Des Todes Liebste Beute
niemals vergessen würde.
Vergewaltigung.
Sie war vergewaltigt worden. Er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben, während seine Gedanken um das Wort kreisten. Er verspürte einen solchen Hass auf den Mann, der es getan hatte, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als ihm die Eingeweide bei lebendigem Leib herauszureißen. Und plötzlich empfand er Respekt, ja Dankbarkeit für diesen Killer, der bereits einige Vergewaltiger von diesem Planeten entfernt hatte. Es war falsch, so zu empfinden, aber wenn er in diesem Moment gewusst hätte, wer es ihr angetan hatte, dann wäre auch er vielleicht zu einem Rachemord fähig gewesen, das wusste er.
»Möchtest du jetzt darüber reden?«, fragte er leise.
Sie versteifte sich und schüttelte wieder den Kopf, diesmal noch vehementer als vorher.
»Nein, nicht jetzt. Nicht jetzt.«
Er drückte sie an sich. »Dann schlaf.«
Montag, 23. Februar, 1.30 Uhr
Er hatte bei Conti die Kontrolle verloren. Das würde, durfte nicht wieder geschehen. Nicht, dass dieser Dreckskerl es nicht verdient gehabt hätte – dies und noch viel mehr. Aber er brachte sich selbst in Gefahr. Er hatte auf Contis Körper Spuren hinterlassen, dessen war er sich sicher, aber abgesehen davon, dass er die Leiche in ein Fass mit Lauge getaucht hatte, war ihm nichts eingefallen, was er sonst noch hätte unternehmen können. Geschehen war geschehen.
Du hättest ihn einfach begraben können und seine Familie ihn suchen lassen.
Doch das hätte ihn um den für ihn wichtigen Abschluss gebracht. Nun wusste die Welt, dass Conti für sein Verbrechen gegen Paula Garcia und ihr Ungeborenes, gegen das amerikanische Gesetz und nicht zuletzt gegen Kristen Mayhew bestraft worden war. Vielleicht würden es sich jene, die ihr Ansehen öffentlich beschmutzen wollten, nun zweimal überlegen, bevor sie den Mund aufmachten.
Er verlagerte sein Gewicht und suchte eine bequemere Haltung auf dem Beton des Daches. Er hatte sich einen neuen Ort suchen müssen. Wer hätte gedacht, dass es der Polizei mit Hilfe von Skinners Wagen gelingen würde, sein ursprüngliches Versteck zu finden? Respekt dafür. Mitchell und Reagan waren nicht dumm. Am wenigsten dieser Reagan. Er runzelte die Stirn, als ihm wieder einfiel, wie Reagan gekommen war, um Kristen vor diesen Schweinen zu retten, die sie von der Straße gedrängt hatten. Kristen war in seine Arme gefallen, als ob sie ihn schon ihr ganzes Leben und nicht erst ein paar Tage kennen würde.
Er konnte nur hoffen, dass Reagan nicht der Typ Mann war, der Situationen ausnutzte. Falls er dumm genug war, es zu versuchen, dann würde er feststellen, dass sie starke Verbündete im Hintergrund hatte.
Ah, endlich. Er hatte schon geglaubt, sein neues Zielobjekt würde nie kommen. Nach seinem kleinen Abstecher zu Conti hatte er wieder in sein Goldfischglas gegriffen, um seine Mission fortzusetzen. Der Mann, der heute Nacht an der Reihe war, hatte sich ausgesprochen leicht herlocken lassen. Er hatte Arthur Monroe in einer Bar gefunden, sich mit ihm angefreundet und ihm ein Bier ausgegeben. Monroe war sichtlich das Wasser im Mund zusammengelaufen, als er ihm von einem Vorrat an reinem Kokain erzählt hatte, von dem er ihm etwas verkaufen könnte, wenn er in dieser Nacht herkommen würde. Diese Nummer hatte in der Vergangenheit jedes Mal funktioniert, nur bei Skinner hatte er auf etwas anderes zurückgreifen müssen. Skinners Köder war das Versprechen auf diskreditierende Informationen über ein Opfer, das einen von Skinners Klienten der sexuellen Belästigung bezichtigte. Seine Lippen verzogen sich vor Abscheu. Skinner umzubringen war ein wahrhaftig großer Dienst an der Menschheit gewesen.
Aber heute Nacht ging es um Arthur Monroe. Er hatte sich an der kleinen Tochter seiner Freundin vergriffen und seine Schandtat damit gerechtfertigt, die Fünfjährige habe ihn »verführt«, er habe »nicht anders gekonnt« und es habe sich um eine »einmalige Sache« gehandelt. Kristen hatte den Fall verhandeln wollen, aber die Mutter hatte sich geweigert, ihre Tochter aussagen zu lassen. Er presste die Kiefer zusammen, als er sein Zielobjekt im Sucher fand. Die Eltern von missbrauchten Kindern weigerten sich meistens, sie aussagen zu lassen, weil sie – zu Recht – von der Presse und den gefühllosen Anwälten weiteren Schaden befürchteten. Doch in diesem Fall hatte die Mutter des Mädchens nur Angst gehabt, dass ihr Freund ins Gefängnis gehen musste. Und zu Kristens Schock hatte sich der Richter in
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