Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
geschehen.«
Ich wollte, dass er mich festhielt und nicht mehr losließ, mich küsste und in seinem Karmann Ghia entführte. Als er mich losließ, schaute er mir für einen Moment in die Augen und ich konnte schwören, dass er das Gleiche dachte. Aber dann lächelte er ein halb schiefes Lächeln und sagte mir, er müsse gehen. Ich ließ ihn widerwillig los.
Ich blieb noch für ein oder zwei Minuten draußen, nahm noch ein paarmal tief Luft und hörte dem Geräusch des Straßenverkehrs zu. Ich wusste, dass ich überreagiert und einen meiner besten Freunde und vertrauenswürdigsten Mitarbeiter verletzt hatte. Ich wusste auch, dass sein Vorschlag einer Partnerschaft alles geändert und mir deutlich bewusst gemacht hatte, wie sehr er bereits ein Teil des Grounds war, was ich schon die ganze Zeit wusste: Norman verdiente es, mein Partner zu sein, vom allerersten Tag an.
Ich wappnete mich, nahm einen letzten tiefen Atemzug und öffnete die Hintertür; es gab keinen Weg, das Unvermeidbare zu umgehen.
Er war im Büro, seine dunkelblaue Marinejacke über einem Arm, die Schlüssel in der Hand.
»Hey«, sagte ich. »Du gehst?«
»Ich wollte dir noch eine Nachricht hierlassen«, sagte er, seine Stimme absolut normal, fest, geschäftsmäßig. Er hielt seinen Blick fest auf eine Stelle hinter meinem Kopf gerichtet. »Die Espressomaschine spinnt wieder und ein Typ hat gefragt, ob er einen Poetry Slam veranstalten kann. Hab ihm gesagt, ich müsste mit dir reden.«
»Hör zu«, fing ich an. »Ich weiß, ich hätte nicht einfach so von dir wegrennen sollen, und es tut mir leid. Das hast du nicht verdient.«
»Entschuldigung angenommen«, sagte er. Ich merkte, dass er immer noch verletzt war.
»Ich glaube nicht, dass du irgendeine feindliche Übernahme planst. Du hast mich einfach nur überrascht, das ist alles. Das ist ein Riesending.«
»Ja, das ist es. Und mein Timing war schlecht, ich weiß. Das tut mir also leid.«
»Ich brauche einfach etwas Zeit, um darüber nachzudenken, okay? Das ist mein Leben, verstehst du.«
»Meins auch.«
Diese zwei Worte gaben mir einen Stich – nie hatte ich angenommen, dass das Grounds für jemand anderen außer mir selbst etwas so Persönliches sein könnte.
»Ich werde darüber nachdenken, Norman. Ganz sicher.«
»Das ist alles, wonach ich gefragt habe, Eva.«
Und trotzdem wusste ich bereits jetzt, was meine Antwort sein würde.
36
Nichts zu verlieren
DAS SEMESTER WAR offiziell vorbei und ich traf mich mit Jenna Jaffe bei ihr zu Hause, um über jeden einzelnen Studenten zu sprechen und ihr die endgültigen Entwürfe ihrer Kurzgeschichten zu zeigen. Ich brachte ihr außerdem ein Carepaket mit selbst gemachten Erdnussbutter-Cups, die sie am liebsten mochte. Mit übereinandergeschlagenen Beinen ihr gegenüber sitzend und gegen einen Stapel Kissen gelehnt, fühlte ich mich mehr wie eine Freundin, die zum Übernachten gekommen war, als eine Kollegin zu einer Besprechung. Trotzdem war es schön, kollegial über etwas anderes als Kaffeezulieferer und Gehaltsaussichten zu reden. Ich hatte nicht wirklich viel vermisst, als ich mit dem Unterrichten aufgehört hatte, aber die Unterhaltungen über das Schreiben (oder genauer gesagt, über die
Sprache
) hatten mich immer angeregt und mir war nicht klar gewesen, wie sehr ich Jenna als Freundin vermisst hatte, geschweige denn als Mentorin.
Als wir fertig waren und ich gerade gehen wollte, schaute sie mich eindringlich an.
»Eva, bist du sicher, dass du nicht regulär Teilzeit unterrichten willst?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das Grounds hält mich ganz schön auf Trab.«
»Ich weiß, wie sehr du es dort liebst, aber es ist nur so … du bist hier drin auch gut. Und im Schreiben. Ich war mir so sicher, dass du mittlerweile bei deinem dritten Roman sein könntest.«
»Es hat sich nie richtig für mich angefühlt. Aber mit allem, was in letzter Zeit passiert ist, wer weiß.« Ich machte eine kurze Pause. »Hast du etwa Angst?«
»Dass irgendwas mit dem Baby nicht stimmen könnte? Die Ärzte sagen, die Chancen sehen gut aus für mich und ich mache alles richtig. Aber ich glaube, von der Minute an, in der du herausfindest, dass du schwanger bist, geht die Angst nicht mehr wirklich weg. Das ist Teil der Elternschaft.«
»Wie lebst du denn damit tagein und tagaus?«
Sie lächelte. »Werde ich dich wissen lassen, wenn das Baby da ist. Aber ich nehme an, man hat die Wahl: entweder lässt du zu, dass sie dich kontrolliert, oder du lenkst
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