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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Gebahren bereits die Keime einer Politik, die Deutschland noch so lange hinaus elend und unfrei machen, und sich endlich erst in unsern Tagen selber richten sollte. – Schändlich war vornehmlich die Apathie der Rheinbundstaaten bezüglich der Lazarethe. Soldaten, die nicht zu ihrem Duodezstätchen gehörten, ließ man auf den Straßen liegen, in Hunger und Noth verkommen, und wir mögen gerne an solchen Beispielen ermessen, in welchem Grade seitdem das Humanitätsgefühl sich entwickelt hat. –
    Im großen Hauptquartier in Frankfurt hatten sich inzwischen die Monarchen eingefunden; Napoleon war über den Rhein entwichen, trotz der Verzweiflung der preußischen Generale, denn man konnte, wenn man ihn rasch verfolgte, den Krieg noch im selben Jahre beenden. Nun versäumte man wieder die beste Zeit mit Friedensvorschlägen, man war thöricht genug, Napoleon als Grenzen
die Pyrenäen, die Alpen
und
den Rhein
belassen zu wollen. Es wäre entsetzlich für Deutschland gewesen, wenn er diesen Frieden angenommen. Mächtiger, als zuvor, stand er alsdann da, im Besitze eines Reiches, dessen räumliche Ausdehnung sich beherrschen und übersehen ließ. Aber dies genügte ihm nicht und sein Zaudern ließ
Stein, Gneisenau, Blücher
und den andern Patrioten Zeit, Kaiser Alexander zu bearbeiten. Arndt veröffentlichte damals seine berühmte Brochüre: »
Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze
,« und rief damit ein tausendstimmiges Echo wach; selbst England trat zuletzt den deutschen Männern bei, während Kaiser Franz und Friedrich Wilhelm die Sache gehen ließen. So wurde denn nun endlich die französische
Invasion
und Napoleons
Entthronung
beschlossen.
    Blücher wollte natürlich gradewegs nach Paris marschiren, die Gesammtmacht der Verbündeten betrug 6–700,000 Mann, aber Fürst Schwarzenberg, der österreichische Feldmarschall, welcher die »große Armee« führte, konnte sich nur zu einem Zug nach dem Plateau von Langres entschließen. So brachte denn die Vielköpfigkeit im Lager der Verbündeten, ihr Zaudern, ihre Langsamkeit, die stete Beeinflussung durch diplomatische Ränke, noch ein blutiges Nachspiel des Krieges in Frankreich selbst zu Wege, und doppelt haben wir uns darum Glück zu wünschen, daß wir 1870 für uns allein kämpften, nur auf die eigne Kraft gestellt. –
    In der Neujahrsnacht 1814 ging nun der wackre Marschall »Vorwärts« über den Rhein, und bis wo die Sprachgränze beginnt, empfängt ihn und seine Truppen der unermeßliche Jubel der Bevölkerung! Von der Armee aber, die er führte, konnte man mit Recht sagen, daß in diesem Augenblick ganz Deutschland in ihr enthalten war, und begeistert schrieb General Müffling einem Freunde: »In unserer Armee ist ein herrlicher Geist, selbst in den russischen Körpern fängt an, so ein Ding zu krabbeln, was am Ende Enthusiasmus werden könnte!« Von diesem Enthusiasmus war leider im Hauptquartier wenig zu spüren; desto mehr regte sich unter den unterdrückten Völkern jenes Gefühl, welches eine
Sühne
für die langjährigen Schmerzen verlangte. Niemand spricht dies kräftiger und drastischer aus, als der alte Blücher, wenn er auf die Vertröstung hin, daß Napoleon an den französischen Partheiungen zu Grunde gehen werde, antwortete: »Die Schlechtigkeit der Franzosen ist für uns keine
Revanche! wir
müssen ihn herunterwerfen,
wir
!« Aber noch manchen blutigen Strauß hatte bis dahin der alte Haudegen zu bestehen, noch manchmal mußten die deutschen Truppen hier und dort geschlagen vor dem genialen Feinde zurückweichen.
    Am 10. und 11. Februar lieferte Napoleon die Schlacht von
Montmirail
, seine letzte große Waffenthat, und wieder schwoll die Friedenswoge im Lager der Verbündeten hoch an, und wieder verwarf der verblendete Cäsar die günstigsten Bedingungen, denn schon sah er sich im Geiste wieder an der Weichsel stehen, und als Schwarzenberg nun auch noch thörichter Weise einen Waffenstillstand verlangte, hoffte Napoleon auf's Neue, den Kaiser Franz zu berücken, ihn von seiner Allianz loszulösen, oder dieselbe wenigstens zu sprengen. An Kaiser Alexander scheiterte auch jetzt wieder seine Arglist, derselbe erklärte wiederholt: »Ich werde nicht Frieden schließen, so lange Napoleon auf dem Throne sitzt!« Nun endlich erlaubte man Blücher, auf eigne Hand etwas gegen Paris zu unternehmen, und dieß wurde die
entscheidende
Bewegung des Krieges. Auch Schwarzenberg sah sich jetzt gezwungen, auf Blücher's Plan einzugehen, und so

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