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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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(1871–1925)
    Buchstäblich baden ging er mit seinem Versuch, sich möglichst volkstümlich zu geben: Der erste Reichspräsident Friedrich Ebert (1871-1925) wurde 1919 von der Nationalversammlung gewählt und 1922 vom Reichstag für weitere drei Jahre bestätigt. Das lag aber eher an der politischen Konstellation als an seiner Popularität, und sein schlichtes Auftreten war nicht einmal im Sinn der Schöpfer der ersten demokratischen Verfassung Deutschlands. Ihnen hatte immer noch etwas Kaiserartiges vorgeschwebt. Sie wünschten sich eine über den Parteien stehende Autorität. Die 1919 verabschiedete Weimarer Verfassung (benannt nach dem Tagungsort der Nationalversammlung) bestimmte:
Starke Position des Präsidenten
    Der Reichspräsident musste gewählt werden, aber eben nicht von Abgeordneten, sondern vom Volk, und zwar gleich auf sieben Jahre. Er sollte repräsentieren, aber nicht bloß wie die inzwischen machtlosen Könige, sondern als tatsächlicher Herrscher. Er konnte den Reichskanzler berufen und entlassen, das Parlament auflösen (Artikel 25) und vorübergehend wie ein Diktator regieren (Artikel 48), und er war Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Abzusetzen war er höchstens durch Volksentscheid oder Klage des Reichstags vor dem Staatsgerichtshof. Also so gut wie gar nicht, denn dem konnte der Präsident ja beizeiten durch Auflösung des Parlaments zuvorkommen.
    Friedrich Ebert (SPD) hielt sich politisch sehr zurück, wollte ein Präsident aller Deutschen sein. Dennoch zog er die Kritik der Rechten wie der extremen Linken gleichermaßen auf sich. Den einen war er verhasst wegen seiner Rolle in der Revolution von 1918; sie zählten ihn zu den „Novemberverbrechern“, die dem kämpfenden Heer in den Rücken gefallen seien. Die anderen verteufelten ihn wegen derselben Rolle als „Revolutionsverräter“, der im Bündnis mit den Militärs der Arbeiterschaft den gebührenden Platz in der deutschen Gesellschaft verwehrt habe. Und in den bürgerlichen bis gehobenen Schichten fand er auch nur mäßige Zustimmung, weil er als Sohn eines Schneiders und gelernter Sattler als Parvenü angesehen wurde. Mit seinem betont einfachen Stil leistete er solchen Standesvorurteilen Vorschub.
    Goldene Zwanziger
    Die Jahre der wirtschaftlichen Erholung nach den Wirren von 1923 bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 werden im Rückblick oft als „goldene“ bezeichnet. Das hätten die Zeitgenossen mehrheitlich als Hohn empfunden, denn gerade bürgerliche Kreise litten weiter an den Folgen der Proletarisierung durch die Inflation. Vom allmählich in Gang kommenden Aufschwung profitierten nur wenige. Und doch kam so etwas wie Glanz in Deutschland auf, nämlich kultureller. Die Künste blühten auf in dieser Phase der politischen Beruhigung und sie nutzten nun aufatmend die hier zu Lande noch ungewohnten demokratischen Freiheiten. Dabei kam es natürlich auch zu kurzlebigen Moden, doch es blieb genug Epochemachendes. In der Architektur entwickelte das Bauhaus seinen funktionalen Stil, der Surrealismus entgrenzte die Malerei, der Kubismus schlug die Brücke zur Plastik, der Expressionismus prägte Kunst wie Literatur, im jungen Film setzten deutsche Regisseure ebenso Maßstäbe wie im Theater, der Rundfunk brachte die neue Kunstform des Hörspiels hervor, geniale Tonsetzer führten die deutsche Musik zu neuer Weltgeltung
.
    Ebert starb an diesem allseitigen Druck noch nicht einmal 54 Jahre alt am 28.2.1925. Regierung und politische Mitte würdigten seine vermittelnde überparteiliche Haltung. Die Rechtsparteien hingegen wetterten sogar gegen eine Beerdigung auf Staatskosten.

Hohn und Spott von Rechts erntete Reichspräsident Ebert mit diesem Bild vom Bad mit Reichswehrminister Noske (links) in Haffkrug (Ostsee), erschienen am 24.8.1919 in der „Berliner Illustrirten“
.
    (c) Interfoto, München: S.

Explosion der Arbeitslosigkeit
Der „Schwarze Freitag“ und die Konsequenzen (1929)
    Abrupt war der Aufschwung kollabiert, Hoffnungslosigkeit und Angst machten sich breit. Der Börsenkrach am Schwarzen Freitag, dem 25.10.1929, zog eine langdauernde Weltwirtschaftskrise nach sich, die im besonders betroffenen Deutschland zu politischer Radikalisierung bis hin zur Unregierbarkeit führte. Die plötzlich zurückgeforderten Kredite der USA ließen Banken zusammenbrechen und trieben mit ihnen zahllose Firmen in die Pleite. Die Arbeitslosigkeit explodierte, die Soziallasten überforderten den Staat, die letzte mit Mehrheit

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