren.
    Stock, der – Gegenstand; bestens geeignet zur Ermahnung des liebenswerten Verleumders und des unaufmerksamen Rivalen.
    Story, die – Meistens unwahre Erzählung. Die Wahrheit der nachstehend aufgeführten Stories wurde bisher jedoch noch nicht erfolgreich angefochten.
    * Eines Abends fand sich Mr. Rudolph Block aus New York beim Dinner neben dem hervorragenden Kritiker Percival Pollard wieder.
    »Mr. Pollard«, sagte er. »Zwar ist mein Buch, Die Biographie einer toten Kuh , anonym erschienen, aber meine Urheberschaft kann Ihnen kaum verborgen geblieben sein. Trotzdem sagen Sie in Ihrer Rezension, es handle sich um das Werk des größten Trottels in diesem Jahrhundert. Halten Sie das für faire Kritik?«
    »Es tut mir sehr leid«, erwiderte der Kritiker liebenswürdig, »aber mir war nicht so klar, daß es tatsächlich Ihr Wunsch gewesen ist, dem Publikum die Identität des Verfassers vorzuenthalten.«
    * W. C. Morrow aus San José, Kalifornien, schrieb mit Hingabe Gespenstergeschichten, die beim Leser das Gefühl auslösten, eine Schar Eidechsen, frisch aus dem Eis, krieche seinen Rücken hinauf und verberge sich in seinem Haar. Zu jener Zeit glaubte man, in San José spuke der sichtbare Geist eines Banditen namens Vasquez, der dort gehängt worden war. Die Stadt war nicht eben gut beleuchtet, und die Leute von San José begaben sich, sehr sanft ausgedrückt, nachts nur ungern aus dem Haus. In einer besonders finsteren Nacht waren zwei Gentlemen am einsamsten Ort innerhalb der Stadtgrenzen unterwegs und redeten laut miteinander, um sich Mut zu machen, als sie auf J. J. Owen stießen, einen bekannten Journalisten.
    »Meine Güte, Owen«, sagte einer von ihnen. »Was führt Sie denn in so einer Nacht hierher? Sie selbst haben mir doch gesagt, daß das hier eine der Stellen ist, an denen Vasquez besonders gern spukt. Und Sie glauben doch daran! Wieso trauen Sie sich dann ’raus?«
    »Lieber Freund«, erwiderte der Journalist in einem trübe herbstlichen Tonfall, dem Seufzen eines mit Laub überladenen Windes vergleichbar, »ich traue mich nicht 'rein. Ich habe eine Story von Will Morrows in der Tasche und wage nicht, irgendwohin zu gehen, wo genug Licht zum Lesen ist.«
    * Der berühmte Staatsmann Champ Clark lebte einst etwa eine Meile außerhalb des Dorfs Jebigue in Missouri. Eines Tages ritt er auf seinem Lieblingsmaultier in den Ort, und nachdem er das Tier auf der Sonnenseite der Straße vor einem Saloon angebunden hatte, ging er in seiner Eigenschaft als Abstinenzler in den Saloon, um den Barkeeper darauf aufmerksam zu machen, daß Wein unzuträglich sei. Der Tag war schrecklich heiß. Bald kam ein Nachbar herein, sah Clark und sagte:
    »Champ, es ist nicht in Ordnung, das Maultier da draußen in der Sonne zu lassen. Es wird braten, darauf können Sie sich verlassen. Als ich eben vorbeigekommen bin, hat es schon geraucht.«
    »Na, das macht überhaupt nichts«, sagte Clark leichthin; »es ist ein leidenschaftlicher Raucher.«
    Der Nachbar bestellte eine Limonade, schüttelte dabei den Kopf und wiederholte, es sei nicht in Ordnung.
    Er war Mitwisser einer Verschwörung. In der vergangenen Nacht hatte es im Ort gebrannt; ein Stall in der nächsten Gasse hatte in Flammen gestanden, und viele Pferde hatten sich die Unsterblichkeit zugezogen, darunter auch ein Füllen, das durch Grillen zu einer tiefen Walnußbräune gediehen war. Einige der Jungs hatten Mr. Clarks Maultier losgebunden und den sterblichen Teil des Füllens an seine Stelle gelegt.
    Schon bald betrat ein weiterer Mann den Saloon. »Um Himmels

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