DGB 02 - Falsche Götter
Maloghurst, sich darum zu kümmern, aber etwas in Qruzes Worten schlug eine vertraute Saite an.
»Du sagtest etwas über Memoratoren?«
»Ja, als hätten wir nicht schon genug Sorgen.« »Iacton, zieh es nicht in die Länge. Sag mir, was los ist.«
»Von mir aus, obwohl ich nicht weiß, warum du es so eilig hast. Anscheinend läuft ein anonymer Memorator im Schiff herum und verteilt Anti-Astartes-Propaganda gedichte oder so einen Schwachsinn. Besatzungsmitglie der haben im ganzen Schiff Pamphlete gefunden. Sie sind überschrieben mit >Wahrheit ist alles, was wir ha ben< oder etwas ähnlich Hochtrabendem.«
»Die Wahrheit ist alles, was wir haben«, wiederholte Loken.
»Ja, ich glaube.«
Loken machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Strategium ohne ein weiteres Wort.
»Nichts ist mehr wie zu meiner Zeit«, seufzte Qruze Lokens Rücken hinterher.
Es war spät, und er war müde, aber Ignace Karkasy war mit seiner Arbeit der vergangenen Woche zufrieden. Jedes Mal, nachdem er eine heimliche Runde durch das Schiff gedreht hatte, waren alle Blätter verschwunden gewesen, wenn er Stunden später eine zweite machte.
Zwar hatte die Schiffsbesatzung zweifellos einige kon fisziert, aber er wusste, dass viele den Weg in die
Hände jener gefunden
hatten, die hören sollten, was er zu sagen hatte.
Im
Niedergang war es still, aber das war es dieser Tage immer.
Die meisten von denen, die Mahnwachen für den gefallenen Kriegsmeister hielten, taten es entwe der auf Davin oder in den größeren Räumen des Schiffs. Die Rächender Geist wirkte irgendwie vernachlässigt, als hätten sogar die Wartungsservitoren, die es säuberten, in ihren Pflichten innegehalten, um den Ausgang der Er eignisse abzuwarten.
Auf dem Weg zu seinem Quartier sah Karkasy immer wieder die Symbole der Lectitio Divinitatus, die in Wände und Schleusen geritzt waren, und er hatte den Eindruck, wenn er ihnen folgte, würden sie ihn zu einer Gruppe der
Gläubigen führen.
Die Gläubigen: Es war immer noch seltsam, in diesen erleuchteten
Zeiten in solchen Begriffen zu denken. Er erinnerte sich, auf Dreiundsechzig-Neunzehn in der Kir che gestanden und sich gefragt zu haben, ob der Glaube an das Göttliche ein unveränderlicher Makel im Charak ter der Menschheit sei.
Musste der Mensch an etwas glauben, um eine schreckliche Leere in sich zu füllen?
Ein
weiser Mann auf der Alten Erde hatte einmal be hauptet, die Wissenschaft werde die Menschheit zerstö ren, nicht durch ihre Massenvernichtungswaffen,
son dern durch den letztendlichen
Beweis, dass es keinen Gott gab.
Derartiges Wissen, hatte er behauptet, würde den Geist der Menschheit versengen, ihn wahnsinnig und mit der Erkenntnis zurücklassen, vollkommen
allein in einem gleichgültigen
Universum zu sein.
Karkasy lächelte und fragte sich, was der alte Mann wohl sagen würde, wenn er die Wahrheit sehen könnte: wie das Imperium sein säkulares Licht in die entferntes ten Winkel der Galaxis trug.
Andererseits war der Kult der Lectitio Divinitatus aber vielleicht auch eine Bestäti gung seiner Worte: ein Beweis dafür, dass die Mensch heit im Angesicht der Leere neue Götter erfand, um die alten zu ersetzen, die in Vergessenheit geraten waren.
Karkasy war nicht bewusst, dass der Imperator von Mensch zu Gott transzendiert war, aber die Literatur des Kults, die mit derselben Regelmäßigkeit wie seine eigene erschien, behauptete, er habe sich bereits über sterbliche Belange erhoben.
Er schüttelte den Kopf über solchen Unsinn und über legte, wie er dieses hochtrabende Geschwafel in seine neuen Gedichte einarbeiten sollte. Sein Quartier lag vor ihm, und in dem Augenblick, als er die Hand zur Tür
ausstreckte, wusste er, dass etwas nicht stimmte.
Die
Tür war nur angelehnt, und Gestank nach Ammo niak
erfüllte den Gang, doch trotz des starken Geruchs nahm Karkasy ein vertrautes, durchdringendes Aroma wahr, das nur eines bedeuten konnte. Der
unverschämte Knittelvers über den
Gestank der Astartes, den er für Euphrati Keeler komponiert hatte, kam ihm wieder in den Sinn, und er wusste, wen er hinter der Tür finden würde.
Er erwog kurz, einfach wieder zu gehen, erkannte dann aber, dass es keinen Sinn hätte.
Er holte tief Luft und stieß die Tür auf.
Seine Kabine war ein einziges Chaos — allerdings hatte er es selbst angerichtet. Mit dem Rücken zu ihm stand
wie erwartet Hauptmann Loken und schien die Kabine mit seiner Körpermasse vollständig auszufüllen.
»Hallo, Ignace«, sagte
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