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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Ihnen abgemeldet. Sie ist im Dienst – sie sollte bei Ihnen sein.«
    »Sie war nicht hier.«
    »Ach, gottverdammt«, sagte er. »Sie meinte, Sie hätten einen Beweis, den wir brauchen.«
    »Das stimmt«, sagte ich. Und legte auf.
    Ich war verdammt sicher, dass ich den Beweis hatte.
    Ich wusste nur nicht genau, worin er bestand. Aber ich musste es herausfinden, und ich glaubte nicht, dass mir dazu noch besonders viel Zeit blieb. Oder um ganz präzise zu sein, dass Deb noch besonders viel Zeit blieb.
    Und wieder einmal hatte ich keine Ahnung, woher ich das wusste. Ich hatte mir nicht bewusst gesagt: »Er hat Deborah.« Keine alarmierenden Bilder ihres drohenden Schicksals waren vor meinem geistigen Auge aufgetaucht. Und ich hatte auch keine blendenden Geistesblitze oder dachte »Hmm, Deb sollte längst hier sein, das sieht ihr gar nicht ähnlich.« Ich wusste es einfach, genau wie ich beim Aufwachen gewusst hatte, dass Deborah zu mir aufgebrochen war und es nicht geschafft hatte, und ich wusste, was das bedeutete.
    Er hatte sie.
    Und er hatte sie nur deshalb, um mir gefällig zu sein, da war ich sicher. Er war mir näher und näher gekommen – war in mein Apartment eingedrungen, hatte mir mit seinen Opfern kleine Botschaften hinterlassen, hatte mich mit Hinweisen und kurzen Blicken auf das geneckt, was er tat. Und nun war er mir so nah, wie er nur sein konnte, ohne sich im selben Zimmer aufzuhalten. Er hatte Deb, und er wartete gemeinsam mit ihr. Wartete auf mich.
    Aber wo? Und wie lange würde er warten, bevor er ungeduldig wurde und ohne mich zu spielen begann? Und ohne mich wusste ich verdammt genau, wer sein Spielkamerad sein würde – Debbie. Sie war angetan mit ihrem Nuttenkostüm bei mir in der Wohnung gewesen, für ihn die vollkommene Geschenkverpackung. Es musste ihm wie Weihnachten vorgekommen sein. Er hatte sie, und heute Abend würde sie seine spezielle Freundin sein. Ich wollte sie mir nicht so vorstellen, ausgestreckt und gefesselt, gezwungen zu beobachten, wie schrecklich langsam Teile von ihr für immer verschwanden. Aber so würde es sein. Unter anderen Umständen hätte es eine wundervolle Abendunterhaltung sein können – aber nicht mit Deborah. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das nicht wollte, dass ich nicht wollte, dass er etwas Wundervolles und Bleibendes tat, nicht heute Nacht. Später vielleicht, mit jemand anderem.
    Wenn wir uns ein wenig besser kannten. Aber nicht jetzt. Nicht mit Deborah.
    Und bei diesem Gedanken schien auf einmal alles viel besser. Es war so angenehm, das geklärt zu haben. Ich sah meine Schwester lieber lebendig als in kleinen blutleeren Teilchen. Reizend, ja fast menschlich von mir.
    Nun, das war geklärt, was jetzt? Ich konnte Rita anrufen, vielleicht mit ihr ins Kino gehen oder im Park spazieren. Oder, mal überlegen – vielleicht, ich weiß nicht … Deborah retten? Ja, das klang lustig. Aber … Wie?
    Ich hatte natürlich ein paar Anhaltspunkte. Ich wusste, wie er dachte – alles in allem dachte ich genauso. Und er wollte, dass ich ihn fand. Diese Botschaft hatte er laut und deutlich verkündet. Wenn es mir gelang, mir diese blödsinnigen Albernheiten aus dem Kopf zu schlagen – all diese Träume und New-Age-Gespenster und alles andere –, dann war ich gewiss, den logischen und korrekten Ort ausfindig machen zu können. Er hätte sich Deborah nicht geschnappt, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, mir alles übermittelt zu haben, was ein schlaues Ungeheuer brauchte, um ihn zu finden.
    Nun denn, schlauer Dexter – finde ihn. Spür den Debnapper auf. Setz deine rastlose Logik wie ein Rudel Polarwölfe auf diese Spur an. Jag den Motor deines Gigantengehirns hoch, spüre den Fahrtwind an den sprühenden Synapsen deines machtvollen Verstandes, während er mit Höchstgeschwindigkeit auf die schönen, unvermeidlichen Schlussfolgerungen zurast. Lauf, Dexter, lauf.
    … Dexter?
    Hallo? Jemand zu Hause?
    Offensichtlich nicht. Ich spürte keinen Wind an meinen sprühenden Synapsen. Ich war so leer, als hätte ich nie existiert. Kein Strudel lähmender Emotionen, natürlich nicht, denn ich besaß keine Emotionen, die hätten strudeln können. Aber das Ergebnis war ebenso entmutigend. Ich fühlte mich betäubt und ausgelaugt, so als könnte ich tatsächlich fühlen. Deborah war verschwunden. Sie war in schrecklicher Gefahr, Teil einer faszinierenden künstlerischen Performance zu werden. Und ihre einzige Hoffnung auf eine Art Weiterleben außerhalb einer Reihe

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