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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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Feldzüge
gegen die großen Bestien mitmachen können.«
    »Oh, ich kann mir richtig
vorstellen, wie glücklich wir uns dabei schätzen können. Wir dürfen dann in den
Wald marschieren und uns mit einer Horde Ungeheuer anlegen, die groß genug
sind, um uns als Ganzes zu schlucken, und die uns mit einem Prankenhieb in
tausend Stücke reißen können.«
    Jetzt wusste Zahariel, dass er
auf den Arm genommen wurde. Bei Nemiel konnte man sich immer darauf verlassen,
dass er damit prahlen würde, welchen furchterregenden Kreaturen er sich stellen
würde, wenn man ihm erst einmal die Teilnahme an einem Feldzug gegen die großen
Bestien erlaubte.
    Anstatt auf Nemiels Bemerkungen
zu reagieren, redete er einfach weiter: »Wir sind hier. Wir sind Anwärter des
Ordens, und eines Tages werden wir Ritter sein.« Er machte eine ausholende
Geste, die alles einbezog: die hohen Steinmauern, die Waffenständer, die
Spirale auf dem Boden und das große Mosaik an der Wand, dass das Symbol des
Ordens — das nach unten gerichtete Schwert — darstellte. »Sieh dich um. Wir
werden ausgebildet, damit wir Ritter werden und die Gefahr der Bestien für
unsere Welt bannen können. Der Augenblick, in dem die letzte Bestie besiegt
wird, geht in die Annalen des Ordens und in die Geschichte von Caliban ein. Er
wird für Jahrtausende im Gedächtnis der Menschen bleiben. Geschichte wird
geschrieben, und wenn wir Glück haben, werden wir dabei sein, wenn es so weit ist.«
    »Das stimmt, Cousin«,
pflichtete Nemiel ihm bei. »Die Leute werden sagen, dass wir in einer
interessanten Zeit gelebt haben, nicht wahr?«
    »In einer interessanten Zeit?«
    »Das waren einmal Meister
Ramiels Worte, wenn du dich erinnerst. Er sagte es, als wir in der Dunkelheit
vor dem Tor standen und ihn fragten, ob wir uns als Novizen dem Orden
anschließen könnten.«
    »Ja, ich erinnere mich«,
erwiderte Zahariel, obwohl in Wahrheit kaum noch etwas von der Nacht, die sie
vor den Toren des Klosters verbracht hatten, in seinem Gedächtnis verblieben
war.
    »Er sagte, das sei eine
Formulierung von Terra«, fuhr Nemiel fort.
    »Wenn die Menschen in Zeiten
des Wandels lebten, in Zeiten also, in denen Geschichte geschrieben wird, dann
nannten sie es >interessanten Zeiten<. Sie hatten sogar eine Redewendung:
>Mögest du in interessanten Zeiten leben.<«
    »Mögest du in interessanten
Zeiten leben«, wiederholte Zahariel.
    »Das gefällt mir. Irgendwie
klingt das genau richtig. Ich weiß, Ritter sollen nicht an solche Dinge glauben,
doch es klingt fast wie ein Gebet.«
    »Ein Gebet? Ja, schon. Aber
nicht wie ein gutes Gebet. Das war etwas, das sie zu ihrem ärgsten Feind
sagten. Es war als Verwünschung gedacht.«
    »Als Verwünschung?«
    »Ich vermute, sie wollten
lieber ein ruhiges Leben führen. Sie wollten nicht inmitten von Blutvergießen
und Unruhen leben. Sie wollten keinen Wandel. Sie waren zufrieden mit dem, was
sie hatten. Sie wollten alle nur möglichst alt werden und dann im Schlaf
sterben. Vermutlich dachten sie, ihr Leben sei so, wie es war, vollkommen. Das
Letzte, was sie sich wünschten, war, dass die Geschichte an ihre Tür klopft und
alles ins Chaos stürzt.«
    »Das kann man sich nur
schwerlich vorstellen«, überlegte Zahariel, hob sein Schwert auf und stellte es
zurück in den Waffenständer. »Stell dir vor, alle Menschen sind mit ihrem Los
zufrieden, und niemand will etwas ändern. Vielleicht besteht der Unterschied
darin, dass wir auf Caliban aufgewachsen sind. Hier ist das Leben hart, und
jeder ist an Blutvergießen und Unruhen gewöhnt.«
    »Ob es auf Terra wohl anders
war als hier?«, fragte sich Nemiel.
    »Vielleicht. Aber vielleicht
liegt es auch daran, dass es für uns selbstverständlich ist, in unserem Leben
auf Caliban gehe es stets ums Kämpfen. Im Vergleich dazu muss Terra ein
Paradies sein.«
    »Falls Terra überhaupt
existiert«, wandte Nemiel ein. »Manche sagen, Terra sei nur ein Mythos, den
unsere Vorfahren erfunden haben. Auf Caliban wurde unsere Kultur geboren, und
auf Caliban wird sie sterben. Es gibt keine Raumschiffe, keine verschollenen
Brüder auf anderen Planeten. Das ist alles nur eine Lüge. Eine gutgemeinte
Lüge, die uns in schlechten Zeiten Trost spenden soll. Trotzdem nur eine Lüge.«
    »Glaubst du das?«, fragte
Zahariel. »Glaubst du, Terra ist eine Lüge?«
    »Ja, vielleicht ... ach, ich
weiß nicht«, gab Nemiel achselzuckend zurück. »Wir können zum Himmel sehen und
die Sterne betrachten, aber man kann sich nur schwer

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