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Deshalb heisse ich Starker Baer

Deshalb heisse ich Starker Baer

Titel: Deshalb heisse ich Starker Baer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Korschunow
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solche Köpfe wie Männer, aber oft nicht so starke Muskeln.« Doch jetzt waren wir beide allein, und dass meine Muskeln stark genug sind, konnte sich mein Vater sicher denken.
    »Nehmen wir das Seil mit?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte er, »ein Seil braucht man nur an ganz schwierigen und gefährlichen Bergwänden. Bevor man sich an so etwas heranwagt, muss man erst einmal klettern lernen. Wir gehen auf einen richtigen Felsenberg, aber auf einen, wo man ohne Seil vorwärtskommt. Dort bist du mein Schüler und ich zeige dir, wie man klettert. Einverstanden?«
    »Hm«, machte ich. Ich hätte viel lieber ein Seil mitgenommen und es oben auf meinen Rucksack gebunden. Dann hättendie Leute gestaunt, besonders die Großen aus unserer Bande, die mich immer »Kleiner« nannten. Aber meinem Vater mochte ich das nicht sagen, der hätte mich bestimmt wieder ausgelacht.
    Abends packten wir unsere Rucksäcke. Wir taten Brot, Käse, Äpfel, Schokolade und Tee hinein und eine ganze Wurst. Über die Wurst freute ich mich am meisten, noch mehr als über die Schokolade, weil ich Wurst am liebsten mag.
    Dann gingen wir zu Bett. Ich sagte: »Hoffentlich träume ich von der Bergtour.« Aber ich träumte gar nichts.
    Am nächsten Morgen weckte mich mein Vater. Ich war noch müde und mochte nicht aufstehen. »Es ist ja erst sieben«, sagte ich. Das sage ich nämlich immer, wenn mich meine Mutter an den Schultagen weckt.
    Mein Vater lachte. »Sechs«, verbesserte er, »und so einer will am Seil klettern! Dabei kennt er noch nicht mal die Uhr und aus den Federn kommt er auch nicht heraus.«
    Ich zog mich schnell an und nahm meinen Rucksack. Wegen des Seiles brauchte ich mich nicht mehr zu ärgern. Die anderen Kinder im Haus schliefen sowieso noch. Niemand sah, wie wir die Treppen hinuntergingen und das Auto aus der Garage holten. Sogar die Straße war noch leer.

    Wir fuhren hinaus auf die Autobahn. Die Stadt, in der wir wohnen, liegt dicht am Gebirge. Es dauerte nicht lange, da tauchten schon die ersten Berge auf. Zuerst waren sie nur undeutlich zu sehen. Dann wurden sie größer und schwärzer. Mein Vater kennt alle Berge. »Das ist der Wendelstein, Martin«, sagte er, »und dort hinten guckt schon das Kaisergebirge hervor.«

    Er sagte mir auch, wie hoch jeder Berg ist, aber das habe ich vergessen. Es sind sehr große Zahlen, alle über tausend, und die Berge, die hinter diesen Bergen liegen, sind noch höher. Auf denen liegt sogar im Sommer Schnee.
    Es war längst hell und die Sonne schien. Mein Vater pfiff ein Lied. Das tut er immer, wenn er lustig ist. Meistens pfeift er irgendeinen Schlager aus der Hitparade.
    Wenn meine Mutter dabei ist, sagt sie: »Pfeif doch nicht so dumme Sachen! Oder pfeif sie wenigstens richtig!« Meine Mutter kann nämlich toll Klavier spielen und sehr schön singen, viel schöner als unsere Lehrerin, und Schlager gefallen ihr nicht besonders. Abends spielt sie uns immer etwas vor, das mögen wir gern.
    Aber ich mag es auch gern, wenn mein Vater pfeift, und wenn ich erst richtig pfeifen kann, pfeife ich mit.
    »Wann hast du eigentlich pfeifen gelernt?«, fragte ich.
    »Mit neun Jahren«, sagte er, »und vorher habe ich klettern gelernt, genau wie du. Sieh dir nur den blauen Himmel an.Das ist noch mal ein richtiger Klettertag, bevor der Herbstregen und die Kälte kommen. Der Wetterbericht war gut. Ich glaube, es wird eine pfundige Bergtour. Davon erzählst du noch, wenn du mal Opa bist und pfeifen kannst wie ein Kanarienvogel.
    Nach einer Stunde waren wir am Einstieg. Einstieg nennt man die Stelle am Berg, wo der Weg nach oben beginnt. Neben dem Weg stand ein Forsthaus. Im Garten spielte der Förster mit seinem Dackel.
    »Dürfen wir das Auto bei Ihnen lassen?«, fragte mein Vater.
    »Stellen Sie es hinten auf den Holzplatz«, sagte der Förster, »dort ist esschattig. Wollen Sie ganz hinauf aufs Spitzhorn?«
    Spitzhorn war der Name von unserem Berg und mein Vater nickte.
    »Da haben Sie Glück mit dem Wetter«, meinte der Förster, »morgen gibt es Regen.«
    »Das stand aber nicht im Wetterbericht«, sagte mein Vater, »der war gut.«
    »Ich kümmere mich nicht um den Wetterbericht«, erwiderte der Förster, »ich kümmere mich um mein linkes Bein. Wenn das wehtut, gibt es Regen. Heute bleibt es noch schön, das ist die Hauptsache. Schafft es ihr Sohn denn bis zum Gipfel?«
    »Klar«, sagte mein Vater, »der hält durch. Und für den Abstieg nehmen wir die andere Seite, dort ist es nicht so steil. Also vielen

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