Desperado der Liebe
ihrer unergründlichen, aber nicht zu leugnenden Faszination für ihn aus der Zeit vor ihrer Entführung verstärkt wurde. Sie wußte nur, daß sie sich mehr und mehr daran gewöhnte, es akzeptierte und sich sogar - der Himmel möge ihr beistehen - danach sehnte, Rigos Hände zu spüren, wenn er sie losband oder fesselte, wenn er ihr kräftig die Handgelenke massierte, damit das Blut wieder zirkulierte; wenn er sie aus oder in den Sattel hob, sie auf ihrem endlosen Ritt hielt und liebkoste oder wenn sie nachts neben ihm auf der Decke lag und er seinen ruchlosen, betörenden Angriff auf ihren Körper und ihre Sinne fortsetzte.
Es war unanständig... was er mit seinem Mund und seinen Händen tat, sagte sie sich wieder und wieder, als müsse sie sich selber davon überzeugen. Er küßte sie, als wollte er nie wieder damit aufhören, als wolle er ihr das Leben und die Seele aussaugen und wieder einhauchen ; seine Zunge folgte der Linie ihres Mundes, ehe sie ihre Lippen teilte und dann tief hineintauchte, um die süßen Geheimnisse zu erforschen. Und während er all dies tat, streichtelte er sie, knöpfte ihr langsam die Bluse auf, löste die zusammengeknoteten Enden, schob die Bluse beiseite und entblößte ihre Brüste, küßte und knetete sie, saugte daran, als wäre er ihr Liebhaber, ihr Mann, als wäre es sein gutes Recht. Dann knöpfte er auch sein Hemd auf, zog sie an seine nackte Brust, so daß sie sein dunkles Brusthaar spüren konnte, weich wie Samt an ihren Handflächen und an ihren empfindlichen Knospen,- und sie fühlte, wie sein Herz an ihrem schlug; ein so inniges Gefühl, daß es sie mit einer schmerzlichen Sehnsucht und innerem Aufruhr erfüllte. Manchmal zwang er sie, seine Brust zu küssen, seine salzige, verschwitzte Haut, die nach Sonne und Wüstenwind schmeckte, wie Sommerwein auf ihrer Zunge. Dann erschien er ihr wie die Elemente selbst, ungestüm, gnadenlos rissen sie ihre weibliche Gegenwehr so gewiß und grausam nieder wie die reißenden Ströme aus den Bergen, die sich von den schneebedeckten Gipfeln ergossen, um das Land zu formen und zu verändern.
Wann immer sich Araminta fahre später an die bittersüße Zeit der endlosen Tage jenes Sommers in Mexiko erinnerte, hatte sie nie ein klares Bild vor Augen, sondern eines wie in einem beschlagenen dunklen Spiegel, diffus und undeutlich. Sie schien in diesen Tagen - und Nächten - in einem ständigen Zustand der Benommenheit gewesen zu sein, als wäre es ein Traum, aus dem sie nicht erwachen konnte und aus dem sie schließlich und endlich nicht mehr erwachen wollte. Wieder und wieder sagte sie sich und auch Rigo, wie sehr sie ihn haßte. Und tief in ihrem Herzen haßte sie ihn am meisten dafür, daß er ihr das Gefühl gab, sie würde ihn gar nicht hassen, sondern als würde in Wahrheit ein schrecklicher, verräterischer Teil von ihr in begehren, als hätte sie ihn schon immer begehrt und sei unausweichlich dazu bestimmt, sich ihm hinzugeben, wie er es wollte. Er hatte die Leidenschaft in ihrem jungen Körper entfacht, hatte ihr Verlangen geweckt und sich dann absichtlich und herzlos geweigert, ihr Begehren zu stillen, so daß sie manchmal glaubte, den Verstand zu verlieren bei dieser süßen, bösartigen Folter. Nachts zog er sie neben sich auf die Decke und reizte und verhöhnte sie erotisch, bis sie - entgegen ihrem Willen - innerlich betete, er möge sie endlich nehmen und ihr unerträgliches Verlangen stillen.
Und dann gab es diese pulsierenden, fiebrigen Nächte, in denen Rigo sie, lange nachdem sie eingeschlafen war, mit brutalen, drängenden Küssen weckte und erregte und seine Hände heiß und gierig über ihren Körper strichen, während er auf ihr lag und sein Gewicht sie auf den harten Boden preßte, und sie mit dem quälte, was er ihr absichtlich fortwährend verweigerte.
Wie Rigo es schaffte, sich zu beherrschen, wußte Araminta nicht; sie konnte sich nicht einmal annähernd ausmalen, was es ihn kostete, sich zurückzuhalten, wenn er sie mehr als alles begehrte und sich nach ihr verzehrte; wenn er sie nehmen und sich zu eigen machen wollte. Aber gemäß seinem Wort tat er es nicht. Und schlimmer - sie wußte, er würde es nicht tun, ehe sie ihn nicht darum bat, ehe sie ihn nicht anflehte, daß er sie nehmen und ihren Körper und ihre Seele bezwingen solle, womit sie Judd, ihren Ehemann, den sie nicht geliebt und nicht gewollt hatte, verriet. Doch sie war seine Frau ; sie hatte neben ihm unter dem weißen Baldachin im Innenhof der
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