Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Fernseher ist dann natürlich aus.
Ist bei uns eine Lichtquelle.
Sehr gut, den muss ich mir merken, den Satz. «Ich brauche den Fernseher als Lichtquelle!» Warum bin ich da nicht drauf gekommen?!
Gibt es Rituale in deinem Leben? Bist du abergläubisch?
Ich bin nicht abergläubisch, aber ich trage immer noch einen Show-Ablauf-Plan der «Comedy Crocodiles» mit mir herum. Erinnert ihr euch? Meine erste Comedy-Gruppe: Bernhard Hoëcker, Keirut Wenzel und ich. Wir spielten Anfang der 90er Jahre jedes Wochenende bundesweit vor bis zu 20 Zuschauern – und wir hatten natürlich einen Ablaufplan mit allen Sketchen in großen Lettern, den man vor der Vorstellung auf den Bühnenboden geklebt hat, damit man weiß, was als Nächstes kommt. Unser ganzes Leben bestand damals aus Ablaufplänen. Nach jeder Show: «Kinder, wir müssen den Ablaufplan ändern! Der erste Teil ist zu kurz! – Alles klar! Machen wir morgen kurz vor der Show, das wird sicher reichen!» Ich habe einen der allerersten Ablaufpläne als Erinnerung aufgehoben.
Von welchem Jahr ist der?
Von 1993. Habe ich immer dabei, auch und insbesondere, wenn ich irgendwo auftrete.
Eben hast du noch gesagt, du musst nur das Publikum abdunkeln … hihi.
Es fällt mir tatsächlich jetzt erst ein! Ich habe den Plan permanent in der Tasche, ohne je bewusst draufzugucken. Aber er führt mich da irgendwie durch. Die wahren Ticks sind offenbar doch die, die man nicht als Erste nennt.
Das rührt mich jetzt. Gibt es irgendetwas, wovor du dich ekelst? Oder wovor du Angst hast?
Zusammengeschrumpelte Luftballons. Ich bin Seplophobiker, habe also Angst vor verrottendem Material.
Also das bezieht sich nicht nur auf Luftballons? Sondern auf alles, was verrottet?
Sämtliches verrottendes Material. So kann es vorkommen, dass ich Joghurt zwei Tage vor dem Verfallsdatum wegwerfe.
Das ist doch nur das Mindesthaltbarkeitsdatum …
Ja, und bei mir läuft dann der Film ab «In mindestens zwei Tagen ist das Zeug schlecht. Wer weiß, vielleicht auch doch schon heute, also lieber nicht mehr verzehren …» Bei Gerüchen aus dem Kühlschrank werde ich grantig. Die, die in der Kriegszeit aufgewachsen sind, haben das anders gehalten. Da hieß es: «Die Milch ist doch noch frisch!», dabei roch sie bestimmt schon, als wäre sie noch in der Kuh. Ich vergesse des Öfteren Milch im Kühlschrank, und es ist für mich eine schlimme Überwindung, sie zu entsorgen: Die Packung gibt schon nicht mehr nach, wenn ich sie anfasse, innen ist alles fest; ich nehme zwei Topflappen, gehe mit der Milch zum Ausguss und drehe sie um. Erst kommen nur drei Tropfen und mit einem Mal sackt der Rest nach – paff! Das ist so schrecklich.
Bei den Luftballons weiß ich ganz genau, wie es war: Mein Vater hatte mir auf dem Rummel einen lustigen dunkelblauen Ballonhasen geschenkt. Mit Helium gefüllt. Der hing bei mir im Kinderzimmer unter der Decke. Ich war sieben oder so. Nach etwa sechs Tagen kam der Hase irgendwann runter. Ganz langsam. Und irgendwann blieb er mitten im Zimmer einfach in der Luft stehen. Ich bekam schreckliche Angst vor dem Hasen, der inzwischen schielte und sich nicht mehr rührte.
Als Kind war ich wirklich albtraumgeplagt! Vor dem Bett stand ein Holzpfosten mit Haken dran. Da hatte meine Mutter mal einen Bademantel hingehängt, die Kapuze hochgesteckt und ihn nochmal oben mit einer Schlaufe fixiert. Kaum war das Licht aus, kamen die Mondstrahlen, und ich dachte: Da steht jemand. Und der hat sich womöglich erhängt. Glaubt nicht, ich wäre aufgestanden, um den Mantel abzuhängen. Auch dem blöden Schrumpelhasen habe ich Nacht für Nacht regungslos beim «Sterben» zugesehen. Bis heute fasse ich nur ungern schlaffe Luftballons an. Du drückst eine Seite ein, und auf der anderen Seite kommt so eine Wulst hoch, so Bläschen wie beim Ochsenfrosch. Horror! Diese Straßenkünstler, die aus Röhrenballons in Windeseile Pudel und Klapperschlangen formen, sind Helden. Ich kann ja nicht mal richtige Tiere anfassen, nicht mal Schildkröten. Vor Tieren habe ich einen Mordsbammel. Ich kann überhaupt keine Beziehung zu Tieren aufbauen. Ich hab vor 20 Jahren mal in Irland mit Freunden geangelt, so mit Köderkörben und Ähnlichem. Da haben wir natürlich auch Fische rausgezogen, und die mussten dann schnell mit einem Holzkeil erschlagen werden. Die anderen konnten das, ohne nachzudenken. Ich war fertig mit den Nerven.
Oh! Das kann ich auch nicht. Mein
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