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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Verbindungen der Haß und der Abscheu gegen das Bestehende, der Wunsch zum Widerstand immer mächtiger heran. – Der einzige Lichtblick in dieser trüben Zeit war die Begründung des deutschen Zollvereins, der endlich die unnatürlichen Absperrungen aufhob und den ersten Grund zu einem wirklichen Einheitsbande in Deutschland legte. Der Bund hatte es, wie wir früher schon gehört, consequent abgelehnt, irgend etwas für die nächsten materiellen Interessen des Vaterlandes zu thun, um so glänzender ist das Verdienst der wenigen Männer, die sich trotzdem ohne Rast dafür bemühten und der unermüdlichsten Einer unter ihnen war Friedrich List, ein Mann, der zu den unglücklichsten und verdienstvollsten zählt, die Deutschland in diesem Jahrhundert besessen. Er kam zu früh für seine Zeit und als endlich der Same aufging, den er ausgestreut, und für den er zu wenig Verständniß fand, war er selbst bereits einem finstern Schicksal verfallen. List's Gesichtspunkt war nicht allein ein kaufmännischer, sondern ebensosehr ein politischer; er fühlte sich tief von der Ueberzeugung durchdrungen, daß der materiellen auch die politische Zusammengehörigkeit Deutschland's folgen müsse. – Nun hatte unläugbar Preußen des Verdienst, zuerst auf eine Vereinigung einzugehen, die den Zweck hatte, die Zollschranken innerhalb unserer Länder fallen zu machen, es that dafür die ersten erfolgreichen Schritte und unter seinem Vorangehen trat nach unendlicher Mühe denn auch wirklich am 10. Januar 1834 der deutsche Zollverein für eine Dauer von 12 Monaten in's Leben. Er umschloß schon gleich zu Anfang 231/2 Million Deutscher und zwar die Staaten
Würtemberg, Baiern, Sachsen, die thüringischen Ländchen
und die
beiden Hessen
, es war namentlich Hessen-Darmstadt, wo man dem Bündniß mit besonderer Wärme entgegen kam und es mit größtem Eifer, unter der Leitung des um den Verein hochverdienten Staatsrath
Eckhard
, förderte. Zwei Jahre später schlossen sich auch noch
Baden, Nassau
und
Frankfurt
an. Die Mauthplackereien hörten in den genannten Ländern jetzt auf und noch gesteigert wurde die Möglichkeit eines angemessenen Verkehrs, durch die süddeutsche Münz-Convention, die man nun in Angriff nahm und wobei sich wiederum der Staatsrath Eckhard besonders thätig zeigte; so sehen wir wenigstens auch damit einen Anfang gemacht und in den südwest-deutschen Staaten ein allgemeines Münzsystem, auf den Guldenfuß gegründet, in's Leben treten.
    Im Jahre 1841 war der Zollverein schon so weit befestigt, daß man ihn wiederum auf 12 Jahre erneuerte, und bei diesem Anlaß traten dann noch
Braunschweig, Lippe
und
Luxemburg
hinzu. Als Grundlage des Vereins hatte man das Zollsystem angenommen, durch welches Preußen im Jahre 1818 seine eignen Landschaften geeinigt und welches sich als zweckmäßig bewiesen hatte. Dem Lande
Oesterreich
war der Zollverein ein Dorn im Auge, und es nahm die feindseligste Stellung gegen denselben ein, auch
Hannover
folgte zu seinem eignen größten Schaden dem schlimmen Beispiel. So schadete Oesterreich lieber sich selbst, während ihm doch seine schlechten Finanzen ganz andere Maßregeln geboten hätten, aber höher als jeder materielle Vortheil galt ihm die Befürchtung, es könnten mit dem freien Eingang der Waaren auch liberale Ideen über seine Gränzen einziehen.
    Ausgezeichnet hat Graf Auersperg (A. Grün) Oesterreich's hochbegabter Dichter, der in seine Poesieen rücksichtslos die Zustände des Tages verflocht, diese Furchtgedanken in seinem Gedichte, der
Mauthcordon
ausgesprochen:
     
    »Unser Land, wohl ist's ein Garten, doch der Gärtner bang und scheu,
    Zog ein starres Eisengitter, daß er rings verschlossen sey –«
     
    es reiht sich daran die lebendige Schilderung wie der Schmuggler hinter Büschen scheu versteckt, seine Päcke fortschleppt, während rings die Wächter ihn umspähen, bis endlich die Nacht tiefer hinabsinkt, und dann auch sie ermattet, ihr häßliches Handwerk nur noch lässig betreiben und nach der Schenke ziehen, um sich zu erquicken.
     
    »Sieh', da tauchen aus den Büschen, aus den Nebeln rings der Nacht,
    Männer, schwere Last am Rücken, Karren schwer von reicher Fracht
    Leise, wie die Nebel, schleichen sie die fahlen Steg' entlang,
    Sieh' da wallt auch der
Gedanke
seiner Sendung heil'gen Gang. –
    Mit den Schmugglern muß er reisen,
er
versteckt und hehlt doch nichts!
    Mit den dunklen Nebeln schleichen –
er
, der Sohn des Tags und Lichts!
    O, heraus ihr durst'gen

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