DGB 05 - Fulgrim
hörte, und sah, dass Maloghurst mit einer Datentafel in der Hand zu
ihm gehumpelt kam.
»Was bringst du mir, Mal?«
»Eine Nachricht, mein Lord«,
erwiderte der Schild träger.
»Von wem?«
Maloghurst lächelte ihn an. »Von
Magnus dem Roten.«
Das La Fenice war eine
Ruine. Der Dämon, der sich Fulgrims Körper angeeignet hatte, durchquerte die
Überbleibsel jenes Theaters, in dem Bequa Kynska ihren letzten und größten
Auftritt gefeiert hatte.
Lächelnd dachte er zurück an die
Szenen von Verwüstung und Wollust, die sich hier abgespielt hatten.
Das Licht einer Handvoll schwacher
Rampenlichter flackerte in der Düsternis. Es stank nach Blut und Lust, die
Sitzreihen waren von klebrigen Flüssigkeiten überzogen, und überall lagen Knochen.
Die Macht des Dunklen Prinzen
hatte das riesige Theater durch-drungen und war auf jedes Lebewesen übergesprungen,
um die Barrieren jener Hemmungen niederzureißen, die zwischen Verlangen und
Handeln existierten.
Es war ein wahrhaft großartiger
Auftritt gewesen, und die niederen Avatare ihres Meisters hatten sich an den
Exzessen der entfesselten Gefühle gütlich getan, ehe sie das geborgte Fleisch
abgestreift hatten und in den Warp zurückgekehrt waren.
Überall waren Zeichen dafür zu
sehen, dass die Macht ihres Meisters freigesetzt worden war: die Überreste abgelegter
Kadaver, ein farbenfrohes Meisterwerk aus Blut und Exkrementen an der Wand,
eine Fleischskulptur, die aus einer Fülle verschiedener Körperteile
zusammengesetzt worden war.
Äußerlich glich der Dämon immer
noch dem Körper, den er sich angeeignet hatte, aber schon jetzt gab es
Anzeichen, dass sich das Fleisch bald umformen würde, um ein gefälligeres
Aussehen anzunehmen. Eine Aura der Macht hing in der Luft, und die Haut des
Dämons leuchtete schwach von innen.
Der Dämon summte die ersten
Takte aus der Ouvertüre der Maraviglia , während er das Schwert aus der Scheide
zog. Das goldene Heft glänzte im schwächer werdenden Schein des Rampenlichts.
Er hatte das Anathame aus Ostian Delafours Atelier geholt und dabei überrascht
und zugleich amüsiert festgestellt, dass sich eine Person in das Schwert
gestürzt hatte, mit dem der Bildhauer durchbohrt worden war.
Die verschrumpelte menschliche
Hülle war mit viel Mühe noch als Serena d'Angelus erkennbar, aber der Dämon
hatte ihre Leiche mit der erhabensten Schändung bedacht, bevor er den Weg ins La
Fenice antrat.
Er hielt sich die Klinge vors
Gesicht und lachte begeistert, als er im Spiegelbild seiner Augen Fulgrims gequälte
Seele entdeckte.
Der Dämon konnte dessen klägliche
Schreie aus den Tiefen seines Schädels wahrnehmen, und jeder der verzweifelten
Rufe war in seinen Ohren die schönste Musik, die er sich vorstellen konnte.
Derartige Dinge gefielen dem
Dämon, der einen Moment lang innehielt, um die Früchte seines Einflusses auf
Fulgrim zu genießen. Die Narren, die der Dritten Legion dienten, ahnten nicht,
dass ihr geliebter Führer in Wahrheit vergeblich versuchte, sich aus dem
Gefängnis zu befreien, dass sein eigener Verstand für ihn geworden war.
Lediglich der Schwertkämpfer
Lucius schien bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte, aber gesagt hatte er
nichts.
Dem Dämon war bei dem Krieger
die aufblühende Berührung durch den Warp aufgefallen, worauf hin er ihm das
silberne Schwert schenkte, in das die Laer ein Fragment seiner Essenz
eingebunden hatten.
Obwohl der Waffe jetzt der
Geist entrissen worden war, hielt sich noch immer ein wenig von der Macht in
der Klinge, die in den kommenden Jahren ihren Einfluss auf Lucius ausüben
würde.
Der Gedanke an die anstehenden
Gemetzel ließ den Dämon lächeln, denn er malte sich aus, was er mit diesem
gestohlenen Fleisch alles würde erreichen können.
Empfindungen, über die man im
Warp nur spekulieren konnte, ließen sich in diesem Reich der Sterblichen
verwirklichen. Auf dem Weg nach Terra erwartete ihn eine Galaxie des Blutes,
der Lust, der Wut, der Angst, der Verzückung und der Verzweiflung. Eine
Milliarde Seelen waren der Gnade des Kriegsmeisters ausgeliefert, und mit einer
Legion unter seinem Befehl würde der Dämon ganz neue Dimensionen der
Sinneswahrnehmungen erfahren können.
Er ging bis zum Bühnenrand und
betrachtete das große Gemälde, das über den zerschlagenen Überresten der Bühne
hing. Selbst jetzt, als das Licht langsam erlosch, war die Pracht deutlich zu
spüren.
Ein grandioser goldener Rahmen
hielt die Leinwand in seiner Umarmung gefangen, und
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