Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Gesellschaft und wir quatschen. Manchmal für fünf Minuten, manchmal eine Stunde lang oder so lange, bis Norman oder irgendein Gast mich brauchte. Tatsächlich waren seine gelegentlichen Besuche im Grounds etwas, worauf ich mich richtig freute. Und trotzdem erwähnte er in dieser ganzen Zeit mit keinem Wort, dass er jemanden kennengelernt hatte. Kein Wort über
die Jeanette
.
Ich hätte es nicht zugegeben, dass ich die ganze Zeit über gehofft hatte, aus seinen Nettigkeiten würde irgendwann einmal die Bitte werden, ihn zurückzunehmen, oder dass ich in seinen Katzenaugen nach einem Hinweis auf sein Verlangen nach mir gesucht hätte. Doch
das?
Das war etwas total anderes.
Er heiratet
.
Ich spulte meinen Verstand zurück in die Gegenwart und entwirrte ihn langsam wieder. Am Anfang stand ich einfach nur da, an die Wand gelehnt und immer noch den Telefonhörer umklammernd. Dann wählte ich robotermäßig die Nummer meiner Schwester Olivia, bevor ich auf den Küchenboden runterrutschte, unfähig, meinen Mund zu schließen oder mit dem Zittern aufzuhören.
Sie antwortete, ohne Hallo zu sagen. »Was ist los, Eva?«
»Shaun heiratet«, schluchzte ich.
Kurze Stille. »Wow.«
»Ja.«
»Wann ist das passiert?«
»Heute Abend. Er hat gerade angerufen.«
»Er hat sich verlobt und ruft als Erstes dich an?«, fragte sie ein bisschen genervt.
»Nein – ich meine, ich habe es heute Abend erfahren. Gerade eben halt.«
»Warum hat er dich überhaupt angerufen?«
»Wir sind doch immer noch Freunde.«
Stille.
»Fang gar nicht erst an, Liv«, sagte ich.
»Ich hab doch überhaupt nichts gesagt«, erwiderte sie.
»Das musst du gar nicht.«
Olivia wechselte das Thema. »Hey, Eva, was sollte eigentlich dieser Schuss vor den Bug, wegen meines Anrufs, als ich meinen Besuch bei dir abgesagt hatte? In deinem Blog?«
»Ach, Liv, nimm das doch nicht persönlich.«
»Du solltest mal an die Gefühle anderer Menschen denken, wenn du was schreibst.«
»Und du solltest mal über deine eigene Schuld nachdenken.«
Im Hintergrund hörte ich meinen neunjährigen Neffen Tyler »MOM« brüllen.
»Musst du aufhören?«, fragte ich, während mein Herz sank.
»In einer Minute«, sagte sie. »Tyler braucht Hilfe bei den Mathehausaufgaben. Bist du in Ordnung?«
»Klar«, log ich. »Ich dachte auch nur, ich erzähle dir die Neuigkeiten.«
»Okay. Also, ich hör auf, bevor Tyler einen hysterischen Anfall bekommt.«
»Drück ihn mal von mir«, sagte ich.
»Mache ich. Tut mir leid, dass ich im Moment nicht viel mehr für dich tun kann. Und Eva, sieh es doch einfach so, dass du gerade noch mal davongekommen bist. Dir geht es gut ohne ihn. Hab dich lieb.«
»Ich dich auch.«
Ich legte auf, ziemlich unzufrieden. Sollte ich Minerva anrufen? Sollte ich eine Ladung Brownies machen? Sollte ich mich in Meg-Ryan-Filmen begraben? Was könnte das hier besser machen?
Wem wollte ich hier eigentlich was vormachen? Shaun wird heiraten. Gar nichts konnte das besser machen.
Wie hätte ich ahnen können, dass die Katastrophe so schnell, so vollständig und so verstörend über mich hereinbrechen würde? Wie hätte ich ahnen können, dass Shaun ein solcher Blödmann ist?
Okay. Es war ja nicht Shauns Schuld. Ich wusste das. Aber wie auch immer, die Katastrophe war da und ich war völlig am Ende. Ich musste schnell reagieren, ansonsten würde meine Deckung auffliegen. Man würde mich beschuldigen wie Valerie Plame, mich outen, mich in Verruf bringen. Ich müsste meinen kompletten WILS-Blog löschen und ich hatte ihn noch nicht mal richtig angefangen. Zum Teufel, ich würde meine Identität ändern und wegziehen müssen. Denn auf einmal, binnen eines Wimpernschlags, wollte ich kein Single mehr sein. Vielmehr wollte ich Shaun beweisen, dass ich genauso begehrenswert war wie die Jeanette. Der eigentliche Punkt war, ich wollte ihn
eifersüchtig
machen, wollte, dass er sich danach verzehrte, mich zurückzubekommen. Aberwas war, wenn er in der ganzen Zeit unserer Nach-der-Trennung-Freundschaft nicht ein einziges Mal auch nur einen Hinweis auf ein mögliches Wiederzusammenkommen gegeben hatte? Vielleicht wusste er gar nicht, dass er es wollte. Jedenfalls solange er mich nicht in lauter Glückseligkeit mit jemand anderem gesehen hatte.
Das Schlimmste von allem war, dass Shauns Verlobung das Ende unserer Freundschaft war – oder zumindest unserer Freundlichkeit –, das wusste ich. Mein angenehmes, vertrautes Leben war auf den Kopf gestellt und sein Inhalt
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