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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich auf hochhackigen Abendschuhen allen nachbarlichen Nachforschungen in Richtung Frankfurt oder Mainz.
    Über Bad Soden fuhr Bloch rasch mit seinem weißen Mercedes zur Schnellstraße nach Wiesbaden. Von dort bog er ab auf den neuen Autobahnring, der den Flughafen umrundete – bis auf den westlichen Teil, wo er an den Altrheinarm stieß.
    Natürlich hatte Rut recht, wenn sie argwöhnte, er würde den Tag bei einer anderen verbringen. Seine neueste, seine erregendste Eroberung hieß Karin … Aber wie konnte seine Frau das einfach als gegeben voraussetzen?
    Er wollte sich genußvoll seinen Plänen für diesen Tag hingeben. Aber je tiefer er in die Ebene gelangte, um so dichter wurde der Nebel, um so dichter der Verkehr. Er kämpfte sich mühsam und im Schrittempo vorwärts.
    Einmal wurde er gestoppt, weil eine geschlossene Kolonne schwarzer Mercedeswagen, eskortiert von weißen Mäusen auf BMW-Rädern, Vorfahrt erhielt: das Eröffnungskomitee im Anrollen. Er hatte nicht die Absicht, die Flughafeneröffnung mitzuerleben; aber er fühlte sich verpflichtet, einfach vorher einen Blick hineinzuwerfen. Bei Dispatch. Bei Operations. Bei Catering. An einem solchen feierlichen Tag mußte man spüren, daß er da war … Er würde Gundolf guten Tag sagen, ihm wünschen, er möge sich wohl fühlen in seiner neuen Behausung, wer weiß, wie man diese Leute einmal brauchen konnte, wenn man verspätet im Anflug aus Teneriffa zurückkehrte und gern eine Privatnachricht an Karin durchgeben wollte – nur Ehefrauen wurden offiziell über Verspätungen informiert.
    Als er am Rhein-Spessart-Flughafen eintraf, erwartete ihn eine jener Überraschungen, an denen der moderne Luftverkehr so reich ist. Ob er Interesse daran habe, den Eröffnungsflug nach den Bermudas zu machen?
    Bloch schluckte. Er hatte schon vor Wochen geschluckt, als ihm mitgeteilt wurde, er würde den Eröffnungsflug nicht machen. Als einer der drei ältesten Check-Kapitäne hatte er auf diesen Prestigeflug gehofft. Captain Laszt, dessen gleichgeartete Hoffnungen sich erfüllt hatten, war krank geworden – Virusinfektion. So korrigierte das Schicksal mitunter sich selber.
    Er stand jetzt am Pult der Einsatzleitung, hinter dem hektisch telefoniert wurde. Hier trugen die Besatzungen sich anderthalb Stunden vor dem Flug ein, um zu dokumentieren, daß sie pünktlich zum Einsatz erschienen waren. Die beiden Burschen hinter der Glasscheibe hatten alle Hände voll zu tun, die drei pausenlos klingelnden Telefone und die Crewtrauben zu bedienen. Geriet ein Einsatz durcheinander, so wurden sie von den Betroffenen mit einer Sturzflut von Fragen und Wünschen überschüttet. Behielten sie die Vorgänge nicht unter Kontrolle, so zogen ihre Fehlentscheidungen meistens weitere Einsatzstörungen nach sich; und innerhalb weniger Minuten konnte durch drei Telefonanrufe mit falschen Informationen das schönste Chaos ausbrechen.
    Bloch machte es sich in dem neuen kahlen, ungemütlichen Raum so gemütlich wie möglich. Von den kaum getrockneten Wänden bröckelte bereits der erste Putz. Gut, daß er alle Reiseutensilien schon im Wagen hatte. Die Streckenunterlagen würde er sich von der Kartenstelle in aller Ruhe besorgen können. Ihm blieben noch weit über zwei Stunden Zeit. Karin, allerdings, würde warten müssen. Anrufen nicht vergessen, vorausgesetzt, im neuen Gebäude existierte überhaupt schon ein funktionierendes Privattelefon. Bisher hatte er an den öffentlichen Zellen nur heraushängende Kabel und plastikverpackte Wählautomaten stehen sehen.
    Karin Swoboda: In welcher Kleidung auch immer er sie sich vorzustellen begann – nach wenigen Atemzügen sah er sie immer nur nackt vor sich. Sie war knapp dreißig und die Assistentin eines Universitätsprofessors. Sie besaß die makelloseste Haut, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Allerdings, seine Erfahrungen mit Frauen waren nicht übermäßig groß. Er hatte die Hälfte seines Lebens auf dem Standpunkt gestanden, man könne die Freuden von Sex und Erotik nur in einer langen, intensiven Ehe voll auskosten und vertiefen. Da er die korrekte Ausübung seines Berufs über alles stellte, war überdies die Zeit für Seitensprünge begrenzt.
    »Ja, Captain Bloch ist bereit, einzuspringen. Er steht hier vor mir und hat alles dabei.«
    Sie war von herber Schönheit, sehr natürlich und ungeniert. Wenn sie sich auf die Kissen zurückfallen ließ, den Kopf zur Seite geneigt, aber die großen Augen fest und unablässig auf ihn

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