Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
der Welt. Aber das ist alles. Ich fühle einfach nicht mehr als das. Ich habe einfach nicht dieses
Gefühl
, das man haben müsste, wenn man verliebt ist.«
Endlich kam ein Geräusch aus meinem Mund. Viele Geräusche, um genau zu sein.
»Welches Gefühl ist das? Dieses eine, das sich anfühlt, als wäre alles genau richtig in deiner Welt? Dieses eine, das dir sagt, du willst den Rest deines Lebens mit dieser Person verbringen? Dieses eine, das dir sagt, du stehst direkt neben deinem Seelenverwandten?«
»Ja, genau.«
»Du meinst dieses Gefühl, das ich die letzten drei Jahre lang gefühlt habe? Dieses Gefühl, von dem ich die ganze Zeit glaubte, du fühlst es auch? Das Gefühl, von dem du mir
gesagt
hast, dass du es auch fühlst?«
»Das dachte ich jedenfalls«, sagte er.
»Was hat deine Meinung geändert?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nur irgendwie, dass es nicht da ist.«
»Du weißt, Shaun, dass die Romantik irgendwann mal verblasst«, sagte ich. »Das passiert jedem. Wenn Romeo und Julia sich nicht selbst ausgeschaltet hätten, wäre es ihnen auch so ergangen. Eines Tages wäre Julia total ausgerastet, weil er immer seine Unterhosen auf dem Boden des Badezimmers liegen lässt, und hätte sich gefragt, was sie jemals an so einem Ungläubigen gefunden hatte. Im Gegenzug wäre Romeo auf ein paar Bier mit seinen Montague-Kumpeln rausgegangen und hätte sich ausgelassen über Julias ständiges Genörgel und wie sehr sie sich gehen ließe.«
Er war völlig unbeeindruckt von meiner literarischen Tirade. »Das ist es nicht. Ich weiß, dass die Romantik irgendwann verschwindet. Es ist … ich meine … ich habe das Gefühl, ich wäre nach der Hälfte des Films stehen geblieben, verstehst du?«
Ich starrte ihn an und fragte mich, an welchen Film er dabei dachte.
»Und ich habe darauf gewartet«, sagte Shaun, »dass der Film zu Ende geht, aber ich sehe nicht, dass das passiert. Es tut mir so leid, wirklich, total. Es liegt nicht an dir. Ich weiß, es ist so typisch, das zu sagen, aber es liegt wirklich nicht an dir. Du bist eine tolle Frau. Jeder Typ, der dich kriegt, hat echtes Glück gehabt. Ich glaube nur einfach nicht, dass ich dieser Typ bin.«
Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr ich dieses
Jeder Typ, der dich kriegt, hat echtes Glück gehabt
hasse?
»Okay«, sagte ich, »wenn also jeder Typ Glück hat, mich zu kriegen, dann entscheidest du dich also dafür, dieses Glück wegzuwerfen? Willst du mir sagen, dass du etwa weniger verdienst? Bist du etwa von irgendeiner humanitären Einrichtung und opferst dein eigenes Glück?«
»Hör auf, das hier logisch zu analysieren, Eva. Liebe ist eben nicht logisch.«
Ende des Monats war er ausgezogen.
Das Schlimmste war aber, dass er sich wünschte, wir würden Freunde bleiben. Er meinte es sogar so. Echte Freunde. Ich glaubteihm damals nicht. Aber er blieb bei seinem Wort und wir waren tatsächlich Freunde geblieben. Jedenfalls ab dem Zeitpunkt, als ich in der Lage war, mit ihm in einem Raum zu sein, ohne den Drang zu verspüren, auf meine Knie runterzugehen und ihn anzuflehen, mich zurückzunehmen oder ihn mit einer Bratpfanne zu verprügeln. Ich weiß noch nicht einmal, an welchem Tag das genau passierte. Nach Monaten, in denen ich alles daransetzte, ihm aus dem Weg zu gehen – mein Auto auf dem Parkplatz einer anderen Fakultät parkte, nicht mehr zu der Pizzeria ging, in der er zwischen den Kursen immer seine Pizza holte –, ging ich eines Tages ins Auditorium, um mir eine Gastvorlesung von Bob Woodward, einem Reporter der
Washington Post
anzuhören, als ich eine Stimme hinter mir hörte.
»Hey, Eva.«
Langsam drehte ich den Kopf herum, fast wie in Slow Motion, doch mein Körper versteifte sich nicht wie ein Brett, stattdessen entspannte sich mein Gesicht mit einem Lächeln, als ich sah, dass sein Gesicht aufleuchtete.
»Hey, Shaun.«
Und das war’s. Ich versuchte nicht, ihn irgendwie wiederzusehen, aber in den zwei Jahren, die seitdem vergangen sind, riefen wir uns gegenseitig ab und zu an oder schrieben E-Mails, wenn es ein neues Buch, einen neuen Film oder eine neue Episode von
Family Guy
gab, die den anderen interessieren könnte. Natürlich verbrachten wir nicht unsere gesamte Freizeit miteinander und gingen in Museen oder in die Stadt, aber seit er anfing, im Grounds aufzutauchen (und das so regelmäßig, dass er fast schon als Stammgast gelten konnte), brachte ich ihm seine Mokkacchinos und Kekse und leistete ihm an seinem Tisch
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