Dezemberglut
Damian seine Angst bekämpfte, begriff er endlich, dass er nicht gegen Charis ’ Licht ankämpfen musste. Emanati. Als würde er nun erst begreifen, wer und was sie war. Das Licht würde immer zu Charis gehören. Und in einem eh r fürchtigen Moment fühlte er sich getröstet und zuversichtlich.
Doch dann fing Charis an, gegen ihre Schläfrigkeit, gegen Damian anzukäm p fen. Das Licht verschwand. Während ihr Herzschlag immer schwächer wurde, stieg ihr Panikgefühl, ihre Todesangst und versuchte, auch nach ihm zu greifen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und nahm sich Venen vor, die er noch nie geöffnet hatte, nahm Blut und verschloss sie wieder. Nicht zu schnell, weil er den Übe r gang sorgfältig vorbereiten musste, aber auch nicht zu langsam, sonst würde das Band zerreißen und er sie verlieren.
„Nein.“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern . W enn sie sich hätte bewegen können, hätte sie versucht, sich ihm zu entziehen. „Hör auf. Nicht. Geh weg.“
Damian sah das blanke Entsetzen in ihrem Blick. Er wusste, es gab diesen einen Punkt, an dem ihr Überlebenswille größer sein würde als alles, was sie vorher a b gesprochen, als jedes Einverständnis und Versprechen, das sie sich gegeben ha t ten. Julians Worte hatten dazu beigetragen, dass er sich an seine eigene Wandlung erinnerte, an seinen eigenen Tod, gegen den er sich zum Schluss mit verzweifelte r Kraft gewehrt hatte, wenn auch vergeblich.
Jetzt musste er stark sein und sich ebenfalls über ihren Willen, ihre Angst hi n wegsetzen, so wie es damals Sebastian getan hatte. Wenn er im falschen Moment zögerte, seinem Mitleid nachgab, würde er Charis nicht helfen, sondern ihre Qual unnötig verlängern, ihr vielleicht sogar das zweite Leben verwehren.
E s war nicht nur Charis, auf die er aufpassen musste. Er konnte sich nicht en t sinnen, je zuvor so viel Blut getrunken zu haben. Damian schloss die Augen, sah und fühlte das Licht, wie ein Nachklang in seinem Blut.
Er würde stark sein. Und sie halten.
Damian sah, wie sich Charis ’ Augen veränderten, ihre Klarheit verloren. Ihr L e ben verging und entglitt . I hr Herz stolperte.
Es musste sein, er musste handeln.
Jetzt.
„Charis?“ Innerlich bettelte er um ihr Einverständnis. Er brauchte es für sich selbst. „Ich muss das jetzt tun.“
„Nein. Bitte …“ Ihre Stimme war nur ein Hauch, und ihr Blick flehte ihn an.
D och D amian zögerte nicht. Er legte die Rechte flach auf Charis Herz, ko n zentrierte sich, schickte ihr seine Magie. Seine Hände brannten wie Feuer, das magische Band verband sie mit knisternder Spannung und loderte hell .
Charis Herz hörte auf zu schlagen. Sie schloss die Augen.
Damian öffnete sein linkes Handgelenk und presste es auf ihren Mund. „Charis. Trink.“ Das Band hielt, aber wie lange noch? Einige Tropfen seines Blutes gelan g ten auf ihre Lippen und flossen nutzlos über ihr Kinn, ihr Mund blieb schlaff.
Verzweifelt vergrößerte Damian die Wunde an seinem Arm, zwang ihr nun den Kiefer auseinander und tropfte Blut in ihren Mund. Immer mehr.
Charis stöhnte. Endlich schlug sie die Augen auf. Sie starrte ihn an, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihn erkannte. Ihre Passivität erschreckte ihn.
Charis drehte den Kopf, um seinem Handgelenk auszuweichen, er setzte ihr nach, unerbittlich, zwang ihr erneut einige Tropfen in den Mund. Durch ihren Körper lief ein Zittern, ein heftiger Ruck , bis er verkrampfte.
Damian spürte die elektrisierende Verbundenheit, das leuchtende, magische Band, dann setzte der Herzschlag endlich ein, kräftig und regelmäßig.
Charis wehrte sich, strampelte, trat nach ihm und ballte ihre Fäuste, versuchte sogar, nach ihm zu schlagen.
Damian lachte . G lücklich u nd voller Dankbarkeit.
Er zwang sie weiterzutrinken. Schonungslos, wieder und wieder. Bis ihre G e genwehr endlich aufhörte, sie sein Blut nicht nur annahm, sondern an seinem Handgelenk hing und durstig saugte. Mit jedem Schluck gewann sie an Kraft, wurde das Band aus Blut und Magie stärker, gelangte sie mehr und mehr unter seinen Willen. Ihre Gier, die Heftigkeit ihres Dursts erregte ihn, und seine Erekt i on war bestimmt nicht das, was er als Vaterfreuden bezeichnen würde.
***
Christian kniete vor Martin auf dem Boden. Er hielt ängstlich den Kopf gesenkt und wartete.
Martin saß auf dem thronartigen Stuhl, den er so liebte. Als er weiter schwieg, hob Christian vorsichtig den Blick.
Martin lächelte ein mitfühlendes
Weitere Kostenlose Bücher