Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
ausgespuckt worden. Und wie schon einmal, war es die Schuld von Shaun Harrison.
3
Du erträgst die Wahrheit nicht
Best Friends Forever
Ich war erst fünfzehn, als der Film Harry & Sally in die Kinos kam, aber mit zwanzig stand er bereits an erster Stelle der Liste meiner Lieblingsfilme aller Zeiten. Zitiert irgendeine Stelle aus dem Film – ganz egal welche –, und ich liefere euch die nächsten drei Sätze.
Manche behaupten, Nora Ephron zerstöre Beziehungen, denn die Vorstellung, jemanden zu heiraten, mit dem man befreundet ist, sei noch abwegiger, als seinen Prinz Charming zu treffen. Und ich gestehe, ich habe das geschluckt – angebissen, eingefangen, versenkt. Wenn es um meinen Exfreund ging, hatte ich immer geglaubt, wir würden uns in diese Richtung bewegen. Ich hatte geglaubt, wir wären beste Freunde genauso wie ein Liebespaar. Aber stattdessen waren wir ein Liebespaar, das es schaffte, zu besten Freunden zu werden.
Aber kann man wirklich befreundet sein mit seinem Ex? Ich meine, warum nicht, solange sich beide sicher sind, dass es vorbei ist. Ist das denn nicht besser als all diese Feindseligkeit? Ist das nicht besser, als all diesen Ballast mit sich herumzuschleppen?
Und das ist eine weitere gute Sache am Single-Sein: Du kannst mit deinen Exfreunden befreundet sein, ohne dass deine bessere Hälfte grün vor Eifersucht wird und du eine einstweilige Verfügung gegen sie brauchst, nachdem sie deine E-Mail-Adresse gehackt hat und, vor Unsicherheit wahnsinnig geworden, um die Stammkneipen deines Ex herumschleicht. Da habe ich lieber Ersteres statt Letzteres. Bei Ersterem kann man wenigstens die schönen Momente noch mal durchleben und muss niemals seine Telefonnummer ändern.
Aber heutzutage bin ich eher von der Vorstellung angetan, mein eigener bester Freund zu sein. Denn wenn du nicht allein mit dir selbst leben kannst, wirst du auch niemals in der Lage sein, mit jemand anderem zu leben.
Am nächsten Morgen erledigte ich alles in rhythmischer Lethargie: das Grounds aufmachen, Kekse backen, die Espressomaschine reinigen, Tische abwischen, die Bücher im Leseraum ordnen, Pita-Wraps machen und so weiter, und so weiter.
Gegen Nachmittag tauchten die Originale auf, zusammen mit dem üblichen Freitagspublikum, das nach dem Mittagessen kam. Ich räumte gerade eine Zeitung weg, die ein Gast auf dem Tisch liegen gelassen hatte, als ich beim Umdrehen Minerva sah, die mich zornig anstarrte, die Arme verschränkt, die Ärmel ihres Kittels über die Ellbogen gekrempelt.
»Was ist?«, sagte ich.
»Was ist los mit dir?« Ihre Worte klangen mehr wie ein Befehl als eine Frage.
»Nichts«, log ich. »Mir geht’s gut. Ich hab nur nicht genug geschlafen letzte Nacht.«
»Dir geht’s nicht gut.«
»Min, wirklich, ich – «
»Du hast Mandel-Biscotti gemacht.«
Ich ging hinter die Theke und strich den Stapel Papierspeisekarten an der Kasse glatt, wie ich es immer machte. »Und? Die verkaufen sich hundert Prozent«, argumentierte ich, während icheine vollgekritzelte Speisekarte in den Müll warf, die irgendjemand benutzt hatte, um einen Kugelschreiber zu testen.
Minerva folgte mir. Sie war vielleicht der einzige Gast, den ich hinter die Theke ließ, um nicht zu sagen, die Einzige, die den Mut hatte, überhaupt hinter die Theke zu gehen, ohne die Erlaubnis zu haben.
»Die passen auch gut zu einer Tasse dampfende irgendwas und Kindheitserinnerungen an deine Oma«, sagte sie. »Was bedeutet, dass du eine Tasse dampfenden irgendwas und dich hin und her wiegen willst, während du dich in besagte Erinnerungen flüchtest. Was wiederum bedeutet, dass etwas nicht stimmt. Also, was ist es?«
»Ich hab doch gesagt, es ist nur zu wenig Schlaf.«
»Ich habe deinen Blog gelesen«, sagte sie ohne zu zögern.
»Der
Best Friends Forever
-Eintrag?«
»Ja. Hast du die Kommentare gesehen?«
»Jetzt schon? Herrgott, schläft denn niemand mehr?«
»Ein anonymer Kommentator hat ziemlich deutlich gesagt, dass jeder, der idiotisch genug ist, sein Leben nach Filmzitaten zu leben, das bekommt, was er verdient. Und weißt du, was Norman in Großbuchstaben geschrieben hat? DU ERTRÄGST DIE WAHRHEIT NICHT!«
Ich lachte.
»Die restlichen Kommentare gehen um das Männer-und-Frauen-können-keine-Freunde-sein-Argument.«
»Aha«, sagte ich und wischte die Theke.
»Habe ich dir jemals von dem letzten Mal erzählt, als ich Sebastard gesehen habe?«, fragte sie, immer noch ohne die kleinste Pause. »Das letzte Mal, als ich ihn
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