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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Föderativfeste, welches das neue Band zwischen Ludwig und seinem Volke besiegeln, den Krater der Revolution schließen sollte; aber als es dann so ganz anders kam, wußte der frivole Mund, der jene Messe gelesen, sich stets mit geschmeidigem Wort oder mit undurchdringlichem Schweigen durch alle Phasen der schrecklichen Zeit durchzuschmeicheln, die jenem Feste folgten, bis er endlich dem siegreichen Consul Bonoparte im Palaste des Luxemburg, nach dessen Rückkehr von Aegypten, wieder die überschwenglichste Lobrede halten konnte, und von da an dessen schlauester und ergebenster Rathgeber blieb. Kam es trotzdem im Jahre 1809 zum Bruche zwischen Talleyrand und dem Kaiser, so fürchtete und schätzte ihn doch der Letztere genügend, um ihn in der Stunde der Gefahr in seinen neuen Regentschaftsrath zu berufen. Jetzt aber, da für Napoleon Alles verloren war, und die Kaiserin gegen Talleyrand's ausdrücklichen Willen Paris verlassen hatte, erblickte er nur noch in der Herrschaft der
Bourbonen
, nicht so sehr die Rettung für Frankreich, als diejenige
für sich selbst und für Alle
, die ihm ähnlich waren. Es ist interessant, wie Talleyrand noch am Ende seines sehr langen Lebens, seine verschiedenen Wandlungen mit den Worten zu beschönigen suchte: »
Er habe keine Regierung früher verlassen, als diese sich selbst
,« wozu er noch den Witz fügte, »nur ein wenig früher als die Andern, da meine Uhr etwas vorging.« – Sein Scharfsinn, der ihn manchmal die Sprache der Kassandra gegen Napoleon hatte erheben lassen, brachte ihn nun nach dessen Sturz vollends in den Ruf eines Orakels, und so stand man auch jetzt nicht an, seine Stimme, die sich für die Bourbonen erhob, als die Stimme Frankreichs zu betrachten.
Der Senat
, nachdem er Napoleon's Absetzung beschlossen, rief die Bourbonen zurück, durch »die Stimme des Volks«, wie man sich ausdrückte, und sie kamen, mit Freuden, aber so wie es ihrem Sinn entsprach, nicht auf den Ruf des Volkes, sondern nach ihrem »heiligen, angestammten Recht«. Kraft dieses Rechtes, keineswegs durch »freie Wahl«, glaubten sie sich zu neuer Herrschaft berufen. – Zuerst erschien der Graf Artois, und, der Sachlage entsprechend, ließ er sich noch durch Rußland bestimmen, wenigstens seine eigne
Ernennung
zum
Reichsstatthalter
durch den
Senat
, anzuerkennen. Dies war der vorbereitende Schritt zur Herstellung des bourbonischen Königshauses, und war er auch nicht geradezu von den Verbündeten ausgegangen, so hatte ihnen doch die Verkettung der Umstände kaum einen andern Ausweg gelassen, als den, auf das alte Königshaus zurückzugehen, dessen Repräsentanten leider nichts gelernt und nichts vergessen hatten. Die Extravaganzen seiner fanatischsten Anhänger hatten schon bei dem Einzug der Monarchen zur Genüge gezeigt, welche Elemente sich jetzt wieder in den Vordergrund drängten. Die Herzogin von Dino auf der Croupe eines Kosaken reitend, das Kreuz der Ehrenlegion an den Schwanz eines Pferdes gebunden, auf dem ein vornehmer Emigrant paradirte, die Schaustellung der Lilien und die der weißen Fahne des heiligen Ludwig, welche das französische Volk im heiligen Feuer mit der Tricolore vertauscht hatte –, dieß Alles stimmte mit der Weigerung des Grafen von Artois, diese Tricolore, unter der Frankreich seine Freiheit und seine »gloire« erfochten hatte, aber unter der seine Verwandten geblutet hatten, anzunehmen.
    Indessen wurde jetzt mit dem
Grafen
, während dessen älterer Bruder, der
Graf von Provence
sich nach und nach anschickte, als Ludwig der Achtzehnte sein Königreich anzutreten, ein Waffenstillstand und dann der
erste Pariser Friede
abgeschlossen, ein Friede, der Deutschland in keiner Weise zufrieden stellen konnte. – Rußland wie England war es bei diesem Friedensschlusse sehr gleichgültig, ob Deutschland dadurch wieder zu seinen, im Revolutionskriege, im Elsaß sowohl wie in Lothringen verlornen Gränzen kommen sollte, überdem hofften die beiden Mächte, die schwierige Lage des neuen Königthums sicherer zu befestigen, wenn Frankreich einen Theil seiner Eroberungen behielte. – Hatte man in Paris Napoleon auch fallen lassen, das was er
gewonnen
und
erobert
, wollten die Franzosen darum doch nicht wieder herausgeben. Eben so wenig dachten die beiden genannten Mächte daran, Entschädigung für die ungeheueren
Requisitionen
, die Plünderung der deutschen Hauptstädte, die furchtbaren Kriegssteuern, die unserm Vaterlande auferlegt waren, zu fordern; nicht einmal die

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