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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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spärlichen Ausgaben, und dann war sie gezwungen, auf Ersparnisse zurückzugreifen, was sie in Panik geraten ließ.
    Sie wohnte in einem Zimmer, das kleiner war als der Kleiderschrank, den sie einst im elterlichen Haus gehabt hatte. Es befand sich in einem heruntergekommenen Mietshaus, das einem Wucherer von Vermieter gehörte, der sich ironischerweise in denselben gesellschaftlichen Kreisen bewegte wie einst Preston und Katherine Winthrop. Auch wenn Araminta sich vor körperlicher Gewalt fürchtete, lernte sie doch frühzeitig und aus äußerster Notwendigkeit heraus, sich ihrer Haut zu erwehren, verbal wie körperlich, und sich gegen das Gesindel auf den Straßen von New York City zu behaupten. Sie hatte in ihrer Handtasche stets einen massiven Briefbeschwerer und trug einen spitzen Regenschirm bei sich für den Fall, daß ein Strauchdieb sie belästigte,- und nachdem sie die ersten beiden Angreifer mit ihrer beschwerten Handtasche abgewehrt hatte, von Furcht erfüllt, aber ohne zu zögern, und einen dritten mit dem Schirm in die Flucht geschlagen hatte, ließen die meisten Männer der Nachbarschaft sie in Ruhe. Sie machte das Beste aus den schlichten, bequemen Kleidern - die ihr Großvater als unwürdig erachtet hatte für eine junge Lady an einer so angesehenen Privatschule wie ihrer -, in denen sie nicht aufzufallen hoffte; zudem machte sie sich unattraktiver als sie war, indem sie ihr langes blondes Haar zu einem strengen Dutt knotete und einen alten, schäbigen, breitkrempigen Hut trug. Wenn sie mit der Stadtbahn zum nördlichen Ende der Park Row fuhr, wo die meisten Zeitungen der Stadt ihren Verlagssitz hatten, hielt sie den Blick gesenkt, ebenso wie abends auf dem Heimweg. Solcherart Vorkehrungen trugen dazu bei, daß sie nur selten behelligt wurde, abgesehen von den unvermeidlichen Bettlern an jeder Straßenecke, die noch ärmer waren als sie. Auch wenn New York City der Wohnort einiger der vermögendsten, mächtigsten Männer des Landes war, beherbergte die Stadt ebenso -wie Araminta nun wußte - ein wahres Heer von Notleidenden und Obdachlosen. In der Mehrzahl waren dies Einwanderer, denen es hier in Amerika, dem Land der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten, schlechter erging als in ihrer Heimat, von wo sie doch vor der Armut und dem Hunger geflüchtet waren; und viele waren Schwarze, vor kaum einem halben Jahrhundert durch den Norden befreit und danach ihrem Schicksal überlassen.
    Araminta war so sehr darauf bedacht, nur ja nicht aufzufallen oder Freunde und Bekannte ihrer Eltern um Hilfe zu ersuchen, daß die von Noble Winthrops ausgeschickten Agenten mehrere Monate brauchten, um sie ausfindig zu machen,- Monate, in denen er seine Enkeltochter entweder wutschnaubend verfluchte oder sich Sorgen machte, ihr könne etwas zugestoßen sein und sie sei möglicherweise schon tot, auf immer für ihn verloren und seine größte Hoffnung ein weiteres und letztes Mal zunichte gemacht.
    Da in seinen Augen Frauen stets weniger wert waren als Männer und allein deshalb auf Erden waren, um die Bedürfnisse eines Mannes zu befriedigen und ihm Kinder zu gebären, hatte er nach dem Bruch mit seinem Sohn Aramintas Existenz ignoriert. Und doch hatte es ihm beim Wiedersehen mit ihr einen sonderbaren Stich versetzt, als er die Vorkehrungen für das Begräbnis ihrer Eltern und für ihre weitere Zukunft traf; damals war sie zwölf Jahre alt gewesen, und als er sie sah, zu welch atemberaubender Schönheit sie sich entwickelt hatte, war ihm zum erstenmal der Gedanke gekommen, daß sie ihm vielleicht doch noch nutzen könne. Sein Patensohn nämlich, Judd Hobart, würde in einigen Jahren eine Frau brauchen, und bis dahin, vorausgesetzt, Nobles Bemühungen zahlten sich aus, würde Araminta eine zum Pflücken reife Frucht sein und überdies, da sie ein stattliches Vermögen erben würde, ein Preis, den jeder Mann mit Blut in den Adern und Gier in der Seele zu schätzen wüßte. Durch seinen Patensohn und seine Enkeltochter würde sich Nobles Traum von einer Dynastie doch noch erfüllen. Er mußte nur abwarten, bis Araminta herangewachsen war, und in der Zwischenzeit den Hobarts den einen oder anderen Wink geben.
    Es wäre ihm niemals in den Sinn gekommen, daß Araminta die Unverfrorenheit besitzen könnte, ihm die Stirn zu bieten und sich seiner Aufforderung, nach ihrem Schulabschluß zu ihm nach Texas zu kommen, zu widersetzen; ja, sogar fortzulaufen, ehe die von ihm gesandten Männer eintrafen. Gleichwohl konnte er eine

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