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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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angehaltenem Atem und hoffte, dass der Motor endlich ansprang.
    „Charis. Wenn du nicht sofort die Tür aufmachst, werde ich es tun.“ Die Stimme war ruhig, nicht laut, aber so deutlich, als würde er neben mir sitzen.
    Ich rührte mich nicht.
    Die Haustür sprang auf.
    Püppis Kläffen verwandelte sich in ein aufgeregtes Winseln. Damian sprach mit ihr, seine Stimme klang nun leise und entfernt, aber ich hörte, wie sie sich in me i ne Richtung wandte.
    Mein Herz pochte laut, meine Kehle wurde trocken, und ich richtete mich auf, um selbstbewusst und nicht ganz so idiotisch auszusehen.
    Damian blieb im Kücheneingang stehen.
    „Wie bist du hier reingekommen?“
    Er lächelte grimmig. „Vampir?“
    Ich trug meinen roten Lieblingsschlafanzug mit dem grinsenden Pony auf der Brust. Der Gummi im Bund war völlig ausgeleiert, aber die Hose tat mir den G e fallen, nicht zu rutschen. Anscheinend hatte ich mein Quantum an Würdelosigkeit schon erreicht.
    „Erkältung ist eine ziemlich abgedroschene Ausrede, findest du nicht?“ Sein Gesicht bestätigte, dass er mich mal wieder für eine lästige, kleine Idiotin hielt.
    Ich beschloss, die Flucht nach vorn anzutreten. „Ich habe über einen Lippe n stift nachgedacht, der zu meinem Trainingsanzug passt“, sagte ich geziert. „Und noch keine Entscheidung gefällt.“
    „Ich will dir nichts tun, Charis“, sagte er ohne auf meinen dummen Spruch ei n zugehen und kam näher. „Ich habe gedacht, dass du das inzwischen begriffen hast. Kein frisches Blut. Keine neuen Verletzungen. Geschnitten hast du dich nicht“, stellte er ungerührt fest. „Ich habe dir gesagt, dass du deine Probleme mit mir besprechen kannst, aber du ziehst es vor, mit einer Lüge zu Hause zu bleiben. Also, was ist nun schon wieder los?“
    Schon wieder? Ich hatte sein arrogantes Verhalten, das mich immer wieder pr o vozierte und herausforderte, gründlich satt.
    Also gut – wenn er mir bei meinen Problemen helfen wollte, mochte ich ihm die Chance nicht nehmen. Und im Erzählen hatte ich ja inzwischen Übung. „Im Flur stapeln sich Briefe, die ich nicht zu öffnen wage . Behördenbriefe. E s sind auch Rechnungen dabei. Ich habe kein Geld und weiß nicht, was aus mir werden soll. Ob ich das Haus überhaupt halten kann.“
    Wieder war es mir gelungen, Damian zu verblüffen. Für einen Moment sah er sogar so aus, als hätte er Schwierigkeiten, mir zu folgen. „Geld?“ Er runzelte die Stirn, als sei es ihm gerade gelungen, ein Wort aus einer unbekannten Sprache zu entschlüsseln. Sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er in den letzten Jahrhunderten nicht über Finanzen hatte nachdenken müssen.
    Nun tat er es, über meine.
    „Du hast das Haus doch bestimmt geerbt. Außerdem – was ist mit der Sti f tung?“
    „Welche Stiftung?“
    „Julian hat vor Jahren eine Stiftung gegründet. Ich weiß, dass sie eingesprungen ist, um den Angehörigen von Gregors Opfern finanziell beizustehen. Du gehörst doch auch dazu.“
    Das stimmte.
    „Hast du das Geld erhalten?“
    Ich hatte keine Ahnung.
    „Ich gebe dir fünf Minuten zum Anziehen“, meinte er ungeduldig. „Dann fahre ich dich zum Training. Egal was du anhast. Anschließend werden wir über deine Finanzen sprechen. Also steck Briefe und Unterlagen ein. Du wirst deine Angel e genheiten auf die Reihe bekommen. Und ab morgen wirst du nicht länger den ganzen Tag allein hier herumlungern. Entweder verbringst du die Zeit in d er Zentrale oder du wirst das tun, was du vor deiner Entführung gemacht hast.“
    „Studieren?“, fragte ich erstaunt.
    „Von mir aus. Studieren. Und du wirst erst dann damit aufhören, wenn du etwas anderes tust. Und jetzt beeil dich. Du wirst dich ohnehin verspäten.“
    Erscheinen Sie, sonst weinen Sie, dachte ich verdattert. Genau der richtige M o ment, um mein Hirn mit dummen Sprüchen zu verstopfen. Vor allem, weil Dam i an mir viel mehr Angst einjagte als die Men in Black . Vielleicht habe ich die Wi e derholungen meiner Lieblingsfilme einfach zu oft gesehen. Während ich zwei Treppenstufen auf einmal nahm, hörte ich, wie der Fernseher verstummte.
    Da ich nicht wusste, ob Damian es ernst meinte und mich wirklich in meinem Ponyschlafanzug ins Auto setzten würde, zog ich mich im Eiltempo um.
    Nun saß ich neben ihm im Auto und wünschte ihn weit weg.
    „Hast du heute schon etwas gegessen?“, fragte er.
    „Nein. Ich hatte nichts da“, rechtfertigte ich mich.
    „Dann halte ich unterwegs an einem Supermarkt. Du musst essen,

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