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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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verlief zurück zur Hauptstraße an einem großen Parkplatz entlang, der um diese Nachtstunde leer war. Ich kurvte langsam herum und starrte auf die Container am anderen Ende. Sie stammten vermutlich aus ausländischen Häfen und mussten noch durch den Zoll, wo man sie streng kontrollieren würde. Es wäre viel zu schwierig, in dieses Gebiet hinein und wieder hinauszugelangen, besonders wenn man zweifelhaftes Gepäck wie zum Beispiel Leichenteile oder Ähnliches mit sich herumtrug. Ich musste entweder nach einem anderen Areal suchen oder zugeben, dass es Zeitverschwendung war, schwammigen Ahnungen hinterherzujagen, die von einer Reihe quälender Träume und einer spärlich bekleideten Puppe herrührten. Und je früher ich das zugab, desto größer wurde meine Chance, Deb zu finden. Sie war nicht hier. Es gab keinen Grund dafür.
    Endlich, ein logischer Gedanke. Ich fühlte mich bereits besser, und gewiss wäre ich selbstgefällig geworden – wenn ich nicht einen vertrauten Transporter gesehen hätte, der direkt an der Innenseite des Zauns parkte und auf dessen Seite sich ein Aufdruck befand: »Alonzo Brothers«. Die private Versammlung im Keller meines Verstands sang zu laut, als dass ich mein Grinsen hätte hören können, also fuhr ich an den Rand und stellte den Wagen ab. Der schlaue Bub in mir klopfte an die Pforten meines Gehirns und rief »Beeilung! Beeilung! Los, los, los!« Aber aus dem hinteren Teil glitt die Eidechse hoch zum Fenster und züngelte warnend, und so saß ich einen Augenblick einfach da, bevor ich schließlich aus dem Wagen stieg.
    Ich ging hinüber zum Zaun und stand dort wie ein Kleindarsteller in einem Film über ein Gefangenenlager im Zweiten Weltkrieg. Meine Finger umklammerten die Maschen des Zauns, und ich starrte gierig auf das, was dahinter lag, nur ein paar unüberwindbare Meter entfernt. Ich war überzeugt, dass es für eine so erstaunlich intelligente Kreatur wie mich einen einfachen Weg hinein geben musste, aber es war bezeichnend für meinen momentanen Zustand, dass ich keine zwei Gedanken miteinander verknüpfen konnte. Ich musste hinein. Ich konnte aber nicht hinein. Und so klammerte ich mich an den Zaun und schaute hinein, in dem Bewusstsein, dass sich alles, was zählte, dort befand, nur ein paar Meter weit weg, und ich war vollkommen unfähig, mein riesiges Gehirn auf dieses Problem zu konzentrieren und eine Lösung zu finden, als es zurückprallte. Der Verstand sucht sich häufig einen schlechten Zeitpunkt, um auf Wanderschaft zu gehen, nicht wahr? Mein Rücksitzalarm schrillte. Ich musste weg hier – und zwar sofort. Ich stand verdächtig in einem stark überwachten Gebiet herum, und es war Nacht. Jeden Moment würde einer der Wächter sich für den hübschen, jungen Mann interessieren, der intelligent durch den Zaun spähte. Ich musste den Wagen nehmen und im Fahren einen Weg hinein finden. Ich trat vom Zaun zurück, den ich mit einem letzten verlangenden Blick betrachtete. Genau dort, wo meine Füße den Zaun berührt hatten, war eine kaum zu erkennende Lücke. Jemand hatte den Draht durchtrennt und gerade genug Raum geschaffen, damit ein Mensch oder eine gute Kopie wie ich hindurchschlüpfen konnte. Das lose Stück wurde von dem Gewicht des parkenden Transporters an Ort und Stelle gehalten, damit es nicht hin und her schwang und sich so verriet. Es konnte erst vor kurzem passiert sein, an diesem Abend, nach der Ankunft des Lasters.
    Meine finale Einladung.
    Ich zog mich vorsichtig zurück, spürte, wie ein geistesab-wesendes, automatisches Begrüßungslächeln mein Gesicht tarnte. Hallo, Officer, ich gehe spazieren. Wunderbarer Abend für eine Zerstückelung, finden Sie nicht? Ich schlurfte unbeschwert hinüber zu meinem Auto, betrachtete nichts als den Mond über dem Wasser und pfiff ein fröhliches Liedchen, während ich einstieg und davonfuhr. Niemand schien mir auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken – abgesehen natürlich von dem Halleluja-Chor in meinem Kopf. Ich lenkte meinen Wagen in eine Lücke drüben beim Kreuzfahrtbüro, vielleicht hundert Meter von meinem kleinen handgearbeiteten Eingang ins Paradies. Ein paar andere Autos parkten in der Nähe. Niemand würde einen Gedanken an meines verschwenden.
    Aber während ich es abstellte, glitt ein Wagen auf den Platz daneben, ein dunkelblauer Chevy mit einer Frau am Steuer. Ich saß einen Moment reglos da. So wie sie.
    Ich öffnete die Tür und stieg aus.
    Ebenso wie Detective LaGuerta.

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