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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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regierende Koalition zerbrach darüber am 27.3.1930. Da sich eine neue Mehrheit nicht herstellen ließ, ernannte Reichspräsident von Hindenburg (1847-1934) den 44-jährigen Zentrumsmann Heinrich Brüning zum Reichskanzler und ließ ihn gestützt auf das Recht des Präsidenten, Gesetze per Notverordnung zu erlassen, regieren.
Schwere Krise herbeigespart
    Dieses erste Präsidialkabinett höhlte das parlamentarische System aus. Die Neuwahlen am 30.9.1930 verschärften das Problem noch. Seit 1928 hatten zwölf wenig geschätzte braununiformierte Männer der NSDAP auf der Rechten des Reichstags gesessen. Nach der Wahl tauchten plötzlich 107 von ihnen zur konstituierenden Sitzung auf. Sie waren nun nicht mehr als Grüppchen zu ignorieren und entfalteten im hohen Haus einen lärmenden Terror, der selbst der SPD eine Tolerierung der Regierung Brüning geraten erscheinen ließ. Brüning aber kannte nur ein Rezept gegen die Krise: Sparen und nochmals sparen. Das trug zur weiteren Verarmung der Bevölkerung bei. Die Arbeitslosigkeit war schon 1928, im letzten „guten“ Jahr, mit zwei Millionen schwer erträglich gewesen, verdoppelte und verdreifachte sich jetzt aber. Sechs Millionen Menschen waren schließlich ohne Arbeit.
    Harzburger Front
    Hitlers Wirkung auf die Massen machte ihn für die Nationalisten interessant. Alfred Hugenberg, Presse-Mogul und Chef der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), wollte ihn sich als „Trommler“ engagieren und lud NSDAP, Stahlhelm und Vaterländische Verbände am 11.10.1931 nach Bad Harzburg ein. Hier sollte ein Bündnis („Front“) der Rechten gegen die Regierung Brüning und zum Kampf gegen die Republik geschmiedet werden. Hitler folgte der Einladung, weil er seinerseits eine Aufwertung durch die etablierten rechten Gruppen anstrebte. Und während seine Rechnung aufging durch die große Publizität des Treffens, blieb Hugenbergs Harzburger Front in bloßer Anti-Haltung stecken. Hitler quittierte das mit demonstrativem Fernbleiben bei der Schlusskundgebung. Im Frühjahr 1932 konnten sich die Harzburger nicht einmal auf einen gemeinsamen Kandidaten bei der Wahl des neuen Reichspräsidenten einigen und mussten neidvoll den beachtlichen Alleingang Hitlers hinnehmen
.
Hitlers „Heilslehren“
    Heilslehren haben in solchen Situationen Konjunktur, vor allem wenn sich die etablierten Politiker in Ratlosigkeit überbieten. Die Stimme des NSDAP-Führers Adolf Hitler ertönte immer lauter. Er präsentierte einfache Lösungen ohne Rücksicht auf deren Realisierbarkeit, als Sündenbock für alles brandmarkte er „das System“, die Ursache allen Unglücks fand er bei „den Juden“, mit dem Programm eines „nationalen Sozialismus“ versprach er allen alles. Während die anderen die Verantwortung hin und her schoben, forderte er die ganze Macht für sich. Sein „Führerprinzip“ traf auf tiefe Sehnsüchte nach Autorität und kam dem Untertanengeist entgegen, der sich nach der geordneten Welt des Soldatentums, nach einem „Frontsozialismus“ sehnte, wie ihn Hitler mit seiner „Volksgemeinschaft“ beschwor.

Aus der Not schlug Hitler politisches Kapital; Wahlplakat seiner Partei von 1932, entworfen von Hans Schweitzer (Künstlername Mjölnir nach dem Hammer des germanischen Gottes Thor, 1901-1980)
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    (c) Interfoto, München: S.

Die ganze Macht
Hitler wird Reichskanzler (1933)
    Seit seinem Putsch von 1923 setzte Hitler unbeirrt auf legale Gewinnung der Macht. Er musste also entweder von einer parlamentarischen Mehrheit in die Reichskanzlei getragen werden oder von einer Mehrheit des Volkes direkt ins Präsidentenpalais. Dort hätte er wesentlich rascher das tun können, was er so oder so anstrebte: Beseitigung der Demokratie und Erringung der Alleinherrschaft. Er kandidierte daher im Frühjahr 1932 gegen den 85-jährigen Hindenburg für das Amt des Reichspräsidenten, und erreichte einen erstaunlichen Achtungserfolg: fast 37 Prozent der Stimmen.
NSDAP stärkste Partei im Reichstag
    Im Juli 1932 kam er seinem Ziel ganz nahe: Mit 230 Abgeordneten zog die NSDAP in den 608-köpfigen Reichstag ein und stellte nun die mit Abstand stärkste Fraktion. Man bot Hitler lockende Posten In einer Regierung an. Doch er beharrte auf der Kanzlerschaft, die Hindenburg aber dem „böhmischen Gefreiten“, wie er abfällig sagte, nicht zu übertragen bereit war. Er ließ Brüning fallen und machte seinen Intimus Franz von Papen zum Nachfolger, der ebenfalls nur mit den präsidialen Ausnahmerechten regieren

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