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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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hätte, wäre sie gestürzt. Ein eisiges Grauen begann, ihren Körper und Verstand auszufüllen. Sie war unf ä hig, sich zu bewegen, als wäre sie mit Blei gefüllt. Sie hörte ihre eigenen Atemz ü ge, ihr eigenes Schluchzen, weit weg und fremd. Der Dämon, der Leonie in Besitz nahm, war alles andere als begeistert von seiner Aufgabe, da er ahnte, wie die S a che irgendwann für ihn enden würde. Aber er hatte keine Wahl und gehorchte.

Kapitel 28

    Noch i n der gleichen Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. In diesem Traum ging es um einen Kater, der uns zugelaufen war, als ich noch ein Kind war. Auf einmal war er da gewesen, in unserer Garage. Groß, schwarz – und verletzt. Er hinkte, seine linke Flanke war voller Blut. Mein Vater meinte, er sei angefahren worden.
    Ich stellte dem Kater eine Schale mit Milch und eine mit Dosenfisch hin, ging in die Hocke und redete mit ihm. Er kam näher, aber als ich ihn streicheln wollte, wich er bis in die hinterste Ecke der Garage zurück und fauchte mich an. Sein aufgeplusterter Schwanz peitschte hin und her.
    Ich ging leise hinaus, und eine Stunde später waren beide Schalen leer.
    Dies wiederholte sich mehrere Tage, ich fütterte ihn und redete mit ihm. Sein Misstrauen schien nachzulassen, er begann zu fressen, obwohl ich dicht vor ihm stand. Nur anfassen ließ er sich nicht. Ich sah ihm aus einiger Entfernung zu, wie er seine Wunden leckte und langsam zu Kräften kam. Wenn ich ihm so nahe kam, dass ich ihn berühren konnte, wich er zurück und versteckte sich unter der Wer k zeugbank meines Vaters.
    Ich wollte ihm doch nichts Böses, im Gegenteil, ich hatte ihn seit Tagen gefü t tert und verstand nicht, warum er sich nicht von mir anfassen ließ.
    Nach einigen Tagen, in denen sich immer das Gleiche wiederholte, verlor ich die Geduld. Diesmal hatte ich ihn in die Ecke gedrängt und ihm den Weg zur Werkzeugbank abgeschnitten . D ass er sich duckte und mich warnend anfauchte , ignorierte ich . Stattdessen streckte ich meine Hand aus. Als ich den Schmerz spü r te und den tiefen Kratzer auf meinem Handrücken sah, schrie ich empört. Die s mal verschwand der Kater hinter dem Stapel mit Winterreifen.
    Mein Vater fuhr mich zum Arzt, wo ich eine schmerzhafte Spritze bekam. Auf dem gesamten Weg weinte ich.
    „Du kannst nicht erzwingen, dass der Kater dich mag. Auch wenn d u ganz viel für ihn getan hast , kannst du sein Vertrauen nicht einfordern. Er entscheidet selbst, und d u musst seine Entscheidung akzeptieren.“
    Ich wusste, dass mein Vater r echt hatte und schämte mich.
    Vergeblich versuchte ich , meinen Fehler wiedergutzumachen und stellte dem Kater weiter Futter hin. Früher hatte er sich mir genähert, aber nun verkroch er sich, sobald er mich sah. Drei Tage später war er aus der Garage verschwunden. Ich wusste, ich hatte es völlig vergeigt . Meine Eltern versuchten, mich zu trösten. Sie meinten, der Kater sei jetzt wieder nach Hause zu seiner Familie zurückg e kehrt.
    Ich war traurig, weinte, suchte ihn überall in der Umgebung und hoffte, dass er eines Tages zurückkommen würde . Ich wollte es so gern besser machen.
    Aber ich erfuhr nie, was aus ihm geworden war.
    Als ich aufwachte, überlegte ich, warum die Erinnerung an den Kater ausg e rechnet jetzt gekommen war. Ich hatte seit Jahren nicht mehr an ihn gedacht.
    Am Abend rief Julian mich zu sich. „Wie ist es dir ergangen, Charis?“, fragte er freundlich. „Du wohnst wieder zu Hause, studierst, und ich habe von deinem Mentor gehört, wie gut du dich eingefügt hast.“
    Aha. Sie hatten sich über mich unterhalten. Und Damian hatte mich als gute Schülerin gelobt.
    „Ich danke dir, dass du uns dein Vertrauen geschenkt hast“, meinte Julian ernst.
    Unter seinem intensiven Blick wurde ich rot. Inzwischen fand ich seine Augen nicht mehr so beängstigend wie bei unserem ersten Treffen. „Ich danke dir auch … für dein Vertrauen. Dass du mir erlaubt hast, mein Gedächtnis zu behalten und unter euch zu leben.“
    Er nickte.
    „Da gibt es etwas, worüber ich mit dir reden möchte“, fügte ich hastig hinzu . „Ich … ich kann die Gefühle von Vampiren spüren, wenn ich sie berühre. Wie es ihnen geht. Kannst du mir etwas darüber sagen?“
    Er betrachtete mich nachdenklich, wirkte aber nicht überrascht über meine Fr a ge. „Wie geht es dir damit? Betrachtest du dies e Fähigkeit als … Gabe? Oder B e lastung?“
    „Ich weiß nicht“, meinte ich unschlüssig.
    „Du bist eine Emanati,

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