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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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und
schenkte sich ein. Der Schnaps floss ebenso träge und zähflüssig durch den
Ausguss wie eben die Tinte durch seine Feder. Er stellte die Flasche ab, hob
das Glas und prostete ihr zu. »Auf Ihre Gesundheit«, sagte er strahlend, »und
auf das Wohl Ihrer Welt. Ich weiß, es ist schwer im Moment, aber glauben Sie
mir, das ist alles nur zu Ihrem Besten. Alles nur zu Ihrem Besten.«
       Er stürzte den Schnaps
hinunter. Er schmeckte nach Lakritz und lief seine trockene Kehle herunter wie
Öl, um sich dann prickelnd in seinem Bauch auszubreiten.
       »Ausgezeichnet«, sagte er
und schenkte sich nach.
       »Wirklich sehr gut. Sie
werden mir nicht antworten, oder? Ich könnte Sie nach Ihrem Namen und Ihrer
Abstammung und nach allem möglichen fragen, und Sie würden nur dastehen wie
eine Statue, nicht wahr? Wie ein Titan?«
       Er kippte das zweite Glas
und schenkte sich ein drittes ein. Er fühlte sich jetzt sehr gut, besser als
seit vielen Stunden, sogar besser als auf der Straße, als die Muse zu ihm
zurückgekehrt war.
       Tatsächlich war Alkohol
Ignace Karkasy immer willkommener gewesen als jede Muse, obwohl er es nie
zugegeben hätte - doch sein Hang zum Trinken lastete schon lange schwer auf
seiner Karriere, wie Steine in einem Sack. Alkohol und seine Muse, beides
geliebt, beides in entgegengesetzte Richtungen ziehend.
       Er trank sein drittes Glas
und schenkte sich ein viertes ein.  
       Wärme durchdrang ihn, eine
innere Wärme, die viel willkommener war als die brutale Tageshitze. Das ließ
ihn lächeln.  
       Es zeigte ihm, wie
außergewöhnlich dieses falsche Terra war, wie komplex und berauschend. Er
empfand Liebe dafür und Mitleid und auch guten Willen. Diese Welt, diese
Gegend, dieses Gasthaus würden nicht in Vergessenheit geraten.
       Als ihm plötzlich etwas
anderes einfiel, entschuldigte er sich bei der alten Frau, die hinter der Theke
stehen geblieben war wie ein komatöser Servitor, und griff in die Tasche. Er
hatte Geld - Imperiumsmünzen und Plastekscheine. Er stapelte sie auf dem
fleckigen, glänzenden Tresen. »Imperiumswährung«, sagte er, »aber die können
Sie ruhig annehmen. Ich meine, Sie sind dazu verpflichtet. Die Iteratoren haben
mir heute Morgen verraten, dass die imperiale Währung jetzt legales
Zahlungsmittel ist und Ihre Währung ersetzen wird. Terra, Sie wissen nicht, was
ich sage, oder?  
    Was bin ich Ihnen schuldig?«
       Keine Antwort.
       Er schlürfte seinen vierten
Schnaps und schob ihr den Stapel Münzen zu. »Dann entscheiden Sie. Sagen Sie's
mir. Nehmen Sie sich das Geld für die ganze Flasche.« Er tippte mit dem Finger
gegen die Schnapsflasche. »Die ganze Flasche? Wie viel?«
       Er grinste und zeigte mit
einem Kopfnicken auf das Geld. Die alte Frau betrachtete den Haufen, streckte
eine knochige Hand aus und nahm ein Fünfaquilastück. Sie betrachtete es einen
Moment, dann spie sie darauf und warf es nach Karkasy. Die Münze prallte von
seinem Bauch ab und fiel zu Boden.
       Karkasy blinzelte und lachte
dann. Das Gelächter perlte aus ihm heraus, hart und freudvoll, und er war
absolut unfähig, es bei sich zu behalten. Die alte Frau starrte ihn an. Ihre
Augen weiteten sich ein wenig.
       Karkasy nahm die Flasche und
das Glas. »Ich sage Ihnen was«, sagte er. »Behalten Sie's. Alles.« Er entfernte
sich vom Tresen und fand einen leeren Tisch in einer Ecke. Er setzte sich, goss
sich noch ein Glas ein und schaute sich um. Einige der stummen Gäste starrten
ihn an. Er erwiderte das Starren mit einem fröhlichen Nicken.
       Sie sahen so menschlich aus,
fand er, und dann ging ihm auf, dass es ein lächerlicher Gedanke war, weil sie
ohne jeden Zweifel Menschen waren. Aber gleichzeitig waren sie auch keine. Ihre
farblose Kleidung, ihre farblose Art, ihr Mienenspiel, ihre Art zu sitzen, zu
schauen und zu essen. Sie kamen ihm ein wenig wie Tiere vor, menschenförmige
Wesen, die abgerichtet worden waren, menschliches Verhalten nachzuäffen, die
Kunst aber noch nicht gänzlich gemeistert hatten.
       »Tun das fünftausend Jahre
Trennung einer Rasse an?«, fragte er laut. Niemand antwortete, und einige
seiner Betrachter wendeten sich ab.

   War es das, was fünftausend
Jahre den getrennten Zweigen der Menschheit antaten? Er trank einen Schluck.
Biologisch identisch bis auf einige wenige Stränge genetischer Erbmasse, und
doch kulturell so weit auseinanderentwickelt. Dies waren Menschen, die lebten,
gingen, tranken und schissen wie er.

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