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Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 1: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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wischte mir mit den Handrücken über die Augen.
    Nicht Frank!
    Hinter mir näherten sich Schritte. Ich drehte mich um. Einen Moment lang musste ich gegen das Sonnenlicht anblinzeln. Nahm den Körper nur als grellumrissene Silhouette wahr, bis die Gesichtszüge hervortraten. Noch bevor ich ihr einen Namen zuordnen konnte, sprach die Gestalt mich an.
    „Du musst im Philosophischen Seminar ja einen filmreifen Auftritt hingelegt haben, nach dem, was ich gehört habe.“

Ramazotti auf Eis
     
    Unter den Arkaden des Prinzipalmarkt hatten wir uns an einen gerade frei gewordenen Tisch vorm „Stuhlmacher“ gesetzt. Auf den Stufen zum Friedenssaal gab Münsters Unikat und One-Man-Band Onkel Willi einen Bob Dylan-Klassiker zum Besten. Fasziniert sah ich dem mit Knickerbockern und braunem Schlapphut bekleideten Straßenmusiker zu, wie er eine Schulklasse in seinen Bann zog. Alle Gliedmaßen mit einem Instrument bewaffnet. Um den Hals ein Gestell mit Tröte und Mundharmonika.
    „Du hast was gedacht?“ Stefan Marcks schien sich gar nicht wieder einzukriegen. „Das ist ja echt der Witz des Jahres.“
    „Schön, dass du das witzig findest.“ Ich kam mir ziemlich spießig vor. Stefan hatte mich aus meinem Weltschmerz befreit, doch statt ihm dankbar zu sein, gab ich den Macho. „Du hast mich gefragt, wieso ich heute Morgen grußlos verschwunden bin, und ich hab dir eine ehrliche Antwort gegeben. Lass einfach die Finger von Eva, dann kriegen wir zwei auch keine Probleme miteinander.“
    „Ich dachte, ihr habt euch getrennt?“ Er grinste verschmitzt. „Du bist doch nicht immer noch eifersüchtig?“
    „Hör auf zu grinsen, Arschloch!“
    Ich bemerkte, dass die zwei elegant gekleideten Damen am Nebentisch uns pikiert musterten.
    Stefan schüttelte den Kopf. „Jetzt komm schon, Philip, was soll das? Ich will nichts von Eva. Ich brauchte jemanden zum Reden, und sie hat mir zugehört. Ende der Geschichte.“
    Die Bedienung trat an unseren Tisch, und ich bestellte mir einen Ramazotti auf Eis. „Willst du auch was?“, fragte ich gereizt.
    „Ein Wasser, danke.“
    Der Kellner notierte unsere Bestellung. Ein peinlicher Moment der Stille trat ein, bis Stefan den Faden wieder aufnahm. „Glaubst du etwa, nur du hast einen Verlust erlitten? Frank war auch mein Freund, schon vergessen?“
    Man merkte ihm an, wie schwer es ihm viel, von Frank in der Vergangenheitsform zu reden. Ich konnte es ihm nachfühlen.
    „Und was hat das mit Eva zu tun?“
    „Du hängst noch sehr an ihr, hab ich Recht?“ Er musterte mich verlegen. „Eva hat mich hier um die Ecke sitzen sehen, als sie mit einer Touristengruppe aus dem Rathaus kam. Ich muss einen jämmerlichen Anblick geboten haben. Jedenfalls hat sie mich angesprochen und gefragt, ob ich jemanden zum Reden bräuchte, und da haben wir uns für den Abend verabredet. Völlig ohne Hintergedanken. Du hast überhaupt keinen Grund, mich wie einen Aussätzigen zu behandeln.“
    „Ich konnte ja nicht ahnen -“
    „Schon okay“, fiel er mir ins Wort. „Eva hat mir erzählt, dass du bei ihr übernachtest, aber ich hab nicht drüber nachgedacht, wie das auf dich wirken muss, wenn ich auf einmal auch bei ihr aufschlage. Ich hätte nach Hause gehen sollen, sorry.“
    „Vergessen wir das Ganze.“
    Ich streckte eine Hand aus, und Stefan ergriff sie, ohne zu zögern.
    „Du solltest dich mal bei Eva melden“, sagte er. „Bestimmt macht sie sich Sorgen, du könntest ausrasten.“
    „Gar nicht mal so abwegig, oder? In Beekmanns Büro hab ich völlig die Nerven verloren. So was ist mir noch nie passiert. Hinkebein stand kurz vorm Infarkt.“
    Stefan schüttelte den Kopf und seufzte. „Dein Humor in allen Ehren, aber die Nummer wird dir noch leidtun. Das hätte Frank wohl kaum gewollt.“
    „Bist du dir da so sicher?“, fragte ich. „Alles in mir sträubt sich dagegen, an Frank zu zweifeln, aber ich kann gar nicht anders.“
    „So viel zum Thema ‚Freiheit des Willens‘. Du solltest Franks Doktorarbeit zu Ende schreiben.“
    Mit einem Mal musste ich mir eingestehen, dass Stefan Marcks mir sympathisch war. Wie hatte ich mich nur so in ihm täuschen können? Allein dass Frank aus all seinen Kommilitonen gerade auf ihn als Partner verfallen war, hätte mich schon überzeugen müssen. Eva hatte Recht. Ich musste mich meiner Trauer und meinen Ängsten stellen. Warum sollte es Stefan nicht genauso gehen?
    Den Ramazotti auf Eis und ein Fläschchen Wasser nebst Glas auf einem Silbertablett

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