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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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i ner, der mich suchte und strafen wollte.
    Ich versuchte mich zu wehren, aber er hielt mich fest. Ich spürte seine Zähne, die langsam meine Schulter entlang glitten bis zu meinem Nacken, seinen plötzl i chen Griff um meine Hüfte, dem ich mich vergeblich zu entziehen versuch t e, der nicht zärtlich war, sondern schmerzhaft und Unterwerfung forderte. Ich sah ein Bild von Feuer und Hitze, schloss meine Augen und gab meinen Widerstand auf. Ein Beben durchlief seinen Körper, etwas in mir explodierte und riss mich fort, und ihn, ich hörte sein Stöhnen, spürte seinen kräftigen Biss in meinen Hals, der mich bändigte, und etwas in mir war endlich erloschen, gesättigt und befriedigt.
    Ich hatte seinen Zorn gebraucht, um meinen loslassen zu können.
    Wir blieben auf dem Boden liegen, an der Wand, ich spürte sein Gewicht auf mir, badete in unserem Geruch, der Umarmung seines Körpers, spürte den schnellen Rhythmus seines Herzschlags an mir und durch mich hindurch, war einen Moment nicht sicher, welche Empfindung, welcher Körper meiner war, wo Anfang und Ende.
    Er hob mich auf, hielt mich in seinen Armen, und ich schaute ihn an, die schwarzen Haare wirr um sein Gesicht, die Augen leuchteten wie Saphire, ein Spiegel seiner Leidenschaft.
    „Charis.“ Er schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, waren sie sanft und dunkel blau.
    Ich sah ihn an, erkannte ihn, mich, spürte eine Liebe, die fast wehtat. Ich wusste, er hatte mich gerettet, er gehörte mir, so wie ich ihm gehörte, jetzt, auf ewig.
    Ich begann zu weinen.
    Erinnerungsfetzen kamen hoch, Christian, der Überfall, meine Gegenwehr, ich rollte wieder über die Straße. Dann nichts, außer Schmerzen, dann auch die nicht mehr, und alle Schmerzen waren weg.
     
    Wir standen vor dem vergitterten Fenster, und ich hatte mein Gesicht an seiner Brust vergraben.
    Ich hörte durch Mauern. Das Lied der Nacht, Geräusche, Töne, vielfältig und komplex, die mich erschreckten und für die ich mich viel zu durchlässig fühlte.
    Da war das Ticken einer Uhr im Haus, aber ich konnte mein Gehör noch weiter ausdehnen: eine Stimme irgendwo, Autos auf der Stadtautobahn und sogar die „ Toccata, Fuge in d-Moll “ von Bach in einem Autoradio.
    Die Geräusche sch wollen an.
    Damian setzte mich seitlich auf den breiten Fenstersims und nahm hinter mir Platz. Ich spürte ihn ganz dicht, seine Brust an meinem Rücken, eine Hand um meine Taille, die andere um meine Brüste. „Ich bin hier. Bei dir.“
    Ich hörte seinen Herzschlag. Sein Blut. Und b eruhigte mich.
    Bis die Geräusche draußen wieder zuzunehmen schienen. Sie drangen in mich ein. Schmerzten, wie eine schrille Kakophonie, nur da, um mich zu foltern. Ich hielt mir die Ohren zu, bis Damian meine Hände vorsichtig wegzog.
    „Du wirst dich daran gewöhnen.“
    Ich zitterte. „Das muss ich wohl.“
    Wir schwiegen und lauschten zusammen. Damian streichelte mich. „Nur ein Autoradio“, erklärte er.
    Ich nickte langsam.
    „Ein streitende s Paar.“ Seine Stimme lächelte. „Das solltest du eigentlich ke n nen.“
    „Und das?“
    „Ein Tier, ziemlich klein. Vielleicht ein Kaninchen. Draußen im Laub.“
    „Ein Kaninchen?“
    „Ja.“ Ich spürte, wie sich sein Griff veränderte und er mich wieder fester hielt.
    „W ann w ird es endlich aufhören?“
    „ D u wirst ihm die Bedeutung geben, die ihm zusteht. Nämlich keine. Bis dahin bin ich hier. Bei dir.“
    Ich konnte Damians Stille spüren und zulassen, dass sie in mich einströmte und mich tröstete. Unser Atem strömte im gleichen Rhythmus, unser e Herz en schl u g en im g leichen Takt.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so saßen. Irgendwann öffnete Damian das Fenster. Dann nahm er mich wieder in die Arme. Ich spürte die Winterluft auf meiner Haut, aber ich fror nicht, hörte alles noch lauter. Und ich wusste, dass es Mome n te gab, in denen er nicht nur meinen Körper hielt, sondern auch meinen Verstand und meine Seele . Aber irgendwann verloren die Geräusche tatsächlich an Bede u tung, wie Damian es vorausgesagt hatte, sie gerieten in den Hintergrund, wie bei diesen seltsamen Wahrnehmungsbildern, bei denen mal das eine und dann das andere Bild in den Vordergrund tritt und man sie sich mit einiger Übung so z u rechtschiebt, wie man es möchte . Ich hatte es endlich unter Kontrolle.
    „Habe ich jetzt Superkräfte?“, fragte ich. „Könnte ich das Gitter herausreißen? Schließlich bin ich eine Emanati.“
    „Es sollte mich wundern, wenn das Haus so

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