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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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Endlich drehte er sich zu mir um. »Ja, also, falls du Hunger hast – ganz in der Nähe ist ein nettes, kleines Restaurant. Da gibt’s Hamburger und Ähnliches. Und die Zwiebelringe   … legendär.«
    Ich lächelte. »Klingt prima. Soll ich Heidi fragen, ob sie auch etwas möchte?«
    »Unbedingt. Und mir bringst du bitte einen Cheeseburger und eine Portion Zwiebelringe mit.« Er griff in die hintere Hosentasche, zog ein paar Scheine heraus, reichte sie mir. »Danke, Auden, sehr nett von dir. Vielen Dank.«
    Ich nahm die Scheine und kam mir vor wie der letzte Idiot, weil ich geglaubt hatte, er käme mit. Aber natürlich konnte er seine Frau und sein neugeborenes Baby nicht einfach zu Hause sitzen lassen. »Kein Problem«, erwiderte ich, obwohl er sich schon wieder dem Computer zuwandte. »Bin gleich wieder da.«
    Ich kehrte zum rosa Zimmer zurück. Thisbe war immernoch in voller Lautstärke zugange. Da ich mir also keine Sorgen machen musste, sie aufzuwecken, klopfte ich. Zweimal. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür einen Spalt, Heidi spähte zu mir heraus.
    Sie sah noch abgekämpfter aus als vorher, sofern das überhaupt möglich war. Sogar die Andeutung eines Pferdeschwanzes war verschwunden, die Haare hingen ihr strähnig und schlaff ins Gesicht. »Hi«, schrie ich, um das Gebrüll zu übertönen. »Ich wollte los, uns etwas zum Abendessen besorgen. Was hättest du gern?«
    »Abendessen?«, wiederholte sie, ebenfalls mit erhobener Stimme. Ich nickte. »Ist es denn schon so weit?«
    Ich blickte auf meine Uhr, als müsste ich mir das selbst noch einmal bestätigen. »Es ist Viertel vor sieben.«
    »Ach du liebe Zeit.« Sie schloss die Augen. »Ich wollte extra für dich zum Empfang richtig schön kochen. Hatte alles geplant, Hühnchen, Gemüse und so weiter. Aber die Kleine war so unruhig und   … «
    Ich fiel ihr ins Wort: »Mach dir keinen Kopf, ich hole ein paar Hamburger. Dad hat gemeint, es gibt ganz in der Nähe einen anständigen Imbiss.«
    »Dein Vater ist da?«, fragte sie, verlagerte Thisbes Gewicht in ihren Armen und blickte an mir vorbei den Flur entlang. »Ich dachte, er ist in sein Büro im College gefahren.«
    »Er sitzt in seinem Arbeitszimmer«, entgegnete ich. Sie schien mich nicht verstanden zu haben, beugte sich fragend vor. »Er schreibt«, wiederholte ich, etwas lauter. »Deshalb hole ich uns etwas zu essen. Was möchtest du?«
    Heidi stand einfach nur da – das Baby zwischen uns drehte fast durch – und blinzelte weiterhin über den Flur Richtung Arbeitszimmer. Die Tür stand einen Spalt offen, durch den Licht fiel. Sie machte den Mund auf, wollte etwas sagen, überlegte es sich anders, atmete tief durch. »Bestell einfach, was du magst, ich nehme das Gleiche wie du«, antwortete sie schließlich. »Danke.«
    Ich nickte, trat einen Schritt zurück. Sie schloss die Tür. Das Letzte, was ich sah, war das puterrote Gesicht des aus Leibeskräften schreienden Babys.
    Zum Glück war es draußen wesentlich ruhiger. Alles, was ich hörte, waren die Brandung und die üblichen Nachbarschaftsgeräusche – spielende Kinder, ab und zu ein Autoradio, ein voll aufgedrehter Fernseher   –, während ich in Richtung der Kneipen und Geschäften ging.
    Auf der schmalen Strandpromenade reihte sich ein Laden an den anderen: Es gab ein Saftbüdchen, den für Badeorte obligatorischen Souvenirladen, wo man billige Handtücher und mit Muscheln beklebte Uhren erwerben kann, eine Pizzeria   … Ungefähr auf der Hälfte des Wegs kam ich an einer kleinen Boutique –
Clementine's
– mit einer leuchtend orangefarbenen Markise vorbei. An der Tür klebte ein großer Zettel, auf dem in Druckbuchstaben stand: ES IST EIN MÄDCHEN! THISBE CAROLINE WEST, GEBOREN AM 1.   JUNI, 3173   GRAMM.   Ah, Heidis Laden, dachte ich. Blickte durchs Schaufenster, sah Regale mit T-Shirts und Jeans, eine kleine Ecke für Make-up und Bodylotion sowie ein dunkelhaariges Mädchen in einem pinkfarbenen Minikleid – sehr mini, sehr pink!   –, das an der Kasse stand, Handy zwischen Ohr und Schultergeklemmt, und beim Telefonieren ihre Fingernägel inspizierte.
    Dann tauchte das
Last Chance Café
auf. Direkt daneben befand sich das letzte Geschäft an der Promenade, ein Fahrradladen. Drei Typen in meinem Alter hockten davor auf einer verwitterten Holzbank, quatschten und sahen den Leuten nach.
    »Der Punkt ist, dass der Name griffig sein muss«, meinte der eine gerade. Er war klein, stämmig und trug Shorts, aus denen ein

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