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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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in flüchtiger Skizze konnte ich Ihnen den Jammer andeuten, der damals über Tausenden von Familien schwebte, der den deutschen Frauen – Müttern, Schwestern und Bräuten, ein Martyrium bereitete, das kein Lied besang, kein Bild verherrlichte, das aber unter den Thränen, die es hervorlockte, unter dem Weh, das es erpreßte, auch im
deutschen Hause
die heiße Sehnsucht wach rief nach Freiheit und Recht – und ihre Zähren sind denn auch am Ende nicht ganz umsonst geflossen! –
     
Elfte Vorlesung
     
    Hannover und das Göttinger Siebengestirn. Gutachten der Central-Untersuchungs-Commission von 1838. Gründung des Zollvereins. Anastasius Grün. Börne, Heine. Das junge Deutschland. Wienbarg. Mundt. Kühne. Laube. Gutzkow.
     
    Dem düsteren Bilde der deutschen Zustände in den Jahren 1830–40 fehlt zu seiner Vervollständigung leider noch ein letzter Zug. Jener nördliche Staat, welcher nach einer hundertjährigen Abtrennung vom Vaterlande wieder vollständig deutsch wurde,
Hannover
, sollte allsogleich durch seine neue Regierung in einen noch feindlicheren Gegensatz zu jeder liberalen Entwickelung treten, als die übrigen deutschen Länder. Im Jahre 1837 hatte sich in
Hannover
durch den Tod Wilhelm's IV. die Personalunion mit
England
aufgelöst. Den Thron Großbrittaniens bestieg jetzt eine Frau, die noch regierende König Viktoria, aber sie konnte nicht gleichzeitig die hannöversche Krone tragen, weil in Deutschland das noch zu Recht bestehende Gesetz der alten Salier,
das salische
genannt, eine weibliche Thronfolge ausschloß. Somit fiel der Besitz Hannovers an den nächsten männlichen Agnaten, den Herzog von Cumberland. Ich erinnere an dieser Stelle daran, wie das einzige Beispiel einer weiblichen Regierung in Deutschland die der Maria Theresia gewesen, welche nur durch die Hülfe einer besonderen Vereinbarung, der sogenannten
pragmatischen Sanction
, möglich geworden war, welche ihrerzeit dem deutschen Reichslande wie den östreichischen Staaten schwere Opfer gekostet hat, und unendliches Blut fließen machte.
    Wir sehen also seit 1837 in Hannover, den Herzog von
Cumberland
, als neuen König im Besitz der erledigten Krone, nachdem der sehr beliebte Herzog von Cambridge sein bisheriges Amt als Statthalter niedergelegt hatte. Der neue Regent war ein entschiedener Hochtory und so verweigerte er es von vornherein, das
Staatsgrundgesetz
von 1833, wodurch Hannover in die Reihe der verfassungsmäßigen Staaten eingetreten war, anzuerkennen. Kaum sah er sich in den Besitz der Herrschaft gelangt, als er durch ein königliches Patent den Umsturz jenes Gesetzes aussprach und die alte ständische Verfassung von 1819 wieder herzustellen befahl. Diesem offenen Gewaltstreich antwortete ein Schrei der Entrüstung aller rechtlich gesinnten Männer, während sich lauter Jubel in den Reihen der Metternich'schen Parthei erhob. Aber der gewaltsame Eingriff in das klarste Recht war so unbestritten, daß nur ein einziger Mann sich in Hannover fand, der niedrig genug dachte und bereit war, mit Umgehung
seines Eides
, den er auf das Staatsgrundgesetz geleistet hatte, dieses Patent als
Minister
zu unterzeichnen. Der Obersteuerrath von
Scheele
machte auf diese Weise schnelle Carrière, aber wie dachte auch die ganze Welt von ihm!
    In dieser Umgehung eines feierlich
geleisteten Eides
lag die größte sittliche Gefahr, lag die Bedeutung des jetzt ausbrechenden Confliktes. Jeder hannöver'sche Beamte war auf die neue Verfassung verpflichtet worden. Der König hatte, als er die Krone annahm, sie mit übernommen – durfte man jetzt dergestalt mit Schwüren und Eiden ein hohnvolles Spiel treiben, dieselben nach Gutdünken bestätigen oder brechen?
    Die städtischen Korporationen traten zuerst ganz entschieden gegen solche Vergewaltigung auf; Osnabrück mit seinem wackern Bürgermeister
Stüve
an der Spitze eröffnete den Reigen und verlangte in diesem Falle die Schiedsrichterschaft
des Bundes
. Am größten jedoch zeigte sich bald die Aufregung in
Göttingen
innerhalb der Universität; dort erklärten die Lehrer der Jugend, daß sie nicht wüßten, wie sie ihren Schülern eine solche Umgehung des Gewissens und des Rechtes als annehmbar und gerechtfertigt darstellen sollten, daß sie bei einem solchen Bemühen in den schwersten Conflict mit allen ihren bisherigen und sonstigen Lehren kommen müßten. Sieben der muthigsten Professoren, als das
Göttinger Siebengestirn
in der deutschen Geschichte bekannt: die beiden Brüder
Grimm,

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