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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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verabschieden? Mehr ist das Ganze doch nicht, hab ich Recht? Du versuchst mir mitzuteilen, dass du bei deinen Besuchen keine Abstecher zu mir einplanst.« Die Bitterkeit verwandelte sein Gesicht in etwas Hässlicheres.
    »Willst du oder kannst du das Offensichtlichste nicht sehen? Es ist b ewiesen, dass du aus irgendeinem Grund meine größte Sehnsucht bist. Netter Streich des Universums, sollte mich nicht überraschen. Und jetzt nimm doch nur den Moment gerade, als ich nichts tat außer vor dir zu stehen! Wie soll ich lernen, mit meiner Sehnsucht umzugehen, wenn ich dich andauernd wiedersehe? Jedes Mal würde ich mich mehr freuen. Jedes Mal würde es mir schwerer fallen zu gehen. Ich würde immer mehr wollen. Nenn es wie du willst! Suchtbefriedigung oder sonst wie. Wenn das passiert, dann wirst du recht behalten, ja. Dann würde ich ziemlich schnell wahnsinnig werden.«
    »Ich werde erst verschwinden, wenn jemand mich umbringt oder deine Sehnsucht gestillt wird. Du wirst die Seh nsucht spüren, die der Grund dafür ist, dass ich existiere. Und du kennst mich, du hast dich in mich verliebt, das wird es verschlimmern. Bevor dein Entzug der beste Weg ist, werde ich zum Menschen!«
    »Es ist besser so! Für alle«, presste ich hervor. Messer! Sie bohrten sich in meinen Körper, schienen nur darauf aus, meine Eingeweide herau szuholen. So fühlte es sich an, diese Worte auszusprechen.
    »Cassim«, begann er erneut.
    »Nein!« Ich atmete einige Male ein und aus. »Darragh ist tot, die Entführungen sind aufgeklärt. Es gibt keine Gefahren mehr. Aber diese Welt braucht dennoch vorsichtshalber einen regelmäßigen Aufpasser. Eine Auserwählte muss hier sein … Meine Cousine kommt hierher. Ich möchte, dass du ihr alles beibringst, was du mir beigebracht hast. Es ist wahrscheinlich falsch und taktlos, aber ich bitte dich darum, weil du der Einzige bist, dem ich bei diesem ganzen Wahnsinn noch vertraue. Ich werde nicht versuchen, dich dazu zu zwingen, aber …«
    » Wusstest du, dass ich nie freiwillig mit den Eingeweihten zusammenarbeiten wollte? Vermutlich schon. Ich fand es ziemlich scheiße, als Darragh mich damals vor vollendete Tatsachen gestellt hat.
    Aber a b einem gewissen Punkt wurde es ganz erträglich. Ich verbrachte gerne meine Zeit mit dir – wie sehr wurde mir bewusst, als wir das erste Mal in der Stadt der Echos waren. Als ich zu euch stieß und sah, wie nahe er dir in diesem Raum stand, wie er dich angesehen hat … Damals wusste ich ja noch nicht, was mit ihm los war. Ich dachte, er wolle sich an dich ranmachen. Und ich war … eifersüchtig. Ich hätte ihn aus dem Fenster werfen können – ich wünschte, ich hätte es getan. Verstehst du nicht? Ich fühlte mich den Eingeweihten nie verpflichtet. Letztendlich habe dir nur geholfen, weil ich in deiner Nähe sein wollte. Deshalb werde ich mit keinem anderen zusammen arbeiten. Ich will es nicht.«
    Wie schon im Mausoleum starrte ich zu Boden. Seine Worte gingen mir durch und durch . Da war genau die Schwäche, die Darragh uns vorgehalten hatte.
    Um zu verhindern, dass ich weinte, nannte ich das letzte Argument: »Lillian verkörpert ein normales Leben«, flüsterte ich.
    »Wie bitte?«
    »Lillian! Du erinnerst dich? Deine Freundin, meine schwächere Sehnsucht. Die junge Frau, die als Köder entführt worden ist und der wir das Leben gerettet haben. Ich habe es erkannt: Lillian existiert, weil ich ein normales Leben will, ich brauche eines. Dazu gehört meine Familie, nur um das noch einmal zu betonen. Dazu gehört aber nicht das hier.« Ich machte eine ausladende Handbewegung.
    »Aber …«
    »Außerdem«, fuhr ich fort. »warst du es, der mich erkennen lassen wollte, dass Sehnsüchte ein Leben haben können. Es gibt nicht nur dich, der Gefühle hat. Sie ist auch noch da. Du solltest nicht versuchen, dich von ihr zu trennen, du sollst nicht ständig Gewissensbisse haben.«
    »Ich …«
    »Bei unseren ersten Begegnungen hast du mich angesehen als sei ich der Teufel. Nachdem wir uns versehentlich berührt hatten, war ich einige Zeit überzeugt davon, du wolltest mich am liebsten töten. Nach allem, was passiert ist, glaube ich den Grund zu kennen: Du hast mich anfangs gehasst, nicht etwa weil ich dir unsympathisch war – oder nicht nur – oder weil ich deine Freizeit einschränken würde, dafür hast du höchstens ihn verantwortlich gemacht, oder?«
    »Du sahst ihr ähnlich. So ähnlich. Ich verstand damals nicht, warum ich dich ansprechen wollte, warum ich

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