Dezemberglut
jetzt auch nicht mehr an. Es war sin n los, Damian hatte seine Entscheidung getroffen . Ich spürte Tränen in den Augen, während ich versuchte, mit den anderen zu scherze n . Murat zog mich auf die Tanzfläche, und für eine Weile gelang es mir, meinen Verstand einfach abzuscha l ten. Ich ging zurück zum Tresen, weil ich das Gefühl hatte , zu verdursten. Und einen Moment für mich zu brauchen. S chon wieder spürte ich Tränen, und wenn ich jetzt nachgab, würde der Strom nicht mehr versiegen. Ich heftete ein Lächeln an meinen Mund, überquerte die Tanzfläche und ging die Treppe hinunter zur Toilette, wo ich es schaffte, mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich würde mich von den anderen verabschieden, ein Taxi nehmen und nach Hause fahren.
Als ich die erste Stufe nahm , stolperte ich fast. „Du hast mich erschreckt!“
„Und mich hat Max erschreckt.“
Er hatte immer noch seine Lederjacke an. In seinen Haaren tanzten die Lichtr e flexe der Strahler über uns, ich musterte sein makelloses Gesicht mit dem wunde r schönen Mund, der jetzt grimmig zusammengepresst war.
„Hast du diese Geschichte mit ihm abgesprochen?“
Ich war immer noch abgeschirmt und könnte lügen wie gedruckt. Damian wü r de nicht in meinen Gefühlen lesen können. Aber in meinem Gesicht.
Und genau das tat er. „Das war ein äußerst plumper und mieser Trick“, meinte er schroff.
„Er hat funktioniert?“, schlug ich vor.
„Max werde ich mir später noch vornehmen. Mich so zu täuschen. M ich gla u ben zu lassen …“ Er verstummte.
„Der Schleier war meine Idee“, sagte ich rasch. „Ich hatte Max darum gebeten. Ich war wütend und wollte nicht, dass alle wissen, wie es mir geht. Was ich für dich empfinde.“
„Du solltest jetzt wieder nach oben gehen“, unterbrach er mich ungeduldig. „Und dich so schnell wie möglich nach Hause fahren lassen.“
„Nein.“
„Sonst fahre ICH dich nach Hause. Jetzt gleich.“
„Wenn du das tust, werde ich mir ein Taxi bestellen und sofort in den Club z u rückfahren.“
„Das glaube ich nicht.“
„Probier es aus.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Damian reagierte nicht. Noch nicht einmal mit einem Kopfschütteln. Aber der Ausdruck seines Gesichts war hochkonzentriert. „Charis. Du bist bei W eitem nicht so betrunken, wie du tust.“
„Du ja auch nicht.“ Meine Antwort war dumm und kindisch, aber mir fiel keine bessere ein. „Außerdem tue ich nicht betrunken“, fügte ich würdevoll hinzu. Als ob das besser wäre. „Aber wenn du schon mal hier bist, kannst du mir ja einen Rat geben, von wem ich mich heute Nacht mitnehmen lassen soll. Dass ich noch nie mit einem Mann geschlafen habe, scheint ein Makel zu sein, den ich unbedingt beseitigen muss, weil er so lästig und langweilig für dich ist.“
„Du glaubst, das ist der Grund? Deine Unerfahrenheit langweilt mich ?“
So, wie er mich ansah, fragte ich mich, ob er mich jetzt schütteln würde. Vie l leicht fragte er sich das auch.
„Das hast du mir ja deutlich gemacht. Es tut mir leid, wenn ich peinlich war und dich zu sehr unter Druck gesetzt habe“, sagte ich angriffslustig. „Schließlich hast du als mein Mentor schon mehr als genug für mich getan. Wie konnte ich nur glauben, dass ein erfahrener Mann wie du auch nur auf die Idee kommen könnte, mich interessant zu finden. Obwohl ich nicht im Geringsten deinem Frauentyp entspreche. Ich bin weder so hässlich wie die Frauen, mit denen du sonst zusa m men bist, noch so schön wie die, die du früher erhört hast. Das hast du mir einige Male zu erklären versucht, aber ich habe es einfach nicht verstanden.“
Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. „Das ist viel zu dick aufgetr a gen, Charis“, meinte er prompt. „Denn du weißt nur zu gut, dass es anders ist. Und eben weil das so ist, meine süße Unschuld, wirst du dich von mir fernhalten. Du bist gut so, wie du bist. Aber ich werde nie jemand sein, der gut für dich ist.“
„Du findest nur Frauen attraktiv und begehrenswert, die über eine gewisse E r fahrung verfügen. Das hast du mir gesagt, und du kannst nicht lügen.“
„Das habe ich nicht gesagt“, berichtigte er mich sofort. In Wortspitzfindigkeiten konnte ich ihm wirklich nichts vormachen.
„Und aus welchem Grund hattest du mich sonst zurückgewiesen?“
„Aus dem gleichen, der heute noch zutrifft. Ich bin nicht gut für dich.“ Er mu s terte mich ausdruckslos. „Außerdem trägst du schon wieder viel zu
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