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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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gewisse Bewunderung für den Starrsinn und Mut seiner Enkelin nicht verhehlen, und sein Interesse an ihr wuchs. Also wagte sie es doch tatsächlich, sich wie ihr Vater gegen ihn aufzulehnen. Der Gedanke mißfiel ihm nicht gänzlich, denn sein Patensohn Judd zog aufgeweckte Mädchen den unterwürfigen vor. Dennoch würde Araminta lernen müssen, daß ihr, so sehr sie sich auch dagegen sträuben mochte,  nichts anderes übrigblieb, als verheiratet, gesattelt und ge zähmt und - früher oder später - geritten zu werden, wie jede andere Frau auch.
    Als seine Agenten sie dann schließlich ausfindig machten und ihm über ihr Leben berichteten, erkannte Noble scharfsinnig, daß es seine Order, sie solle heimkommen, und die selbstverständliche Annahme, sie werde sofort gehorchen, gewesen waren, die sie hatten davonlaufen lassen. Aramintas Liebe und Loyalität galt ihren Eltern. Schon deshalb würde sie niemals aus freien Stücken auf die High Sierra zurückkehren, es sei denn, ihr blieb keine andere Wahl. Unfähig, eine Niederlage einzustecken, unternahm Noble unverzüglich das Notwendige, um ihr jegliche Alternative unmöglich zu machen. Wenn A raminta sich mit ihm anlegen wollte, dann sollte sie sogleich merken, daß er ein würdiger Gegner war.
    Als erstes wurden Liam O'Gradys Background und seine persönlichen Angelegenheiten gründlichst ausgeleuchtet. Dann statteten ihm Nobles Agenten eines Abends einen Be such ab, und dem Herausgeber und Chefredaktuer des Record wurde freundlich ans Herz gelegt, sich von Araminta Winthrop zu trennen, was für ihn nur von Vorteil sei. Wie beiläufig wurden Liams Zechtouren, seine horrenden Spielschulden, Indiskretionen mit Freudenmädchen und Verbindungen zu gewissen zwielichtigen Zeitgenossen erwähnt. Ihm wurde angedeutet, daß es nicht nur eine Blamage für ihn, den Herausgeber des Record, wäre, sondern auch verheerend für sein Blatt, sollten seine Anzeigenkunden von seinem höchst »farbigen« Lebenswandel erfahren; denn mit diesem Wissen würden sie sich zweifellos zu einer Zusammenarbeit mit einer anderen Zeitung entschließen, um nicht in einen Skandal verwickelt zu werden. Liam war außer sich. Araminta tat ihm leid. Aber er war kein Dummkopf, und er hatte seine Frau und vier Kinder zu versorgen. Als er am nächsten Morgen Araminta die Papiere aushändigte, konnte er ihr nicht in die Augen schauen, als er etwas von »nicht zufriedenstellender Arbeit« und »Suffragetten-Gehabe« murmelte; diese Begründungen für ihren Rausschmiß hörten sich selbst für ihn völlig unsinnig an. Er konnte nur hoffen, daß sie ihm eines Tages vergeben würde.
    Araminta war am Boden zerstört. Sie hatte in Liam nicht nur einen väterlichen Wohltäter gesehen, sondern auch einen Freund. Sie konnte beim besten Willen nicht begreifen, was seine hohe Meinung von ihr so plötzlich geändert hatte und was sie getan haben mochte, um es sich mit ihm zu verderben. Doch sie erkannte schon bald, daß alles Bitten und Argumentieren nichts an seinem Entschluß ändern würde. Benommen suchte sie ihre Sachen zusammen und taumelte hinaus. Stundenlang irrte sie durch die Straßen, ehe sie sich auf den Heimweg in ihr kleines, schäbiges Zimmer machte. Dort wartete bereits der Hausverwalter auf sie und setzte sie davon in Kenntnis, daß die Miete für ihr Zimmer erhöht worden sei. Der wöchentliche Mietpreis, den sie nun zu zahlen hatte, war so hoch, daß sie nicht wußte, wie sie dieses Geld aufbringen sollte, selbst wenn sie Arbeit gehabt hätte.
    Die ihre Lage verändernden Ereignisse des Tages stürzten Araminta in tiefe Verzweiflung. Ihr war klar, daß nur wenig Aussicht bestand, bei einer anderen Zeitung angestellt zu werden. Eine Stellung als Gouvernante würde bedeuten, daß sic in jenen Kreisen arbeiten müßte, die zu meiden sie versucht hatte, und sie schämte sich bei der Vorstellung, gezwungen zu sein, bei ehemaligen Freunden und Verwandten ihrer Eltern um Almosen zu betteln. Realistisch gesehen, war alles, was ihr blieb, die Arbeit in den Fabriken, jenen Ausbeuterbetrieben, in denen Frauen zwölf Stunden und mehr am Tag schufteten, sechs Tage die Woche, was sie vorzeitig altem ließ und ins Grab brachte, kaum daß ihre Jugend vorüber war. Entweder vergifteten die ungesunden Arbeitsbedingungen ihre Lungen und raubten ihnen die Kräfte, oder sie gerieten mit Haar, Glie der oder Kleidung in die monströsen Maschinen, an denen sie   arbeiteten, und wurden, hilflose Opfer, in die kreischende

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