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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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und senkte den Blick.
    „Soweit es Verletzungen wie Biss- oder Schnittwunden betrifft, ja. Wenn die Wunden frisch sind, verbleiben keine Narben“, erklärte er sachlich. „Alle unsere weiteren Fähigkeiten sind individuell sehr unterschiedlich.“
    Spontan dachte ich an die Schnitte, die ich mir zugefügt hatte , verspürte den Impuls, mich bei ihm zu bedanken, aber ich ließ es – Dank barkeit war nichts, was Damian erwartete oder was ihm gefiel, das hatte ich begriffen .
    „Und stimmt es, dass ihr Menschen nicht anlügen könnt?“
    „Von wem hast du denn diese Weisheit? Lass mich raten.“
    „Von Tiffany“, gab ich zu. „Hat sie recht?“
    „Ja.“
    „Und das gilt für alle Vampire? Junge und alte?“
    „Ja.“
    „Ihr könnt uns nicht belügen, aber unser Gedächtnis löschen, uns manipulieren und in euren Bann schlagen, schon?“
    „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
    „Da bin ich anderer Meinung“, meinte ich empört.
    „Manipulationen, so wie du das nennst, sind wichtig, um uns zu schützen. Sie sind nicht mit Lügen gleichzusetzen.“
    Ich schnaubte. Kurz überlegte ich, ob ich in eine moralische Diskussion einste i gen wollte. Aber was Spitzfindigkeiten und Haarspaltereien betraf, hatte Damian unglaubliche Fähigkeiten. Also wechselte ich lieber das Thema. „Und ihr seid wirklich unsterblich?“
    Wieder musste ich lange auf die Antwort warten.
    „Wir sterben nicht durch Altern. Unser Körper heilt fast alle Wunden schneller, als du es dir vorstellen kannst. Wenn wir uns vor Licht und Feuer schützen, nicht verbluten, uns keine Bombe zerfetzt, uns niemand pfählt, mit Silber foltert, den Kopf abschlägt oder während des Arkanums überrascht, wenn wir absolut hilflos sind, wenn wir uns nicht gegenseitig oder selbst umbringen, können wir ein durchaus langes und gemütliches Leben führen.“
    Ich staunte ihn an. Ein Satz, der überwiegend aus Geschwafel bestand, aber mit aufschlussreichen Informationen. Und die L etzte fand ich besonders interessant. „Selbstmord?“, fragte ich verblüfft.
    Damian warf mir wieder diesen genervten Blick zu, von dem ich mich immer seltener beeindrucken ließ.
    „Die Ewigkeit ist manchmal ganz schön lang, vor allem, wenn sie nicht den e i genen Vorstellungen entspricht.“
    Ich stutzte. Er auch? Davon war ich nun überzeugt. Hatte er darüber nachg e dacht? Ganz bestimmt. Hatte er es versucht? Eher nicht. Ich dachte daran, wie er unser Training leitete und hielt ihn für einen Perfektionisten.
    Er lächelte spöttisch. „Der Unterricht ist vorbei, Kleines. Zeit für dich, schlafen zu gehen.“
    Ich war so in Gedanken, dass ich diesmal völlig vergaß, auf seine Beleidigung zu reagieren und sie durchgehen ließ.
     
    Ich hatte mich dazu entschlossen, Ellen anzurufen. Damian hatte mich schon zweimal darauf angesprochen, und ich wollte nicht, dass er mir länger auf die Nerven ging. Schaden konnte es ja nicht. Inzwischen war ich wirklich neugierig auf sie. Julians Gefährtin. Ich hörte ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter und mochte sie. Ellen rief mich zurück und lud mich zu sich nach Hause ein. An e i nem Sonntagnachmittag.
    „Dann bist du kein Vampir“, stellte ich fest.
    „Ich? Nein.“ Sie lachte.
    Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie schon früher angerufen.
    Ellen wohnte in Friedenau, das war mit der S-Bahn nicht allzu weit. Als ich an der Haustür klingelte, öffnete sie sofort, und als ich im zweiten Stock vor ihrer Wohnungstür stand, erwartete sie mich bereits .
    Ich staunte sie an. Mit ihrem langen blonden Haar und den großen blauen A u gen war sie nicht nur außerordentlich schön, sie strahlte Stärke, Schwung und Wärme aus.
    Auch ihre Altbau w ohnung mit den hohen, stuckverzierten Decken gefiel mir. Abgezogene Holzdielen, bunte Teppiche aus Marokko, ein bequemes Sofa und der passende Sessel dazu, zwei Bilder, Originale vom Kunst- und Trödelmarkt, mit fröhlichen Motiven. Überladen waren nur die Bücherregale.
    Sie goss mir den Kaffee aus einer altmodischen Porzellankanne ein. Auf dem Tisch stand ein Gesteck mit Kerzen, daneben eine Porzellanschale mit Domin o steinen, Lebkuchen und Spekulatius, passend zur Adventszeit.
    Unter Ellens aufmerksamem Blick fühlte ich mich etwas befangen. Sie war ein i ge Jahre älter als ich, aber hey, wer war das im Moment nicht?
    „Julian hat mir schon von dir erzählt. Wir haben uns bestimmt viel zu erzä h len.“
    Ich nickte. „Du bist seine Gefährtin“, stellte ich fest und

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