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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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massige Felsrücken erhoben; an die langen, anstrengenden Stunden im Sattel, während die grelle Sonne erbarmungslos auf sie herabbrannte ; an die kalten Nächte, in denen der rauhe, ungestüme Wind eisige Luft aus den Höhen brachte und unerbittlich durch die Canons, Klippen und Felsvorsprünge und über die wogende Mesas und flachen Wüstenebenen peitschte.
    Bald schon hatte sie vergessen, wie es war, im Warmen und Trockenen zu sein, anstatt klatschnaß von den Bächen und Strömen und entweder unter der Hitze des Tages oder Kälte der Nacht zu leiden. Sie erinnerte sich nicht mehr an die Zeit, als ihr nicht jeder Knochen und Muskel im Leib weh getan hatte; als sie nicht so müde und wundgeritten gewesen war, daß ihr sofort die Augen zufielen, wenn sie sich nachts auf die Decke legte, die auf dem harten, von der Sonne rissig gebrannten Boden ausgerollt war. Sie hatte nicht nur jegliches Gefühl für die Zeit verloren, sondern auch jegliche Orientierung, und wußte daher nicht, wo sie überhaupt war. Manchmal glaubte sie, daß sie im Kreis geritten waren; dann wieder war sie sicher, daß sie die ganze Zeit Richtung Südwesten unterwegs waren, zu einem geheimnisvollen Bestimmungsort, den nur Rigo allein kannte.
    Hin und wieder setzten sich einige der Desperados zu zweit oder zu dritt ab und ritten in die völlig entgegengesetzte Richtung, so als wollten sie mögliche Verfolger täuschen und in die Irre leiten. Niedergeschlagen mußte Araminta einsehen, daß ihr Großvater und Judd, wenn sie überhaupt noch nach ihr suchten, keine Chance hatten, ihre Spur zu finden oder zu verfolgen. Dennoch fuhren Rigo und seine Desperados fort, falsche Fährten zu legen, ritten über felsigen Boden oder in Bächen, verwischten die Hufabdrücke und verzichteten nachts auf ein Feuer.
    Je länger ihre Reise dauerte, desto widerlicher fand Araminta den Geschmack des zähen, rauchigen Dörrfleisches, aß es aber trotzdem, weil sie wußte, daß es erst am Abend, lange nach Sonnenuntergang, wieder etwas zu essen gab, wenn Rigo ihnen schließlich erlaubte, das Nachtlager zu errichten. Oft stand er vor dem Schlafengehen noch lange reglos in der Dunkelheit und ließ den Blick über die vom Mond erleuchteten Plateaus und Ebenen schweifen; die Ohren gespitzt und auf jedes noch so kleine Geräusch achtend; die Nasenflügel gebläht, als wolle er riechen, was der Wind mit sich trug. Die Bandoleros scherzten, er könne sogar die Spur eines Berglöwen auf eine Meile Entfernung ausmachen, aber Araminta erkannte, daß sie, sosehr sie sich auch darüber amüsierten, großen Respekt vor Rigos siebtem Sinn für Gefahren hatten, so als hätte sein untrüglicher Sinn ihnen bereits mehr als einmal das Leben gerettet.
    Zweimal bat er sie ruhig, aber unmißverständlich, still zu sein, und sie vernahmen in der Feme die Geräusche von Pferden und Reitern - Föderalisten oder auch Yaqui-Indianer und andere bedrohliche Gestalten. Auch wenn es vielleicht ihr Großvater und Judd waren, wagte Araminta es nicht loszuschreien; nicht nur weil sie nicht wußte, wen sie damit anlockte, sondern auch weil Rigo ihr eine Hand auf den Mund preßte und ihr tatsächlich ein Messer an die Kehle hielt, damit sie keinen Mucks machte. Eher würde er ihr die Kehle aufschlitzen, sagte sie sich verzweifelt, als zuzulassen, daß sie seine Männer in Gefahr brachte, die ihm absolut treu ergeben waren - sie hingegen nicht.
    Zutiefst erschüttert über ihre schamlose, schändliche Reaktion auf ihn und seinen diabolischen Rachefeldzug gegen Judd, bekämpfte und widersetzte sie sich Rigo bei jeder sich bietenden Gelegenheit; weil sie fürchtete, sich andernfalls völlig an ihn zu verlieren, ganz so, wie es in seiner Absicht stand. Noch nie im Leben - nicht einmal in New York City - hatte sie sich derart hilflos gefühlt. Sie war in allem von ihm abhängig; ob es die Nahrung war, Kleidung, ihre Sicherheit und Unversehrtheit, ja sogar ihr Leben. Und so stellte sie, auch wenn sie sich noch oft sagte, daß sie ihn haßte, mit der Zeit fest, daß sie manchmal beinahe vergaß, daß er ihr Entführer war, und ihn statt dessen auf unerfindliche, aber unumstößliche Weise als ihren Beschützer betrachtete. Noch weniger als die unwiderstehliche Leidenschaft, die er in ihrem Körper entfachte, verstand sie die sonderbare mentale Reaktion auf ihn. Sie wußte ja nicht, daß sie an etwas litt, was Jahrzehnte später gemeinhin als Syndrom langer Geiselnahmen bekannt sein sollte und was zusätzlich von

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