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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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Tag zuvor.
    Die Rüstungen waren frisch
poliert, die schwarzen Panzerplatten glänzten, und die Waffen hatten sie so gründlich
gereinigt, als hinge davon ihr Leben ab. Von den Lederstiefeln bis hin zu den
weißen Chorröcken hatten sie keinen Teil ihrer Rüstung vernachlässigt, und beide
Jungs gaben ein strahlendes Bild ab, als sie hoch oben auf dem Wehrgang
standen.
    »Eine interessante Zeit, nicht
wahr?«, fragte Nemiel und sah zu einem Trupp neu eingesetzter Soldaten, die über
das ausladende Plateau marschierten, auf dem der Imperator landen sollte, wenn
die Zeit gekommen war.
    Im Schein der Mittagssonne
waren ganze Scharen von Soldaten unterwegs, die entweder marschierten oder Angriffstaktiken
übten.
    Viele mehr trainierten
innerhalb der Festung, was vor einem Monat noch völlig undenkbar gewesen wäre.
    Zahariel nickte. »Hast du nicht
selbst gesagt, es wäre ein Fluch?«
    »Ja, habe ich. Aber wie soll
man diese Zeit anders bezeichnen?«
    »Erstaunlich«, sagte Zahariel.
»Mitreißend. Aufregend.«
    »Oh, das will ich alles gar
nicht leugnen, Cousin. Doch beunruhigt es dich denn gar nicht, wie schnell das alles
geschieht?«
    »Nein«, erwiderte er und
deutete auf das gerodete Land vor der Festung. »Sieh dich doch nur um. Wir wurden
mit Terra wiedervereint, wovon wir alle geträumt haben, seit ... ich weiß gar
nicht, seit wann, aber es reicht so lange zurück, wie wir in der Lage sind,
darüber Geschichten zu erzählen. Alles, was wir wollten, ist eingetreten. Warum
stellst du es jetzt infrage?«
    »Ich stelle es nicht infrage«,
erklärte Nemiel und hob abwehrend die Hände. »Es ist nur so, dass ... hm, ich weiß
nicht ... Ich finde, wir sollten dem Ganzen mit ein wenig Vorsicht oder Skepsis
begegnen. Das ist doch vernünftig, oder nicht?«
    »Vermutlich, ja«, stimmte
Zahariel zu, verschränkte die Arme und stützte sich auf eine Zinne. Rauchsäulen
stiegen am Horizont zum Himmel. Er wusste, dort wurden große Freiflächen
geschaffen, damit riesige Fabrikkomplexe und Unterkünfte für die Arbeiter
entstehen konnten.
    Vor ein paar Tagen war er zu
einer dieser Anlagen geritten, und es hatte ihn wie ein Schlag getroffen, als er
sah, welche Monstrosität das Mechanicum dort hingesetzt hatte. Riesige Wunden
waren in die Felswände der Berge geschlagen worden, Tausende Hektar Wald hatten
weichen müssen.
    Ob es ihm gefiel oder nicht,
die Oberfläche von Caliban war für alle Zeit verändert.
    »Ja«, gab Zahariel nach einer
Weile zu. »Es geschieht alles sehr schnell, da muss ich dir Recht geben. Aber
es dient alles einem höheren Ziel. Wir sind ein Teil des Imperiums, und es ist
unsere Pflicht, dem Großen Kreuzzug die Ressourcen zur Verfügung zu stellen,
die unsere Welt liefern kann.«
    »Das ist wahr. Trotzdem ist es
eine Schande, dass es so ablaufen muss, nicht wahr?«
    Zahariel nickte, als sein
Cousin auf die kastenförmigen Bauwerke zeigte, die den Waldrand säumten:
Quartiere, Waffenlager, Kantinen und Garagen für die verschiedenen Vehikel.
Hässliche graue Kisten auf Ketten waren dort geparkt, Fahrzeuge, die von den
Imperialen Chimären genannt wurden. Sie machten Lärm, waren unbequem und
wühlten mit ihren Ketten die Erde auf, so dass nur Morast zurückblieb.
    Sie hatten nichts Ehrbares an
sich, und sogar ihr Name bereitete Zahariel Unbehagen, da der ihn an die
Bestien in den Wäldern erinnerte, vor denen sie sich alle so lange Zeit
gefürchtet hatten.
    »Du kannst mir nicht erzählen,
dass du glücklich bist, Aldurukh mit jedem dahergelaufenen Bauern zu teilen«, fuhr
Nemiel fort.
    »Der neue Lord Cypher muss
allein bei dem Gedanken daran vor Wut explodieren wollen.«
    »Ich gebe zu, es ist
eigenartig, aber ich glaube wirklich, dass es zum Besten für uns alle ist. Komm
schon, freust du dich etwa nicht, dass wir in der Endausscheidung der Astartes
stehen?«
    Nemiel lächelte flüchtig und
ließ die vertraute Arroganz erkennen. »Natürlich freue ich mich. Ich habe dir schließlich
gesagt, dass wir es schaffen werden, nicht wahr?«
    »Ja, das hast du«, meinte
Zahariel amüsiert.
    »Wieder mal hast du Recht
gehabt.«
    »Das ist eine Angewohnheit.«
    »Gewöhn dich lieber nicht
daran«, warnte er ihn. »Ich habe so ein Gefühl, dass wir uns noch oft genug
irren werden, je mehr wir über das Imperium in Erfahrung bringen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Erst neulich sagte ich zu
Bruder Israfael, dass der Imperator so etwas wie ein Gott ist. Daraufhin hätte
er fast einen Anfall

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