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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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Strandhafer und einen breiten Streifen Blau, der sich bis zum Horizont erstreckte.
    Von der – zugegebenermaßen spektakulären – Aussicht mal abgesehen, beschlichen mich gewisse Zweifel. Ich war noch nie der spontane Typ gewesen, und je weiter ich mich von zu Hause entfernt hatte, umso konkreter begann ich mir die Realität eines ganzen langen Sommers mit Heidi auszumalen. Ob es wohl Maniküregruppensitzungen geben würde, für mich, sie und das Baby? Oder vielleicht würde sie darauf bestehen, dass wiruns gemeinsam in die Sonne legten und dabei T-Shirts im Partnerlook mit der Aufschrift ICH LIEBE EINHÖRNER trugen? Doch dann rief ich mir immer wieder Hollis vor dem Tadsch Mahal ins Gedächtnis zurück und wie ich mich daheim allein gelangweilt hatte. Außerdem hatte ich Dad seit seiner Hochzeit nicht mehr gesehen. Dieser Besuch – acht volle Wochen ohne Schule für mich und Uni für ihn – schien meine letzte Chance zu sein, Zeit mit ihm zu verbringen, ehe mein Studium und damit das richtige Leben begann.
    Ich atmete tief durch. Stieg aus. Und redete mir gut zu, dass ich einfach tapfer lächeln und alles über mich ergehen lassen würde, egal, was Heidi sagte oder tat. Wenigstens bis ich mich ins Gästezimmer gerettet hätte und die Tür hinter mir schließen konnte.
    Ich klingelte, trat einen Schritt zurück, setzte einen dem Anlass angemessenen, freundlichen Gesichtsausdruck auf. Doch aus dem Inneren des Haus war kein Laut zu hören. Deshalb klingelte ich noch einmal und beugte mich vor, um besser hören zu können, ob sich das charakteristische Klappern hoher Absätze näherte und Heidis muntere Stimme mit einem ebenso munteren »Einen Moment« zu vernehmen war. Doch wieder rührte sich innen gar nichts.
    Ich drehte den Knauf – die Tür war unverschlossen – und steckte den Kopf ins Innere des Hauses. »Hallo?«, rief ich. Meine Stimme hallte durch den gelb gestrichenen Flur, der mit gerahmten Kunstdrucken verziert war. »Jemand zu Hause?«
    Stille. Ich trat ein, schloss die Tür hinter mir. Erst dahörte ich es wieder: das Meeresrauschen, obwohl es nun anders klang, viel näher – ja, fast so nah, als würde es bis ins Haus hineinbranden. Ich ging dem Geräusch nach, wobei es allmählich so laut wurde, dass ich fest damit rechnete, auf ein geöffnetes Fenster oder eine offen stehende Hintertür zu stoßen. Stattdessen fand ich mich plötzlich im Wohnzimmer wieder. Das Geräusch war nun ohrenbetäubend laut. Und auf dem Sofa saß Heidi, das Baby im Arm.
    Zumindest nahm ich an, es handelte sie um Heidi. Es war schwer zu sagen, denn sie sah vollkommen anders aus als bei unserer letzten Begegnung. Ihre Haare waren zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden, einige Strähnen hingen ihr wirr ins Gesicht, sie trug ausgebeulte, zerschlissene Sweatpants und ein viel zu großes T-Shirt mit einem feuchten Fleck auf der Schulter. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Kopf neigte sich zur Seite. Ich war sicher, sie würde schlafen, bis sie, ohne die Lippen zu bewegen, zischte: »Wenn du sie aufweckst, bringe ich dich um.«
    Ich zuckte erschrocken zusammen, wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Entschuldige, ich wollte nur   …«
    Sie riss die Augen auf, verengte sie jedoch gleich wieder zu gefährlich wirkenden Schlitzen, während ihr Kopf herumfuhr. Als sie mich entdeckte, verwandelte sich ihre Gereiztheit in Schock. Und im nächsten Moment fing sie an zu weinen. Einfach so.
    »Auden«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Tut mir wirklich leid. Ich hatte vergessen, dass du   … und danndachte ich   … aber das ist keine Entschuldigung   …« Sie brach ab. Ihre Schultern zuckten im Rhythmus ihrer Schluchzer. Das Baby schlief die ganze Zeit friedlich weiter und bekam nichts mit. Es war wirklich winzig. So klein. So zart und zerbrechlich, dass man sich wunderte, wie es überhaupt existieren konnte.
    Hektisch schaute ich mich im Zimmer um. Wo steckte mein Vater? Erst in diesem Augenblick registrierte ich, dass das Irrsinnsbrandungsgeräusch nicht von draußen kam, sondern durch einen kleinen weißen Apparat erzeugt wurde, der auf dem Beistelltisch stand. Wer zieht sich künstliches Meeresrauschen rein, wenn das echte in Hörweite ist? Eins der vielen Dinge, die – zumindest in jenem Moment – vollkommen rätselhaft waren.
    »Äh   …«, begann ich. Heidi weinte immer noch. Ihre Schluchzer wurden von gelegentlichen Schniefern sowie dem künstlichen Wellenrauschen begleitet. »Kann ich   …

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