DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
Pfad in den Untergang, ein Labyrinth aus Zweifeln.«
Die Frau seufzte. »Ich weiß,
wie Sie sich fühlen, Nathaniel. Glauben Sie, ich habe das gewollt?« Sie zog an
der Kleidung, die sie trug. »Ich war Imagologin, und eine verdammt gute. Ich
bildete die Geschichte ab, während sie geschrieben wurde. Meine Kunst war auf
Tausenden von Welten bekannt. Glauben Sie, ich wollte fühlen, wie mich die Hand
eines Gottes berührt? Was wir sind, hängt nicht nur davon ab, auf welchen Weg
uns das Schicksal schickt, sondern auch, was wir aus dieser Reise machen.« Sie
lächelte flüchtig. »Ich beneide Sie, Hauptmann Garro. Sie haben etwas, das ich
nicht habe.«
»Und das wäre?«
»Eine Pflicht. Sie wissen, was
Sie tun müssen. Sie haben eine klare Vision, eine Mission, die Sie begreifen
und umzusetzen versuchen müssen. Aber ich? Jeden Tag werde ich mit einer neuen,
anderen Herausforderung konfrontiert, ständig bin ich bemüht, den richtigen
Pfad zu finden. Ich kann mir einzig der Tatsache sicher sein, dass ich eine
Bestrebung habe, doch deren Form kann ich noch nicht erkennen.«
»Sie haben eine Mission«,
murmelte der Astartes.
»Die haben wir beide«, ergänzte
sie. »Die hat jeder von uns.«
Dann berührte sie seine Wange,
und als ihre Finger über sein raues, narbiges Gesicht strichen, lief ein
Kribbeln durch Garros Nervenenden. »Seit Sie das Schiff vor den Gefahren des
Warp gerettet haben, kommen einige Crewmitglieder her und beten, damit uns ein
Wunder errettet. Sie haben mich gefragt, warum ich mich nicht ihren Gebeten
anschließe, und ich habe ihnen gesagt, das sei nicht nötig. Ich sagte: > Der
Imperator hat uns bereits gerettet. Wir müssen nur noch abwarten, dass sein
Krieger die Lösung findet. <«
»Ist es das, was ich bin? Der
fleischgewordene göttliche Wille des Imperators?«
Wieder lächelte sie und löste
damit bei ihm jenes intensive Gefühl aus, das er zuvor verspürt hatte, als er
allein in den Quartieren gewesen war. »Mein lieber Nathaniel wann sind Sie
jemals etwas anderes gewesen?«
»Status«, verlangte Qruze und
sah in Sendeks Augen, der an der Kontrollkonsole saß.
Der Death Guard nickte dem Luna
Wolf recht skeptisch zu.
»Unverändert«, meldete er und
schaute sich auf der Brücke um, ob einer der anderen Offiziere noch etwas hinzuzufügen
hatte. Carya schüttelte wortlos den Kopf. Viele Besatzungsmitglieder der Eisenstein waren bis auf weiteres beurlaubt worden, da sich in der Leere des Alls nichts
rührte, was beobachtet werden musste. Die stets wachsamen Astartes besetzten
nun die Stationen, während sich die anderen Männer und Frauen eine Weile
ausruhen durften.
»Rufsignale werden in einer
Schleife über Kurzreichweiten-Kom gesendet, aber selbst bei einer großzügigen
Schätzung ist davon auszugehen, dass sie frühestens in einem Jahrtausend von
Menschen empfangen werden können.«
Der alte Krieger legte die
Stirn in Falten. »Haben Sie auch irgendetwas Konstruktives zu vermelden?«
Sendek nickte. »Im Interesse
der Nachwelt habe ich damit begonnen, eine Karte von diesem Sektor zu
erstellen. Wenn dieses Schiff vielleicht irgendwann einmal gefunden wird,
könnten die Daten für diejenigen nützlich sein, die auf uns stoßen.«
Qruze gab einen Spucklaut von
sich. »Sind alle Death Guard so pessimistisch? Wir sind noch keine Leichen.«
»Ich würde meine Denkweise eher
als realistisch bezeichnen«, gab Sendek schroff zurück.
Beide Männer drehten sich um,
als die Irisluke der Brücke sich öffnete und Apothekarius Voyen zu ihnen kam. Sendek
hatte noch immer Mühe, ihm dessen Verbindung zu den Logen zu verzeihen, also
sah er zur Seite. Der Astartes war sich bewusst, dass Qruze die Spannung
zwischen ihnen beiden bemerkte und mit einem fragenden Blick kommentierte.
»Wo ist der
Gefechtshauptmann?«, wollte Voyen wissen.
»Unter Deck«, antwortete Qruze.
»Ich habe die Brücke. Sie können sich also ruhig an mich wenden, Sohn.«
»Wie Sie wünschen, Dritter
Hauptmann. Ich habe eine Übersicht über die Lagerräume und die Vorräte an Bord zusammengestellt.
Wenn wir die rationieren, dann wird die Crew der Eisenstein meinen
Berechnungen nach für fünfeindrittel Monate Nahrung haben.«
Carya kam dazu und machte einen
Vorschlag: »Könnten wir nicht einen Teil der entbehrlichen Crew in Kälteschlaf
schicken?«
Voyen nickte. »Das wäre eine
Möglichkeit, aber angesichts der Anzahl der Kälteschlafkammern würde das den
Zeitraum um einen, vielleicht zwei Monate
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