DGB 02 - Falsche Götter
sage.«
Loken schaute in Qruzes langes, gebräuntes Gesicht. Die
Haut wies tiefe Runzeln und Falten auf, seine normalerweise halb geschlossenen
Augen blickten intensiv und durchdringend.
»Iacton ...«, begann Loken, doch Qruze fiel ihm ins Wort.
»Entschuldige
dich nicht, das steht dir nicht.«
»Ich weiß
nicht, was ich sagen soll«, sagte Loken.
»Ach ... dann sag gar nichts. Was habe ich auch schon zu sagen, das sich jemand anhören würde?«, seufzte Qruze. »Ich weiß, was ich bin, mein Junge: ein Relikt
aus einer Zeit, die lange hinter unserer
geliebten Legion liegt. Du weißt, dass ich
mich noch daran erinnern kann, wie
es war, als wir ohne den Kriegsmeister gekämpft haben? Kann man sich das überhaupt vorstellen?«
»Das müssen wir bald vielleicht nicht mehr, Iacton. Das Delphos wird sich bald wieder öffnen, und bisher
haben wir nichts gehört. Apothekarius Vaddon ist der Beantwortung der Frage, was dem Kriegsmeister zuge stoßen ist, keinen Schritt näher gekommen, auch nicht mit dem Anathame.«
»Dem was?«
»Das ist die Waffe, die den Kriegsmeister verwundet hat«, sagte Loken, wobei er sich wünschte, sie nicht er wähnt zu haben.
»Oh, dann muss es eine mächtige Waffe sein«, sagte Qruze
weise.
»Ich wollte mit Torgaddon wieder nach Davin zu rück«, wechselte Loken das Thema, »aber ich hatte ein wenig
Angst vor dem, was ich tun könnte, wenn ich Klein-Horus
und Ezekyle sehe.«
»Das sind deine Brüder, mein Junge«, sagte Qruze. »Was auch geschieht, vergiss das nie. Solche Bindungen lösen wir auf eigene Gefahr. Wenn wir uns von einem Bruder abwenden, wenden wir uns von allen ab.«
»Auch wenn sie einen schrecklichen Fehler gemacht haben?«
»Auch dann. Wir machen alle Fehler, mein Junge. Wir müssen sie nur richtig bewerten — als Lektionen, die man nur auf die harte Tour lernen kann. Es sei denn na türlich, es ist ein fataler Fehler, aber wenigstens kann dann jemand anders daraus lernen.«
»Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte Loken, wobei er sich auf das Strategiumgeländer stützte. »Ich weiß nicht, was mit dem Kriegsmeister geschieht, und ich
kann nichts dagegen tun.«
»Aye, das ist eine ziemlich Zwickmühle, mein Junge«, gab
Qruze ihm recht. »Aber wie wir zu meiner Zeit zu
sagen pflegten: >Wenn man nichts dagegen machen kann, mach dir auch keine Sorgen.<«
»In deiner Zeit muss vieles einfacher gewesen sein, Iacton«, sagte Loken.
»Das war es auch, mein Junge, das ist mal sicher«, er widerte er. Lokens Sarkasmus war ihm entgangen. »Es gab diesen Unsinn mit dem stillen Orden nicht, und glaubst du, wir hätten damals diesen Emporkömmling Varvarus geduldet, der Blut sehen will? Oder diese Me moratoren auf unserem eigenen verdammten Schiff, die
hochverräterische Gedichte über uns schreiben und be haupten, sie wären die reine Wahrheit? Ich frage dich, wo ist die verdammte Hochachtung geblieben, der sich die Astartes einmal rühmen konnten? Andere Zeiten, junger
Mann, andere Zeiten.«
Lokens Augen verengten sich. »Wovon redest du?« »Ich sagte, es sind andere Zeiten seit ...«
»Nein«, sagte Loken. »Über Varvaras und die Memo ratoren.«
»Hast du das nicht mitbekommen? Nein, sieht nicht so aus. Tja, Varvarus war wohl nicht so erfreut über die Art, in der das
Mournival mit dem Kriegsmeister auf die Rächender
Geist zurückgekehrt
ist. Der Schwachkopf meint, für die dabei zu Tode Gekommenen müssten Köpfe rollen. Er ruft
Maloghurst jeden Tag über Kom und verlangt, dass wir der Flotte sagen, was passiert ist, den Familien der Toten Entschädigungen zahlen und euch dann alle bestrafen.«
»Uns bestrafen?«
»Das sagt er«, nickte Qruze. »Behauptet, er hätte Ing Mae Sing bereits Botschaften zum Senat von Terra schi cken lassen über die Schweinerei, die ihr hinterlassen
habt. Verdammt ärgerlich, wenn du mich fragst. Das mussten wir uns nicht antun, als wir mit dem Kreuzzug
angefangen haben. Du hast gefochten und geblutet, und wenn Leute im Weg standen, hatten sie eben Pech ge habt.«
Loken war bestürzt über Qruzes Worte und empfand wieder Scham über seine Aktionen auf dem Hangar deck. Die unschuldigen Tode, die er mitverursacht hatte, würden ihn bis zu seinem Todestag begleiten, aber was
geschehen war, war geschehen, und er würde keine Zeit mit Reue vergeuden. Dass Normalsterbliche Astartes zum Tode verurteilten, war undenkbar, wie bedauerlich die Ereignisse auch sein mochten.
So lästig ein Problem wie Varvarus auch war, es oblag
Weitere Kostenlose Bücher