DGB 06 - Gefallene Engel
zuckte und wand sich wie eine Ansammlung von einer
Million Schlangen unter der glänzenden Haut.
Der dornige Kopf saß auf einem
langen Hals, die langen Kiefer liefen schmal zu, die Fangzähne wirkten so
scharf wie das Sägeblatt eines Waldarbeiters. Die Flügel waren dünn und
durchscheinend, wurden von spitzen Panzerplatten gesäumt und mündeten in
langen, gebogenen Klauen. Zahariel hatte ein solches Geschöpf noch nie gesehen,
und sein entsetztes Stutzen angesichts dieser Abscheulichkeit kostete ihn
beinahe das Leben.
Die Bestie schlug mit den
Flügeln, als wolle sie sich wieder in die Lüfte erheben. Gleichzeitig schnitt
eine der Hakenklauen eine tiefe Kerbe in Zahariels Brustplatte. Durch die Wucht
des Treffers wurde er vom Rücken seines Pferdes geschleudert.
Er schlug hart auf dem
Waldboden auf und hörte einen weiteren qualvollen Schmerzensschrei. Seine
Bemühungen, sich wieder aufzurichten, wurden durch seine Rüstung behindert.
Gerade griff er nach seiner Pistole, da schob sich ein Schatten über ihn, und
als er den Kopf drehte, sah er den schreienden Reptilienvogel, der sich vor ihm
aufgebaut und den Schnabel weit aufgerissen hatte, um ihn in Stücke zu reißen.
Vier
ALS DER SCHNABEL DER BESTIE auf
ihn zugeschossen kam, rollte sich Zahariel zur Seite. Auf dem Rücken liegend, riss
er die Pistole hoch und feuerte dreimal. Dabei wurde die Umgebung in so grelles
Licht getaucht, dass Zahariel einen Moment lang geblendet wurde. Der Lärm war ohrenbetäubend
und wurde auch durch den Helm kaum gedämpft. Er robbte von der Bestie weg,
rechnete aber fest damit, dass er nur noch Sekunden zu leben hatte.
Weitere Schüsse waren zu hören,
und als er wieder klar sehen konnte, entdeckte er Nemiel, der hinter einem Baum
kauerte und auf die Bestie feuerte, während die ihre Krallen nach den
Überresten von Zahariels Pferd ausstreckte.
An geschmolzenes Wachs
erinnerndes Blut sickerte aus drei sauberen Einschusslöchern in der Brust der Kreatur.
Ob die etwas bewirkt hatten, vermochte Zahariel nicht zu sagen, da sie ebenso
wütend kämpfte und brüllte wie zuvor.
Einer ihrer Flügel zuckte vor,
schnitt sich durch den Baumstamm, hinter dem Nemiel Schutz gesucht hatte, und
traf ihn an der Brust.
Nemiel fiel zu Boden. Der Brustpanzer
wies einen Riss auf, hatte aber gehalten, da der Baum einen großen Teil der
Energie des Schlags geschluckt hatte.
Zahariel rappelte sich auf, als
er sah, wie die versprengten Überreste seines Trupps im Angesicht des Monsters in
Panik gerieten. Eliath lag unter seinem Pferd begraben, dessen Flanke über die
gesamte Länge aufgeschlitzt war.
Wie erstarrt saß Attias am Rand
der Lichtung, sein Pferd stand vor Angst wie angewurzelt gleich neben ihm, mit
flach angelegten Ohren und weit aufgerissenen Augen.
Die Bestie wandte sich zu
Attias um und stieß ein lautes Geheul aus, spreizte die Flügel und spannte die Muskeln
an, um zum Angriff überzugehen.
»Hey!«, brüllte Zahariel,
verließ den Schutz der Bäume und fuchtelte mit den Armen. »Hier bin ich!«
Prompt blickte die Bestie in
seine Richtung, riss das blut-verschmierte Maul auf und richtete ihre
seelenlosen schwarzen Augen auf ihn. Zahariel zog sein Schwert und zielte mit
der Pistole auf das Monster.
»Komm schon, du Scheusal«, rief
er.
»Wenn du ihn haben willst,
musst du erst mich schlagen!«
Ob die Bestie auch nur ein Wort
davon verstand, wusste er nicht, aber es schien auf jeden Fall, als hätte sie
sein herausforderndes Gebaren begriffen. Ohne auf eine weitere Reaktion zu
warten, eröffnete Zahariel das Feuer. Die Pistole zuckte in seiner Hand, Blut
spritzte aus der Brust der Kreatur, die zu kreischen begann. Im nächsten Moment
schoss sie auf ihn zu und ließ ihren Kopf einem Schwert gleich auf ihn herabfahren.
Zahariel rettete sich mit einem
Sprung zur Seite, so dass der Schnabel ihn nur knapp verfehlte und gerade einmal
eine Handbreit neben ihm die Luft zerschnitt. Schneller, als er es für möglich
gehalten hätte, verdrehte die Bestie in ihrer Bewegung aber den Kopf und
verpasste ihm einen Treffer gleich unterhalb der Hüfte.
Er wirbelte durch die Luft und
prallte so gegen einen Baum, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde und
er seine Waffen verlor, als er zu Boden ging.
Rufe und Entsetzensschreie
ertönten rings um Zahariel, der den Kopf schüttelte und sich zu orientieren
versuchte. Er hörte die ängstlichen Ausrufe seines Trupps und spuckte Blut, als
er sich auf dem stinkenden
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