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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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momentane
Beschuss wirkte sporadisch und willkürlich.
    Einige Ritter fielen auch jetzt
noch den Kugeln zum Opfer, aber es war kein Vergleich zu dem alptraumhaften
Gemetzel, das sie beim Sturm auf das Loch in der Außenmauer erlebt hatten. Der
Lärm war dennoch nach wie vor unglaublich: polternde Schritte, johlende Ritter,
dröhnendes Kanonenfeuer und das helle Knattern der Pistolenschüsse. Trümmer
stürzten in die Tiefe, Verletzte schrien vor Schmerzen, und alles verlief
allmählich ineinander, bis Zahariel nur noch einen gleichbleibenden, ohrenbetäubenden
Klangbrei vernahm — ein Tosen, das für ihn immer die Musik des Kriegs sein
würde.
    Rauch und Staubwolken von den
zertrümmerten Wänden hüllten sie ein, und wieder fühlte sich Zahariel, als wäre
er ganz allein. Die Schwefelpartikel von den Pistolen- und Kanonenschüssen
setzten sich in seiner Kehle fest und brachten seine Augen zum Tränen.
    Vor ihnen brannten
verschiedentlich Feuer, und dann konnte er sehen, dass die Innentore weitaus
umfassender zerstört worden waren, als er es für möglich gehalten hätte. Das
Holztor war praktisch komplett weggesprengt worden, so dass ein Loch in der
Mauer klaffte, an dessen Rändern noch ein paar Holzsplitter hingen.
    »Für den Löwen und den Orden!«,
brüllte Luther, während er mit einem Satz über die Trümmer sprang, die die
Explosionen hinter-lassen hatten.
    Zahariel und Nemiel folgten ihm
und stürmten über Steinbrocken und brennende Holzstücke hinweg durch das
zerschmetterte Portal. Der Innenhof der Anlage war so grundlegend anders als
alles, was Zahariel bis dahin zu sehen bekommen hatte, dass er Mühe hatte, den
Anblick mit den Dingen in Einklang zu bringen, die ihm über militärische
Architektur vermittelt worden waren.
    Schier endlose Reihen von
Käfigen waren rings um das hohe, einem Turm ähnelnde Festungsgebäude herum aufgestellt,
jeder von ihnen groß genug, um den Pferden einer ganzen Schwertlinie Platz zu
bieten.
    Eine komplexe Anordnung aus
Schienen, Ketten und Getrieben verlief auf dem Boden des Innenhofs und verband
die Käfige mit einer erhöhten Plattform gleich vor dem Tor zum Bergfried.
    Einige Käfige waren belegt, die
meisten waren leer. Was Zahariel jedoch über alle Maßen abstieß, war das, was
sich in den belegten Käfigen befand. Auch wenn der Rauch ihm die Tränen in die
Augen trieb, konnte er erkennen, dass es sich um eine Vielzahl grotesker
Bestien handelte — geflügelte Reptilien ähnlich der Kreatur, gegen die er
zuerst gekämpft hatte, chimärenhafte Monster mit Tentakeln und Klauen, heulende
Monstrositäten mit mehreren Köpfen.
    Diese Menagerie der Bestien
nahm den inneren Burghof in Beschlag, jede von ihnen ein einzigartiges Exemplar
seiner jeweiligen Art, die hier aus nicht erkennbaren Gründen gefangen gehalten
wurden. Die Kreaturen rappelten an den Gitterstäben, brüllten und bellten
angesichts des Kriegslärms, der ringsum tobte.
    Etwa hundert Krieger in grauer
Rüstung mitsamt dem vertrauten Wolfspelz der Ritter des Lupus-Ordens hatten
sich in einer langen Linie aufgestellt und Schwerter und Pistolen gezückt. Lord
Sartana stand auf der Plattform in der Mitte dieser Gefechtslinie, seinen Helm hielt
ein Ritter gleich neben ihm für ihn fest.
    Der Vormarsch der Ordensritter
geriet bei diesem Anblick ins Stocken, denen angesichts dieser Ansammlung von
Bestien die Worte fehlten. Es war unfassbar, dass ein Orden es wagte und
überhaupt den Wunsch verspürte, solche Abscheulichkeiten zu sammeln.
    Lord Sartana sprach zu ihnen,
wobei es Zahariel vorkam, als sei der Kriegslärm mit einem Mal so gut wie verstummt.
Er wusste nicht, ob die dramatische Situation ihn das nur glauben ließ oder ob
es tatsächlich ruhiger geworden war.
    »Krieger des Ordens«, sagte
Sartana. »Dies hier ist unser Land, und dies ist unsere Festung. Ihr seid hier unerwünscht.
Ihr wart hier nie willkommen. Was einst unsere Welt hätte erhalten können, ist
am Ende.«
    Der Meister der Ritter des
Lupus-Ordens griff nach einem langen metallenen Hebel, der über Gelenke und Gegengewichte
mit den Schienen und Ketten verbunden war, die über den gesamten Innenhof
verliefen.
    »Dafür werdet ihr sterben«,
verkündete Sartana und legte den Hebel um.
    Noch bevor die Bewegung eine
Kettenreaktion auslöste, wusste Zahariel, was geschehen würde.
    Metall schob sich über Metall,
Gelenke wurden umgelegt, Riegel glitten zur Seite, und dann öffneten sich die
Käfigtüren.
     
    Die Bestien, endlich in

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