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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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sein Gehör an, ob er irgendwo die Schreie oder das Flüstern vernehmen
konnte, das ihn in der vergangenen Nacht verfolgt hatte.
    Es war nichts zu hören, aber es
wäre vom aufgeregten Geplapper seiner Kameraden ohnehin übertönt worden.
Zahariel ritt neben Nemiel her, dessen Gesicht und dunkles Haar zum Teil durch
den Helm verdeckt wurden, aber seine Begeisterung hatte dennoch etwas
Ansteckendes.
    Zahariel war ausgewählt worden,
diese Gruppe anzuführen, so dass ihm nun neun Anwärter folgten: Jeder auf einem
eigenen schwarzen Pferd, die für Caliban so typisch waren. Die anderen
Farbvarianten dieser Tierart waren seit langem ausgestorben, und die
Stallmeister des Ordens konnten nur noch Pferde in dunklen Felltönen züchten. So
wie ihre Reiter waren auch die Tiere noch jung und mussten viel lernen, bevor sie
zu den ruhmreichen Pferden der Ravenwing-Kavallerie gezählt werden konnten. Die
Ritter des Ravenwing agierten wie schneidige Helden aus alten Tagen, führten
blitzschnelle Attacken und zogen sich gleich wieder zurück. Außerdem fanden sie
sich in der Wildnis meisterlich zurecht.
    Auf sich allein gestellt
konnten sie monatelang in den Wäldern von Caliban überleben, sie waren
heldenhafte Gestalten in mattschwarzer Rüstung und mit Helmen, die mit Flügeln
verziert waren und die die Identität eines jeden Kriegers verbarg.
    Ein Angehöriger des Ravenwing
zu sein, bedeutete ein Leben in Einsamkeit zu führen, aber zugleich
atemberaubende Abenteuer und Ruhm zu erfahren.
    Fünf Gruppen aus je zehn
Reitern waren auf diese Jagd gegangen und bewegten sich in einer gestreckten V-Formation
durch den Wald, während Bruder Amadis von einer Gruppe zur anderen wechselte
und als Beobachter und Mentor fungierte. Sie waren viele Kilometer von der
Ordensfestung entfernt, und die Begeisterung darüber, so tief in den Wald
vorgedrungen zu sein, ließ ihn fast die Angst vergessen, die sich wie eine
eisige Hand um seinen Magen gelegt hatte.
    »Glaubt ihr, wir werden
tatsächlich eine Bestie finden?«, fragte Attias, der zu Zahariels Rechten ritt.
»Ich meine, in diesem Teil des Waldes sollen doch schon alle Bestien getötet
worden sein.«
    »Wenn du weiterhin so laut
quasselst, finden wir ganz bestimmt nichts!«, meldete sich Nemiel zu Wort. »Ich
schwöre, man kann dich bis nach Aldurukh hören.«
    Attias zuckte bei Nemiels
schroffem Tonfall zusammen, woraufhin Zahariel seinem Cousin einen energischen
Blick zuwarf, was der nur mit einem Schulterzucken kommentierte.
    »Achte nicht auf ihn, Attias«,
sagte Zahariel.
    »Ihm fehlt nur sein Bett, sonst
nichts.«
    Der Angesprochene nickte
lächelnd, da sein natürlicher Opti-mismus ihn über den Zwischenfall hinweggehen
ließ. Der Junge war nicht ganz so alt wie Zahariel, der ihn kannte, seit er mit
sieben Jahren zum Orden gestoßen war.
    Zahariel war sich nicht sicher,
warum er den Jungen in seine Obhut genommen hatte. Auf jeden Fall war er für
ihn da gewesen, um ihm zu helfen, damit er sich an das disziplinierte und
fordernde Leben als Anwärter gewöhnte. Vielleicht lag es daran, dass er in dem
Jungen etwas von sich selbst wiedererkannt hatte.
    Seine ersten Jahre im Orden
waren schwierig gewesen, und ohne Zahariels Anleitung wäre Attias bereits in
den ersten Wochen gescheitert und unehrenhaft nach Hause geschickt worden. So
aber hatte er sich an seine neue Umgebung gewöhnt und war ein mehr als
achtbarer Anwärter geworden.
    Nemiel hatte sich nie für den
Jungen erwärmen können und ihn stattdessen zur Zielscheibe seiner häufigen spöttischen
oder herabwürdigenden Bemerkungen gemacht.
    Dieses Verhalten war zu einem
unausgesprochenen Streitpunkt zwischen den Cousins geworden, da Nemiel den
Standpunkt vertrat, jeder Anwärter müsse aus eigener Kraft bestehen, nicht mit
Hilfe eines anderen.
    Zahariel hielt dagegen, es sei
die Pflicht eines jeden Anwärters, seinen Brüdern zu helfen.
    »Es ist eine große Ehre, dass
Bruder Amadis uns auf diese Jagd führt, nicht wahr?«
    »Ja, das ist wirklich eine
große Ehre, Attias«, erwiderte Zahariel.
    »Es kommt nicht oft vor, dass
wir von einem so hochrangigen Ritter etwas lernen können. Wenn er redet, musst
du ihm gut zuhören.«
    »Das werde ich«, versprach der
Junge.
    Ein weiterer aus der Gruppe kam
nach vorn und klappte sein Visier hoch, um etwas sagen zu können. Die Helme der
Anwärter wurden von einem Jahrgang zum nächsten weitergereicht, und lediglich
der Teamführer verfügte über ein Kommunikations-system.
    Zahariels Helm

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