anderer.
Karkasy schüttelte den Kopf
und ließ sie allein. Er trottete durch schmale Gassen und offene Höfe und trank
dabei aus der Flasche.
Er fand einen anderen leeren
Platz sehr ähnlich demjenigen, wo er zuvor gesessen hatte, und setzte sich auf
einen unregelmäßigen Basaltbrocken. Er holte sein Notizbuch heraus und las sich
die Verse durch, die er geschrieben hatte.
Sie waren furchtbar.
Er ächzte, dann wurde er
wütend und riss die kostbaren Seiten heraus. Er knüllte das dicke Büttenpapier
zusammen und warf es ins Geröll.
Karkasy wurde sich plötzlich
bewusst, dass ihn aus dem Schatten der Hauseingänge und Fenster Augen
anstarrten. Er konnte die Gestalten kaum ausmachen, wusste aber, dass die
Einheimischen ihn beobachteten.
Er stand auf und hob rasch
die Bälle aus zerknülltem Papier auf, die er weggeworfen hatte, da er das
Gefühl hatte, nicht auch noch zu dem allgemeinen Chaos beitragen zu dürfen. Er
eilte die Straße entlang, als schmächtige Jungen aus ihren Verstecken
auftauchten und ihm Steine und höhnische Bemerkungen nachwarfen.
Er fand sich unerwartet in
der Straße mit dem Gasthaus wieder.
Es schien niemand darin zu
sein, aber er freute sich, es wiedergefunden zu haben, da seine Flasche unerklärlicherweise
leer war.
Er betrat die Düsternis.
Niemand war da, sogar die alte Frau war verschwunden. Sein Stapel
Imperiumsmünzen lag noch dort, wo er ihn auf der Theke gelassen hatte.
Als er den Stapel sah,
fühlte er sich befugt, sich noch eine Flasche aus der Bar zu nehmen. Bedächtig
setzte er sich an einen der Tische und goss sich noch ein Glas ein.
Er hatte eine unbestimmte
Zeitspanne dort gesessen, als eine Stimme ihn fragte, ob alles in Ordnung sei.
Ignace Karkasy blinzelte und
blickte auf. Der Trupp Imperiumssoldaten, der die Mauern der Stadt
saubergebrannt hatte, war ins Gasthaus gekommen, und die alte Frau war auch
wieder aufgetaucht, um sie mit Essen und Schnaps zu versorgen.
Der Offizier hatte Karkasy
angesprochen, während seine Männer ihre Plätze einnahmen.
»Alles in Ordnung mit Ihnen,
mein Herr?«, fragte er.
»Ja. Ja, ja, ja«, antwortete
Karkasy undeutlich.
»Sie sehen aber nicht so
aus, Verzeihung, wenn ich das sage. Dürfen Sie überhaupt in der Stadt sein?«
Karkasy nickte energisch und
wühlte in seinen Taschen nach dem Passierschein. Er war nicht da. »Ich muss
hier sein«, sagte er stattdessen. »Muss. Mir wurde befohlen zu kommen. Um
Pisser Egon Momut zu hören. Scheiße, nein, das stimmt so nicht. Um mir
anzuhören, wie Peeter Egon Momus seine Pläne für die neue Stadt präsentiert.
Deswegen bin ich hier. Ich muss hier sein.«
Der Offizier betrachtete
ihn. »Wenn Sie das sagen, mein Herr. Es heißt, Momus hat einen wunderbaren Plan
für den Wiederaufbau ersonnen.«
»O ja, ganz wunderbar«,
erwiderte Karkasy, indem er nach der Flasche griff und sie verfehlte. »Ganz
verdammt wunderbar. Ein ewiges Denkmal für unseren Sieg hier...«
»Mein Herr?«
»Es wird keinen Bestand
haben«, sagte Karkasy. »Nein, nein. Es wird keinen Bestand haben. Das kann es
nicht. Nichts hat Bestand. Für mich sehen Sie wie ein kluger Mann aus, mein
Freund, was glauben Sie?«
»Ich glaube, Sie sollten
sich auf den Weg machen, mein Herr«, sagte der Offizier sanft.
»Nein, nein, nein... über
die Stadt! Die Stadt! Sie wird keinen Bestand haben, soll Terra Peeter Egon
Momus holen. In den Staub kehren alle Dinge zurück. Soweit ich es sehe, war
diese Stadt absolut wunderbar, bis wir gekommen sind und sie ruiniert haben.«
»Mein Herr, ich glaube...«
»Nein, tun Sie nicht«, sagte
Karkasy kopfschüttelnd. »Tun Sie nicht, Sie nicht und auch sonst niemand. Diese
Stadt sollte ewig Bestand haben, aber wir haben sie zerstört und in Schutt und
Asche gelegt. Soll Momus sie ruhig wieder aufbauen, es wird wieder passieren
und wieder. Das Werk der Menschen ist dazu bestimmt unterzugehen. Momus sagte,
dass seine geplante Stadt die Menschheit in alle Ewigkeit feiern soll. Wissen
Sie was? Ich glaube, das haben die Architekten dieser Stadt auch gedacht.«
»Mein Herr...«
»Was der Mensch macht, fällt
am Ende doch auseinander. Denken Sie an meine Worte. Diese Stadt, Momus' Stadt.
Das Imperium...«
»Mein Herr, Sie...«
Karkasy erhob sich blinzelnd
und wackelte mit einem hochgereckten Finger. »Kommen Sie mir nicht mit >Mein
Herr
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