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Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
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Vater war ja Angler … Traumata!
     
    Und als Kind hattest du keine Tiere?
     
Nein, nie.
     
    Könntest du jetzt kein Meerschweinchen anfassen?
     
Nein. Ich musste deswegen sogar mal einen Dreh abbrechen. Ich habe mal eine Reise-Dokumentation für RTL gemacht: «Pastewka in Japan». Mein Team und ich besuchten einen Zoo nahe Tokio. Wir hatten schon ein paar Tiere und nette Situationen gefilmt, aber es war noch Zeit. Da kamen wir auf die Idee, mich noch ein paar kurze Ankündigungstexte sprechen zu lassen; so etwas wie: «Die neuen Folgen von ‹Pastewkas Reisen›: immer freitags um 22   :   45 Uhr bei RTL!» Und mein lieber Freund Alexander, der den Film machte, kam auf die hübsche Idee, mich diese Ansagen in einem übergroßen, begehbaren Tierkäfig sprechen zu lassen. Ein Gehege mit jungen Ziegen, Papageien, aber vorwiegend ganz kleinen Affen, Lemuren ähnlich, die, während ich sprach, herumwuseln und sich an meiner Schulter festkrallen sollten. Hübsche Idee, aber ich habe nach zwei Minuten unverrichteter Dinge abgebrochen. Nicht etwa, weil ich dachte, dass die Mini-Affen mir einen heftigen Klaps geben oder mich versehentlich kratzen. Meine panische Angst war, dass ich im Gehen mit Blick in die Kamera auf ein Tier drauftrete. Mein Team dachte, ich hätte Angst vor den Affen. Dabei war es eigentlich andersherum: Ich hatte Sorge, dass das Tier Angst vor mir bekommt.
     
    Hast du Erinnerungen, woher das kommen könnte? Die Erfahrung mit dem Luftballon war ja sehr konkret.
     
Die Frage ist, ob es sich wirklich immer so unmittelbar ableiten lässt. Als Kind hatte ich zu viel Phantasie, gleichzeitig aber auch eine starke Abneigung gegen neue Dinge, gegen Zufälliges oder das Ausgeliefert-Sein. Als Kleinkind hat mich auf dem Spielplatz mal ein Hund angesprungen. Da saß ich gerade in einer Wipp-Schaukel, das sind diese Sitze auf blauen Stahlspiralen, die so comichaft wie «Pac Man» aussehen. Der Hund hat mich fröhlich zum Punching-Ball umfunktioniert. Ich kam aus diesem Ding nicht mehr raus, und der Hund lag noch halb auf mir drauf und sabberte.
Bei der Serie «Pastewka» haben wir vor kurzem auch wieder mit einem Hund gedreht. Er sollte in der Szene an mir hochspringen und mir den Weg versperren. Mein Regisseur und das Team bereiteten alles vor, während ich mit dem Hundetrainer übte. Das ist zumeist ein Herr mit Daunenjacke und Shampoo-Allergie, der es ja auch nur gut meint und sich wünscht, dass ich diesen Hund erst mal so richtig kennenlerne, damit es fluppt, wenn die Kamera läuft. «Der tut nichts, wenn er dir vertraut!» Natürlich tut der nichts, aber allein dieses Wirre und Unkontrollierte, was diese Tiere machen, was für den Tiertrainer ganz normal ist und auch für alle anderen normal ist, verunsichert mich, und solche Szenen brauchen ewig mit mir.
     
    Wenn du als Kind so ein Schisser warst, warst du denn auch Opfer? Bist du oft gehänselt und verprügelt worden?
     
Ich war einfach der Verpeilteste in der Grundschule und wurde üblicherweise täglich verkloppt. Das allein hätte ausgereicht, doch es kam noch etwas anderes, viel Tragischeres dazu. Wir hatten eine jüdische Lehrerin, die, wie ich viel später erfuhr, die Internierung in einem Konzentrationslager überlebt hatte. Ich war acht Jahre alt, es war Ende der 70er Jahre, und diese Lehrerin zeigte uns Drittklässlern Fotos aus Auschwitz und, offenbar um uns mit der deutschen Geschichte vertraut zu machen und uns zugleich vor Aggression zu warnen, den berühmten französischen Dokumentar-Kurzfilm «Nacht und Nebel», der den Deutschen 1955 das Grauen ihres Krieges aufs Schlimmste vor Augen führte.
     
    Die skelettierten Menschen? Den haben wir auch gesehen.
     
Genau. Die Dame hat uns die Bedeutung des Films, der Verschleppungen durch das NS-Regime und indirekt ihre eigene Geschichte erklärt. Ich war Kind, ich kam nicht im Entferntesten darauf, dass der Unterricht bedenklich sei und habe nichts gesagt. Meine Mutter war selber Grundschullehrerin, und daher glaubte ich, alles sei gut, das müsse so sein. In dieser Zeit habe ich mir den Schrumpelhasen zurückgewünscht. Oder den Sportunterricht. Ich hatte eine ganz fürchterlich sadistische Schwimmlehrerin: «Guckt euch mal den Taugenichts an!» Das sollte ich sein. «Der kann nicht schwimmen. Und ihr wollt doch nicht, dass euch das auch mal so geht!» Irgendwann drehte sich das, und ich dachte: Okay, meine Rolle ist, der langsamste Schwimmer der Klasse zu sein! Kann ich mit leben. Ich

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