DGB 01 - Aufstieg
denn?«, fragte
Loken.
Tull lauschte seinem
Funk-Empfänger. Seine Miene verdüsterte sich. »Verstanden«, sagte er in sein
Kragenmikro. »Sofortige Reaktion.«
Er wandte sich wieder an
Loken. »Sicherheitsalarm, Hauptmann. Würden Sie... Es tut mir leid, das klingt
jetzt sehr unverblümt nach allem, was wir gerade besprochen haben... aber
würden Sie mir bitte Ihre Waffen aushändigen?«
»Meine Waffen?«
»Ja, Hauptmann.«
»Es tut mir leid,
Kommandant. Das kann ich nicht machen. Nicht solange mein Kommandant in diesem
Gebäude ist.«
Tull räusperte sich und
setzte bedächtig sein Visier wieder in die Rüstung ein. Er streckte die Hand
aus und nahm seinen Speer.
»Hauptmann Loken«, sagte er,
und seine Stimme drang jetzt durch die Außenlautsprecher, »ich verlange, dass
Sie mir sofort Ihre Waffen aushändigen.«
Loken wich einen Schritt
zurück. »Aus welchem Grund?«
»Ich muss Ihnen keinen Grund
nennen, verdammt! Ich bin Wachoffizier auf Interex-Territorium. Händigen Sie
mir Ihre Waffen aus!«
Loken ließ seinen Helm
einrasten. Die Visierschirme waren alarmierend leer: Er prüfte Sub-Kom und
Sicherheitsfrequenzen bei dem Versuch, Kairus, Torgaddon oder jemanden von der
abkommandierten Leibgarde zu erreichen. Die Systeme seines Anzugs wurden
umfassend gestört. »Werde ich von Ihnen gestört?«, fragte er.
»Die Systeme der Stadt
stören Sie. Übergeben Sie mir Ihre Waffen, Loken.«
»Ich fürchte, das kann ich
nicht. Meine Priorität lautet, meinen Kommandant zu schützen.«
Tull schüttelte seinen
gerüsteten Kopf. »Oh, Sie sind clever. Sehr clever. Fast hätten Sie mich
getäuscht. Sie hätten mich beinahe davon überzeugt, dass Sie unschuldig sind.«
»Tull, ich weiß nicht, was
los ist.«
»Natürlich wissen Sie das
nicht.«
»Kommandant Tull, wir hatten
ein Einverständnis erreicht, von Mann zu Mann. Warum tun Sie das hier?«
»Verführung. Fast hätten Sie
mich gehabt. Es war sehr gut gemacht, aber Ihr Zeitplan hat nicht gestimmt. Sie
haben Ihre Karten zu früh aufgedeckt.«
»Karten? Welche Karten?«
»Geben Sie sich keine Mühe.
Die Halle der Gerätschaften brennt. Sie haben Ihren Zug gemacht. Jetzt ist das
Interex an der Reihe.«
»Tull«, warnte Loken, wobei
er die Hand entschlossen auf das Heft seines Schwerts legte. »Zwingen Sie mich
nicht, gegen Sie zu kämpfen.«
Mit einem Knurren
enttäuschter Wut stieß Tull mit seinem Speer nach Loken.
Der Interex-Offizier bewegte
sich mit verblüffender Geschwindigkeit. Obwohl er die Hand an der Klinge hatte,
blieb Loken keine Zeit, sie zu ziehen. Es gelang ihm, seine gerüsteten Arme
hochzureißen und den Stoß und auch die beiden nächsten abzuwehren. Die leichte
Rüstung der Interex-Soldaten schien schnellste Bewegungen und äußerste
Behändigkeit zu ermöglichen und verstärkte vielleicht sogar die natürlichen
Fähigkeiten ihres Trägers. Tulls Angriff war flüssig und professionell, und er
teilte Hiebe und Stöße mit seinem langen Speer aus, die Loken zurückdrängen und
zur Aufgabe veranlassen sollten. Die mikrofeine Schneide der Klinge hackte
mehrere tiefe Schrammen in Lokens Rüstung.
»Tull! Hören Sie auf!«
»Ergeben Sie sich mir.
Sofort!«
Loken wollte nicht kämpfen
und hatte nicht die leiseste Ahnung, was Tull so unerwartet und vollkommen
verwandelt hatte, aber er hatte nicht die Absicht, sich zu ergeben. Der
Kriegsmeister war im Haus und relativ schutzlos. Soweit Loken wusste, waren
alle Imperiumsvertreter in diesem Gebiet ihrer Kom- und Sensor-Einrichtungen
beraubt worden. Er hatte keine Verbindung zur Gruppe des Kriegsmeisters, zum Extranus- Viertelund ganz gewiss nicht zur Flotte. Er wusste, dass seine Prioritäten simpel
waren. Er war eine Waffe, ein Instrument, und er hatte einen ganz schlicht
definierten Zweck: das Leben des Kriegsmeisters zu schützen. Alle anderen
Erwägungen waren absolut zweitrangig und akademisch.
Loken konzentrierte sich. Er
spürte die Kraft in seinen Gliedern in den sich plötzlich erwärmenden,
plötzlich aktiven Polymermuskeln in der Innenhaut seiner Rüstung. Er spürte das
Pulsieren der Energie-Einheit im Rücken, als dieser seinen Instinkten gehorchte
und auf volle Kraft schaltete. Er hatte die Speerhiebe bis jetzt nur abgelenkt
und Tull damit gestattet, seine Rüstung zu entstellen.
Aber jetzt nicht mehr.
Er begegnete dem nächsten
Hieb
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