DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
sterbenden Welt ausbreitete, und sah seinen
Proteg zornig an.
»Glauben Sie mir jetzt? Genügt
als Beweis für diesen Wahnsinn, dass eine ganze Welt vor Ihren Augen ausgelöscht
wird?«
Decius brachte nur ein Flüstern
zustande. »Das ... das ist unglaublich. Die Gewalt einer solchen Zerstörung
...« Garro fühlte sich ein wenig wacklig auf den Beinen und stützte sich mit
einer Hand gegen das Panzerglas.
»Es ist noch nicht ganz
vorüber. Ein Schlag fehlt noch, bevor das Töten endgültig abgeschlossen ist.«
»Aber das Virus frisst doch den
ganzen Planeten auf ... alles Leben ... überall! Was will der Kriegsmeister
dort noch zerstören?«
»Bei so vielen Toten in so
kurzer Zeit ist das Lebensfresser-Virus recht schnell ausgebrannt«, erklärte
Garro, der nicht das Gefühl hatte, dass er es war, der diese Worte sprach.
»Aber die Masse an Leichen verwest.« Er verzog den Mund.
»Die ... Überreste verwandeln
sich in gasförmigen Zerfall. Stellen Sie sich das vor, Solun, eine ganze Welt,
die zu einem einzigen, riesigen Leichenhaus wird. Die Atmosphäre stinkt nach
frischem Tod.«
Draußen in der Flotte
veränderten verschiedene Schiffe ihre Position zu einer Formation, die es einem
einzigen Schiff erlaubte, eine vorbestimmte Stellung einzunehmen.
Es war das Flaggschiff des
Kriegsmeisters, die Rächender Geist .
»Natürlich«, sagte Garro
verbittert. »Horus. Er kommt nach vorn, um den vernichtenden Schlag selbst zu
führen. Ich hätte auch nichts anderes erwarten sollen.«
Er wollte die Augen schließen
oder wegsehen, aber wohin er auch blickte, überall verfolgten ihn die Gesichter
der Männer, die er dort unten zurückgelassen hatte. Er sah Temeter und Tarvitz,
stellte sich vor, wie sie bei dem Angriff umgekommen waren, hoffte und betete,
dass sie diese erste Welle doch irgendwie überlebt hatten.
»Und jetzt müssen sie den
letzten Schlag überstehen.«
Die Rächender Geist kam
zum Stehen und drehte sich mit majestätischer Eleganz, bis ihr Bug auf den
Planeten gerichtet war.
Aus der Mündung der
Zwillingskanonen schoss gleißendes Licht hervor, das bis zur Atmosphäre von
Isstvan III reichte und den schwarzen Wolken eine neue Farbe gab: das grelle
Orange eines Feuersturms.
»Wie ein Streichholz an
trockenem Holz«, hauchte Decius.
»Die Gase der verwesenden Toten
werden entzündet, und die Flammen werden sich um die ganze Welt fressen.«
»Und alles ist Horus' Werk«,
fügte Garro hinzu, der gegen den Schmerz ankämpfen musste, der sich bei dem Anblick
durch sein Herz bohrte. Scheinbar stundenlang sahen sie mit an, wie sich die Flammen
über Kontinente fraßen und Städte in Asche verwandelten, während das
Flaggschiff des Kriegsmeisters über allem schwebte wie der alleinige Richter
über die Zerstörung von Isstvan III.
Zeit verlor ihre Bedeutung, während
die beiden Astartes Zeuge jener weit entfernten Gräueltat wurden.
Schließlich schallte ein lauter
Glockenschlag durch den Raum, der über das schiffsinterne Kom-Netz ertönte und der
betretenen Stille ein jähes Ende setzte. »Hauptmann Garro auf die Brücke.«
Es war Caryas Stimme, die
gedämpft und tonlos klang.
»Wir haben ein Problem.«
Nathaniel wandte sich ganz vom
Fenster ab und ging fort.
Decius blieb noch einen Moment
lang an der Scheibe stehen und sah mit einem Glitzern in den Augen auf die Welt
unter sich. Erst dann folgte er seinem Kommandanten und beeilte sich, mit ihm
Schritt zu halten.
Baryk Carya konnte sich nicht
überwinden, durch die vorderen Fenster der Brücke nach draußen zu sehen. Der langsame
Tod auf dem Planeten dort unten war ihm unerträglich, ein Akt ungeheurer
Grausamkeit, gegen die sich jede Faser seines Körpers sträubte.
Er hatte seinen Diensteid nicht
abgelegt, um Teil eines solchen Schreckens zu werden. Als er sich auf der
Brücke umsah, bemerkte er, dass Maas ihn vom Kom-Alkoven aus anstarrte und
immer noch den Zettel in der Hand hielt, den der Kapitän ihm gegeben hatte. Er
näherte sich dem Junioroffizier und musste sich anstrengen, den Anschein von Autorität
zu wahren. »Haben Sie es erledigt?«, fragte er.
»Ich ...« Maas verzog das
Gesicht. »Ich habe das Signal gesendet, wie Sie es befohlen haben, mein Herr.«
Das Missfallen stand dem jungen
Mann ins Gesicht geschrieben, allerdings war es Carya völlig egal, ob Maas Gewissensbisse
bekommen hatte, weil er eine glatte Lüge verbreiten musste. Der Meister nahm
den Zettel an sich und zerriss ihn in kleine Fetzen.
Die Nachricht war an
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