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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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war die Anzahl der Verteidiger und der Angreifer das Einzige,
was noch zählte.
    Nach allem, was Zahariel über
Belagerungen gelesen hatte, handelte es sich dabei fast immer um langwierige Angelegenheiten.
    Kämpfe wurden beinahe im
Schneckentempo ausgetragen, bis der Wendepunkt erreicht war und alles mit einer
heftigen, blutigen Schlacht entschieden wurde.
    Dies hier war eine solche
Schlacht, erkannte Zahariel. Ganz gleich, ob die Ablenkungsmanöver funktioniert
hatten, waren die Streitkräfte des Ordens in die Festung eingedrungen. Jetzt
konnte sie nichts mehr aufhalten, den Sieg über den Feind zu erringen.
    Den Rittern des Lupus-Ordens
dagegen standen wohl andere militärische Handbücher zur Verfügung, denn sie
kämpften verbissen weiter und schienen entschlossen, ihren Todeskampf noch eine
Weile in die Länge zu ziehen.
    »Zahariel«, hörte er von unten
jemanden rufen. Durch den Rauch hindurch konnte er Sar Luther auf dem Burghof
ausmachen, der ihn zu sich winkte. »Wenn du dann so weit wärst?«
    Er machte sich wieder auf den
Weg, durchschritt das in die Mauer gerissene Loch und überwand die verstreut liegenden
Trümmer mit einer Reihe kleiner Sprünge. Die Ritter waren in die Festung
geströmt, und nun war die Zeit gekommen, das Bauwerk zu durchkämmen und jeden
noch verbliebenen Verteidiger zu vernichten.
    »Bildet Schwertlinien, wir
werden uns durch den inneren Burghof zum Bergfried begeben«, befahl Luther. »Das
wird ganz sicher eine hässliche Angelegenheit, seid also auf der Hut. Dies hier
bedeutet das Ende der Ritter des Lupus-Ordens, daher werden sie wie Raptoren
kämpfen, die man in die Ecke gedrängt hat. Achtet an den Flanken auf mögliche
Hinterhalte und rückt energisch vor! Und jetzt los!«
    Zahariel entdeckte Nemiel in
der Menge und lächelte, als er sah, dass sein Cousin lebte und wohlauf war.
    »Du hast es geschafft!«, sagte
er.
    »Ich war als Erster in der
Burg«, rief Nemiel. »Sogar noch vor Sar Luther! Dafür werde ich mein eigenes
Banner bekommen.«
    »Es war ja klar, dass du nur an
den Ruhm denken würdest«, meinte Zahariel und bildete zusammen mit den anderen
eine Schwertlinie.
    »Irgendeiner muss es ja
machen«, gab Nemiel zurück. »Es kann sich schließlich nicht alles nur um die
Pflicht drehen, nicht wahr?«
    Nur drei weitere Ritter hatten
bis dort überlebt. Zahariel war dankbar dafür, dass Attias und Eliath es noch nicht
geschafft hatten, zu Rittern befördert zu werden, weil ihnen so dieser
Schrecken erspart blieb. Sar Hadariel nickte ihm und Nemiel zu, als sie sich
neben ihn stellten.
    »Gut gemacht, Brüder, ihr lebt
noch«, sagte der Veteran.
    »Jetzt bringen wir das zu
Ende.«
    Das große Banner wurde zu ihnen
gebracht, sein Stoff war im Verlauf der Kämpfe noch stärker in Mitleidenschaft
gezogen worden, aber es wirkte nach wie vor beeindruckend — als hätten die
zusätzlichen Wunden ihm noch größere Bedeutung verliehen.
    Zahariel hatte nie zuvor unter
einem Banner gekämpft, doch der Gedanke, gegen einen Feind vorzugehen, während
über ihm das Ordensbanner im Wind flatterte, erfüllte ihn mit nie gekanntem
Stolz.
    Das Banner war nicht bloß eine
Fahne oder Markierung — vielmehr war es ein Symbol für alles, wofür der Orden
eintrat: Mut, Ehre und Gerechtigkeit. Ein solches Symbol zu tragen, war etwas
Ehrenvolles, aber in seinem Schatten zu kämpfen, war etwas Einzigartiges etwas
extrem Bedeutsames, wie Zahariel klar wurde.
    »Achtung«, rief Luther und
zeigte auf die eroberte Außenmauer.
    »Haltet euch bereit, wir rücken
bald vor.«
    Zahariel folgte Luthers Geste
und sah, dass die Belagerungs-meister des Ordens die Kanonen umgedreht hatten.
Wiesen sie kurz zuvor noch auf ihre Kameraden, waren sie nun auf das Tor zum
Bergfried gerichtet.
    Luther ließ die Hand sinken,
und dann wurden die Kanonen in einem dröhnenden Stakkato abgefeuert. Dichte
Rauchwolken nahmen die Sicht auf das Geschehen, und die Luft war von
kreischendem Eisen und von Feuer erfüllt.
    Flammen und Rauch stiegen vom
Innentor auf, während Trümmerteile hochgeschleudert wurden.
    »Los!«, rief Luther, und sofort
rückten die Ordensritter erneut vor.
    Ein Heer aus gepanzerten
Leibern stürmte auf die Überreste der inneren Burgmauern zu, Rauch verhüllte die
Zerstörung, die mit den erbeuteten Kanonen angerichtet worden war. Von den
Innenmauern wurde ebenfalls auf die Ritter geschossen, doch es schien, dass man
den größten Teil der Waffen auf die Außenmauern geschafft hatte. Der

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