Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
rannte und zerrte ihn am Arm, als ich ihn eingeholt hatte. »Kenny!«
Er drehte sich zu mir um und sah so verletzt aus, dass ich dachte, es würde mir das Herz brechen.
»Erzähl mir nicht«, sagte er, seine Stimme voller bitterem Sarkasmus, »es ist nicht das, was ich denke.«
»Ist es auch nicht«, sagte ich, obwohl ich wusste, wie flach und leer sich die Worte anhörten.
»Im Ernst, Eva? Im Ernst? Weil ich gerade eine ganze Menge denke und nichts davon ist gut.«
»Was machst du hier?«, fragte ich und merkte, dass mich das noch weiter belastete, so als würde ich ihn dafür beschuldigen, mich auf frischer Tat ertappt zu haben.
»Ich bin gekommen, um dich zu sehen. Eigentlich«, sagte er. »Selbst schuld, dass ich etwas Nettes und Spontanes machen wollte, wie die Frau zu sehen, nach der ich verrückt bin. Also, wie lange läuft das schon?«
»Nichts läuft hier, Kenny. Ich habe ihn seit dem Tag mit dem Feuer nicht gesehen. Wir haben nur geredet.«
»Klar. Geredet. Am Teich. Über was?«
»Das geht dich nichts an.«
Oh, du hilfst dir gerade
so
überhaupt nicht
, sagte eine innere Stimme zu mir.
Shaun kam auf uns zu.
»Wer bist du?«, fragte er Kenny mit einer machomäßigen Was-machst-du-mit-meinem-Mädchen-Stimme. Ich senkte den Kopf und bedeckte die Augen voller Scham mit den Händen.
»Ich bin ihr
Freund
«, sagte Kenny und passte sich Shauns Machismo perfekt an. »Dachte ich zumindest.«
»Tja, du machst sie gerade wütend«, sagte Shaun.
Das war’s.
»Würdet ihr beiden Affen einfach mal eure Schnauze halten?«, schrie ich. »Verdammt, glaubt ihr, ihr würdet mich besitzen? Zuerst einmal«, sagte ich und drehte mich zu Shaun, »er macht mich nicht wütend. Zweitens, du und ich haben nichts mehr miteinander zu tun und wir werden auch nie wieder etwas miteinander zu tun haben. Du hast nicht das Recht, hier den Supermann für mich zu spielen und so zu tun, als wärst du mein Bodyguard oder so was. Und
du«
, sagte ich zu Kenny, »wie kannst du es wagen, dazustehen und mich zu verurteilen, gerade so, als hättest du michbei irgendwas erwischt? Du und ich sind einander genauso wenig verpflichtet, wie Shaun und ich es sind.«
»Das mache ich doch überhaupt nicht«, verteidigte sich Kenny.
»Ach, komm runter von deinem hohen Ross!«, sagte ich. »Warum hast du so lange gebraucht, um dich mit mir zu verabreden? Wenn du wirklich mein Freund wärst, warum bist du dann in dem Moment verschwunden, als ich anfing, mit Scott auszugehen, anstatt mit mir darüber zu reden? Ist dir niemals in den Sinn gekommen, dass ich dich vermisst habe, dass du meine Gefühle verletzt hast, als du so spurlos verschwunden bist? Und warum rufst du meine beste Freundin an und fragst sie nach Rat, als wären wir in der Junior High School, anstatt direkt zu mir zu kommen und es zu riskieren?«
Ich flippte total aus, kaum mal Luft holend. »Du sitzt da und hältst mir Vorträge über Verbindlichkeit und sich trauen und
alles oder nichts
, aber ich sehe keinen Mut bei dir. Ich sehe jemanden, der Angst hat, zu versagen, verletzlich zu sein, wie jeder andere auch.«
Meine Anschuldigungen hingen in der Luft, während wir drei schweigend dastanden und uns schmerzhaft bewusst wurde, dass jeder von uns woanders sein wollte, irgendwo anders, weit weg von der Gegenwart der anderen.
»Tja, also, ich nehme an, ich habe meine Antwort«, sagte Shaun leise und schaute aufs Gras. »Pass gut auf dich auf, Eva.«
Er machte sich davon, weder Kenny wahrnehmend, noch gab er mir die Chance, ihm Auf Wiedersehen zu sagen. In diesem Moment blies eine Windböe und Kenny grub die Hände noch tiefer in seine Taschen, während seine ganzen Haare in eine Richtung geblasen wurden. Ich strich mir meine wirren Haare aus dem Gesicht und verschränkte die Arme. Wir standen nah beieinander, hatten unsere Gesichter einander zugewandt, schauten aber abwechselnd auf den Boden und zu irgendwelchen Gebäuden auf dem Campus. »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Ich fürchte mich zu Tode.«
»Vor was?«, fragte ich.
»Dass du nicht willst, was ich will.«
Ich konnte nicht anders und musste lachen. Es war, als hörte ich eine Tonbandaufnahme von mir selbst.
»Na ja, wenn du meinen Gefühlen für dich nicht trauen kannst, dann kann dich ja alle Aufmerksamkeit der Welt, die ich dir schenke, nicht zufriedenstellen. Und ich bin verrückt nach dir, Kenny. Du hast keine Ahnung, wie sehr.«
»Was hält dich dann so lange zurück?« Er klang wie ein
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