Deutsche Geschichte
Pyrenäen zurück. Dieser Sieg war für die weitere Geschichte Europas von großer Bedeutung. Die Ausbreitung des Islam war damit gestoppt und blieb auf das »Morgenland« beschränkt. Im »Abendland« ging die Christianisierung weiter, weshalb Karl Martell auch als »Retter des Abendlandes« gefeiert und geehrt wurde.
Karls Sohn Pippin wollte nicht mehr nur als Hausmeier regieren, er wollte König werden – und er wusste auch wie. Weil die Kirche und ihr Oberhaupt bei den Franken hoch angesehen waren, suchte Pippin für sein Vorhaben die Unterstützung des Papstes. Er ließ in Rom anfragen, ob es eigentlich gut und richtig sei, dass jemand König genannt werde, der in Wirklichkeit gar keine königliche Macht mehr besitze. Der Papst antwortete, es sei besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht habe.
Nach diesem Spruch des Papstes wurde der Merowingerkönig Childerich III. in ein Kloster verbannt und Pippin von den Adligen zum König ausgerufen. Damit war die Herrschaft der Merowinger auch formal zu Ende.
Pippin wollte dem neuen Königsgeschlecht der Karolinger von Anfang an eine zusätzliche Sicherung geben. Deshalb ließ er sich im November 751 von den Bischöfen des Reiches mit geweihtem Öl salben. Diese Salbung machte ihn zum christlichen König, ja zum König von Gottes Gnaden. Damit hat Pippin Politik, Religion und Kirche erstmals in der Geschichte in einer Weise verbunden, die für fast alle deutschen Könige und Kaiser bis in unser Jahrhundert richtungsweisend war. Seit Pippin erhoben sie den Anspruch, ihr Amt von Gott zu haben und nach göttlichem Recht zu handeln.
Karl der Große
Auch wer nur wenig von der Geschichte des Mittelalters weiß, hat bestimmt einen Namen und eine Zahl im Kopf: Karl der Große und das Jahr 800, in dem er zum Kaiser gekrönt wurde. »Vater Europas« und »Beschützer der Christenheit« wird Karl der Große auch heute noch genannt.
Begonnen hat Karls Karriere, als er nach dem Tod seines Bruders Karlmann im Jahr 771 Alleinherrscher über das Frankenreich wurde. Wie die meisten Könige vor und nach ihm führte er viele Kriege, über die hier nicht im Einzelnen berichtet werden soll. Karls Ziel war von Anfang an, alle Germanen in sein Reich zu holen – es fehlten ihm noch die Langobarden, Bayern und Sachsen. Die beiden ersten unterwarf Karl ohne Probleme. Aber die Sachsen wehrten sich 32 Jahre mit allen Mitteln. Schließlich wurden sie doch besiegt und mussten den christlichen Glauben annehmen.
Damit hatte Karl sein Ziel erreicht: Zum ersten Mal in der Geschichte waren alle germanischen Stämme, die später zum deutschen Volk zusammenwuchsen, in einem Reich vereint. Das allein hätte für manche schon ausgereicht, ihn »der Große« zu nennen. Doch zu einem großen König gehört mehr, als Kriege zu gewinnen.
Nach allem, was wir heute wissen, verstand sich Karl als eine Art Vater seiner großen Völkerfamilie und kümmerte sich mehr als andere Könige um die Sorgen und Nöte des einfachen Volkes, das ein armseliges Leben führte. Er regierte nicht von einer Hauptstadt aus, sondern reiste oft durch das Reich, um sich selbst ein Bild von den Zuständen zu machen. Dafür gab es überall so genannte »Pfalzen«, Paläste, in denen der König Hof hielt. In manchen Pfalzen blieb er nur wenige Tage, in anderen viele Monate. Karls Lieblingspfalz war Aachen, wo er 814 starb und begraben wurde.
Trotz der vielen Reisen kam Karl in manche Gebiete des riesigen Reiches höchstens alle paar Jahre. Deswegen ließ er sich von überall her berichten und bestimmte dann, was zu geschehen hatte. Dabei regelte er auch kleinste Angelegenheiten wie den Verkauf von Feldfrüchten, Federvieh und Eiern.
Er ließ Wald roden, um mehr Ackerland für die Bauern zu schaffen, und führte die »Dreifelderwirtschaft« ein, die schonender mit dem Ackerboden umging und zu besseren Ernten führte.
Auch die Bildung lag Karl am Herzen. Er ließ Kloster- und Domschulen einrichten, in denen Kinder von freien Bauern und Handwerkern in Religion, Lesen und Schreiben unterrichtet wurden. Er selbst beschäftigte sich mit allen Wissenschaften, mit Kunst und Literatur und war immer bemüht, Neues zu lernen.
Karl sah sich jedoch nicht nur als Vater der Menschen im Frankenreich, sondern auch als Schutzherr aller Christen. Als er am Weihnachtsabend des Jahres 800 in Rom einen Gottesdienst besuchte, setzte ihm der Papst, dem Karl schon mehrfach gegen Angreifer geholfen hatte, eine Krone auf. Dann fiel er auf die
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