Des Todes Liebste Beute
Eltern.« Über sein Gesicht fiel ein Schatten. »Ihr Vater stritt sich gerade mit mir um das Sorgerecht, als sie dann doch starb. Ihre Eltern wollten einfach nicht, dass sie dahinvegetierte, und natürlich wusste ich, dass sie Recht hatten. Aber ich brachte es trotzdem nicht übers Herz. Sie
lebte
doch noch.«
»Und solange sie lebte, konnte man Hoffnung haben.«
»Ja. Dann hatte Debras Mutter einen Herzanfall. Ihr Vater behauptete, dass es sie umbrachte, Debra Jahr um Jahr in diesem Zustand sehen zu müssen. Er beantragte das Sorgerecht für Debra, einen Monat bevor sie sich eine Infektion zuzog und von allein starb. Ihre Eltern und ich gingen nicht gerade in dem, was man als freundschaftliches Einvernehmen bezeichnet, auseinander.«
»Das kann ich mir denken.«
Er seufzte. »Debra und Ruth waren Cousinen. So lernten wir uns damals kennen. Sean und Ruth haben mich auf einem Blind Date mit ihr verkuppelt.«
Das war aus irgendeinem Grund wichtig, fiel Kristen wieder ein, und sie suchte in ihrer Erinnerung nach einer Verbindung. Als sie sie fand, nickte sie. »Das war es, was Ruth neulich, als sie hier war, angesprochen hat. Ihre Mutter hat Debras Eltern zur Taufe eingeladen.«
Abe lächelte. »Sehr gut. Wenn du jetzt auch noch weißt, was ich zu ihnen sagen soll, wenn ich ihnen begegne, dann bin ich beeindruckt. Aber jetzt haben wir genug quälende Erinnerungen ausgetauscht. Jedenfalls für heute.« Er stand auf und zog sie mit sich, bis ihre Füße den Boden berührten. Er küsste sie auf die Stirn, presste seine Lippen sanft ein paar Herzschläge lang auf ihrer Haut. Dann schubste er sie spielerisch in Richtung Schlafzimmer. »Eine Massage. Und dann bereite ich mich auf eine elend lange, ungemütliche Nacht auf dem Sofa vor.«
»Ist mein Sofa denn unbequem?«
»Nein.« Er grinste. »Aber ich werde mich trotzdem so fühlen.«
Sie blieb stehen, ihr ganzer Körper versteifte sich. Er trat näher an sie heran, und sie spürte seine Wärme im Rücken. »Es tut mir wirklich Leid,« flüsterte sie. Das war die Wahrheit. Und wie sehr es ihm erst Leid tun würde, wenn es schließlich so weit war.
Er schob ihr die Locken aus dem Nacken und küsste sie zärtlich. Sie schauderte. »Das muss es nicht«, murmelte er. »Ich meine, was ich gesagt habe. Alles zu seiner Zeit. So und nicht anders machen wir es.«
Sie sammelte allen Mut zusammen. »Du wirst aber … enttäuscht sein.«
Sein Atem strich heiß über ihren Nacken. »Das glaube ich nicht. Aber darüber musst du dir im Moment keine Sorgen machen. Jetzt sorge ich erst mal dafür, dass die harten Stränge auf deinem Rücken wieder geschmeidig werden, und dann schläfst du wie ein Baby.« Wieder schubste er sie sanft vorwärts. »Ich garantiere es dir.«
Sie blieb neben dem Bett stehen. Zupfte unsicher an ihrer Bluse. Fühlte sich dumm, albern, kindisch. Sie war einunddreißig Jahre alt, du liebe Zeit.
»Wie immer du dich am wohlsten fühlst«, murmelte er. »Du hast gesagt, du vertraust mir.«
Sie holte tief Luft und legte sich, vollständig angezogen, bäuchlings aufs Bett. »Das tue ich auch.«
Mehr als jedem anderen Mann, den ich kennen gelernt habe.
»Rutsch ein Stückchen«, sagte er und setzte sich neben ihre Hüfte. »Ich sag es dir lieber direkt von Anfang an. Ich habe wegen Debra massieren gelernt. Dadurch lässt sich der Muskelschwund aufhalten, aber das Hospiz damals hatte nicht das Personal, um es regelmäßig zu tun.«
Sie versteifte sich, als seine Hände sie berührten, aber er sagte nichts, sondern begann, ihre Muskeln mit methodischem Geschick zu bearbeiten, bis sie sich zu entspannen begann. »Hmm, du bist wirklich gut darin.«
Er schwieg weiter, knetete einfach nur ihren Rücken, und sie seufzte. Und fragte sich unwillkürlich, wie es sich anfühlen würde, wenn seine Hände direkt auf ihrer Haut lagen.
Er verharrte mitten in der Bewegung. »Wahrscheinlich viel besser, denke ich«, murmelte er sanft. »Zieh deine Bluse aus.«
Wieder hatte sie laut gesprochen. Sie hätte erschreckt sein müssen, dass dieser Mann sie dazu brachte, ihre innersten Gedanken auszusprechen, aber sie war es nicht. »Dreh dich um.« Sie streifte ihr Hemd ab, zögerte aber mit dem BH . Der würde bleiben. Dann drehte sie sich wieder auf den Bauch. »Okay.« Dann wartete sie gespannt auf die erste Berührung seiner Hände und sog scharf die Luft ein, als sie kam. Er hatte Recht. Es fühlte sich sehr viel besser an.
»Du hast einen schönen Rücken«, bemerkte
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