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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Sie lebten in Häusern und erbauten
Städten, schrieben auf Hauswände und sprachen sogar dieselbe Sprache,
ungeachtet alter Frauen. Doch Zeit und Trennung hatten sie einen alternativen
Pfad entlanggeführt.  
       Karkasy sah das jetzt ganz
deutlich. Sie waren ein Ableger des Haupttriebs, der unter einer anderen Sonne
gewachsen war, ähnlich und doch fremdartig. Sogar in der Art, wie sie am Tisch
saßen und ihren Schnaps tranken.
       Karkasy stand abrupt auf.
Die Muse hatte ihm jäh die Freude am Trinken ausgetrieben. Er verbeugte sich
vor der alten Frau, während er sein Glas und die noch zu einem Drittel gefüllte
Flasche hob und sagte: »Haben Sie vielen Dank, Madam.«
       Dann schwankte er nach
draußen ins Sonnenlicht.
       Ein paar Straßen weiter fand
er einen leeren Platz, der von Bomben eingeebnet worden war, und hockte sich
auf einen Basaltbrocken. Er stellte vorsichtig Flasche und Glas ab, holte sein
halb gefülltes Bondsman Nummer 7 heraus und fing wieder an zu schreiben. Die
ersten Verse einer Lyrik entstanden, die viel den Schriften an den Hauswänden
und der Einsicht verdankten, die er in der Gaststätte gewonnen hatte. Eine
Weile flossen ihm die Verse nur so aus der Feder, dann versiegte der Strom.
       Er trank noch einen Schluck
und versuchte seine innere Stimme wieder sprechen zu lassen. Winzige schwarze
Insekten, Ameisen ähnlich, wuselten geschäftig zwischen den Trümmern
ringsumher, als versuchten sie, ihre eigene untergegangene Miniaturstadt neu
aufzubauen. Er musste eines von der offenen Seite seines Notizbuchs wischen.
Andere rasten forschend in einer hektischen Expedition über die Spitzen seiner
Stiefel.
       Er stand auf, da er sich
bereits ein Jucken einbildete, und entschied, dass dies kein Platz zum Sitzen
war. Er nahm seine Flasche und das Glas und trank noch einen Schluck, nachdem
er die darin schwimmende Ameise herausgefischt hatte.
       Ein Gebäude von
beträchtlicher Größe und Erhabenheit stand auf der anderen Seite des
Trümmerfelds, und er fragte sich, was es wohl sein mochte. Er stolperte darauf
zu, wobei er von Zeit zu Zeit auf dem losen Geröll ausglitt und sich nur mühsam
auf den Beinen hielt.
       Was war es - ein Rathaus,
eine Bücherei, eine Schule? Er umwanderte es, bewunderte die schöne Erhebung
der Mauern und die verzierten Kopfzeilen des Gesteins. Was es auch war, das
Gebäude war bedeutend. Wunderbarerweise war es von den Zerstörungen verschont
geblieben, welche die benachbarten Gebäude heimgesucht hatten.
       Karkasy fand den Eingang,
einen hohen steinernen Torbogen mit Türen aus Kupfer. Sie waren nicht
abgeschlossen. Er öffnete sie und trat ein.
       Innen war es so erfrischend
kühl, dass er beinahe nach Luft schnappte. Es gab nur einen einzigen Raum unter
einem Kuppeldach auf gewaltigen Basaltsäulen mit einem Boden aus kaltem Onyx.
Unter dem letzten Fenster stand irgendein steinernes Gebilde.
       Karkasy blieb stehen. Er
stellte seine Flasche neben einer der Säulen ab und schritt mit dem Glas in der
Hand zur Mitte. Er wusste, dass es ein Wort für einen solchen Ort gab. Es
wollte ihm nicht einfallen.
       Sonnenlicht fiel durch
buntes Glas schräg durch schmale Fenster.  
       Das steinerne Gebilde am
Ende der Kammer war ein gemeißeltes Pult, auf dem ein sehr altes, sehr dickes
Buch lag.
       Karkasy berührte das
runzlige Pergament der Seiten mit Entzücken. Es gefiel ihm so sehr, wie ihm die
Seiten eines Bondsman Nummer 7 gefielen. Die Blätter waren alt und verblasst
und mit kunstvoller Schrift und von Hand kolorierten Bildern bedeckt.
       Dies war ein Altar, ging ihm
auf. Dieser Ort war ein Tempel, eine Kirche!
       »Lebendiges Terra!«,
verkündete er und zuckte dann zusammen, als seine Worte durch das kühle Gewölbe
hallten. Die Geschichte hatte ihn etwas über Kirchen und religiöse
Glaubensrichtungen gelehrt, aber er hatte noch nie zuvor einen Fuß in ein
solches Haus gesetzt. Ein Haus der Geister und Göttlichkeit. Er spürte, dass
die Geister sein Eindringen mit Missfallen betrachteten, und lachte dann über
seine eigene Idiotie. Es gab keine Geister, nirgendwo im Kosmos. Das hatte ihn
die imperiale Wahrheit gelehrt. Die einzigen Geister in diesem Gebäude waren
diejenigen in seinem Glas und in seinem Bauch.
       Er betrachtete wieder die
Seiten des Buches. Hier lag die Wahrheit, der entscheidende Unterschied
zwischen seinem Menschenschlag und der hiesigen Abart. Sie waren Heiden. Sie
klammerten sich weiterhin an

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